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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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mir nichts«, sagte sie und löste sich achselzuckend von ihm, bevor er mehr sagen konnte. »Sean, dieser Turm … warum ist er mir so vertraut?«
    Er lächelte. »Kannst du es nicht erraten?«, fragte er und war offensichtlich ebenso froh wie sie darüber, das vorherige Thema fallen zu lassen. »Er wurde auf dem alten Druidenhügel erbaut.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Du machst Witze.«
    »Wirklich nicht.« Er fand dieses Sakrileg anscheinend belustigend. »Silas sagte, dass sie, als sie das Land anfänglich für das Schloss rodeten, recht erfreut waren, an genau der Stelle einen Hügel vorzufinden, an der DuMaine seinen Turm errichten wollte. Es war keine große Sache, die alte Ruine darauf niederzureißen – das gelang ihnen innerhalb einer Woche.«
    »Sie haben den Druidenturm niedergerissen?« Zu Zeiten ihres Vaters hätte sich das gemeine Volk dem Turm nicht einmal genähert, aus Angst vor der Macht, die ihm innewohnte. Kein Wunder, dass sie DuMaine so eifrig besiegt sehen wollten.
    »Bis auf den Grund«, bestätigte Sean. »Dann legten sie ein neues Fundament und errichteten den Turm darüber.«
    »Herr Jesus!«, murmelte sie, ein eher unpassender Fluch für solch ein Verbrechen. »Sean, hier können wir nicht bleiben …«
    »Mach dich nicht lächerlich«, unterbrach er sie. »Unsere Familie ist hier sicher, was auch immer DuMaine getan haben mag.«
    »Nicht wenn wir die alten Orte schänden«, protestierte sie. »Du weißt, was Mutter immer gesagt hat …«
    »Mutters Aberglaube hat ihren Mann nicht gerettet, oder?« In seinen Augen flammte einen Moment das zornige Gefühl auf, das ihren Bruder auf seiner Suche immer weiter trieb. Dann lächelte er. »Morgen möchte ich damit beginnen, deine Sachen in den Turm zu bringen.«
    »Was? Sean, nein …«
    »Das Schloss ist von Soldaten überlaufen«, sagte er und unterbrach sie damit erneut. »Dort ist es für deine kleine Lady Clare und ihr Kindermädchen nicht mehr sicher. Es könnte dort auch bald nicht einmal mehr für dich sicher sein.«
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen«, sagte sie.
    »Ich weiß.« Er legte ihr eine Hand auf den Kopf, eine Geste, die sie einen Moment so sehr an ihren Vater erinnerte, dass sie fast weinen musste. »Aber du bedeutest mir alles auf der Welt, Siobhan. Ich muss dich in Sicherheit wissen. Und für das Kind gilt das auch.« Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück, als ein weiterer Trupp aus dem Gutshaus kam. »Ich werde mein Quartier im Erdgeschoss einrichten, Silas’ Dienstzimmer darüber, und die Frauen ganz oben einquartieren.«
    »Ich muss mit dem Balg in einem Raum schlafen?«, protestierte sie.
    »Nein, nein«, versprach er, lächelte und schüttelte den Kopf. »Es gibt im oberen Stockwerk zwei Räume. Ich denke, sie sind gut ausgestattet für eine Lady. DuMaine muss auch selbst vorgehabt haben, sich eine Ehefrau zu nehmen.«
    Das Lächeln, das sie allmählich auf ihr Gesicht zu zaubern lernte, wann immer Tristans Name fiel, zeigte sich auch diesmal, ohne dass sie darüber nachdachte, ein bitteres, unbesonnenes Lächeln. »Und das hat er getan«, antwortete sie.
    »Und das hat er getan«, stimmte Sean ihr zu. Er zog leicht an ihrem Zopf. »Bist du für heute mit dem Kriegshandwerk fertig? Wirst du jetzt hereinkommen und schlafen?«
    »Gleich.« Sie war nicht müde, nur abgespannt, und der Gedanke an das überbelegte Gutshaus, an die verrauchte Halle, ließ sie die Abgespanntheit noch stärker empfinden. »Geh nur, Bruder. Ich komme nach.«
    Er nickte und berührte ein letztes Mal leicht ihre Wange. »Du machst dir zu viele Sorgen, Siobhan.« Er war bereits hineingegangen, bevor ihr eine Antwort einfiel.
    Sie schaute zu Tristans Wahnsinnstat zurück, die auf dem Hügel uralter Magie erbaute innere Festung, die, wie er geglaubt hatte, ihm und seinem kleinen Mädchen Sicherheit gewähren würde. Als sie selbst ein kleines Mädchen war, hatte ihre Mutter ihr Geschichten über die Druiden erzählt, wie sie zu den Leuten dieses Waldes gekommen waren und ihr Blut mit deren Blut vermischt hatten, womit sie ihnen Teilhabe an ihrer Macht gewährten. In der Zeit Arthurs hatte ihre Magie die Alten vor den Sachsen gerettet, die Magie von Merlin, dem Letzten ihrer Rasse. Sie und Sean waren die letzten Abkömmlinge dieser uralten Ahnenreihe. Ihr Blut war an den Hügel und den Turm gebunden, der darauf gestanden hatte.
    Sie zog das Kurzschwert, das sie noch immer an ihrem Gürtel trug. Die Klinge, mit der sie zum ersten Mal

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