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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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und drängte sich auf der Treppe an einer Reihe von Dienern vorbei, um in den Turm zu entkommen.

7
    Tristan stand am Waldrand, als sich die Dämmerung herabsenkte, und glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Er hatte erwartet, sein Schloss als zerstörte Ruine und die Dorfbewohner in alle Winde verstreut vorzufinden, so wie es war, als er ursprünglich hierherkam. Aber hätte er es nicht besser gewusst, hätte er geschworen, die Ereignisse von vor zwei Wochen wären niemals geschehen. Das Schloss war vollkommen unbeschädigt, und das einzige Zeichen eines ehemaligen Schadens war das frisch mit Stroh gedeckte Dach des Torhauses. Wachen patrouillierten auf den hohen Steinmauern – viele davon Leute, die ihm gedient hatten. Die Zugbrücke war hochgezogen, aber ein Junge watete am Rande des Burggrabens und fing mit einem kleinen Netz Fische oder Kaulquappen. Wo war Clare?, fragte er sich. War sie noch im Schloss?
    Hinter ihm erklangen Hundegebell und donnernde Hufe – eine Jagdgesellschaft. Er verschmolz wieder mit den dichteren Schatten, während sie vorüberritten und der Anführer in sein Horn blies, um den Wachen auf den Mauern ein Zeichen zu geben. Die Hunde liefen schnüffelnd voran und nahmen vielleicht seinen Geruch auf. Er lächelte und beobachtete sie zähnefletschend. Nun hatte er einen Plan.
    * * *
    Die Sonne war untergegangen, als Silas das Gebäude für die Nacht gesichert hatte, und ihr letztes Licht verblasste über den Schlossmauern. Als er seine Pläne und die Geldschatulle aufnahm, hörte er, wie das Fallgitter geöffnet wurde. Er wandte sich um und sah eine Jagdgesellschaft über die Zugbrücke kommen, die aus einem halben Dutzend Männer bestand, die ihrem Erfolg lauthals Ausdruck verliehen. Nur zwei der Männer waren mit Sean Lebuin zum Schloss gekommen, wie er bemerkte. Die anderen waren vor einem Monat noch Soldaten Tristan DuMaines gewesen und hatten, zumindest in seinen Augen, einen zufriedenen Eindruck gemacht. Und nun gingen sie mit den Mördern ihres Herrn auf die Jagd. Er wandte sich seufzend ab und verdrängte den Gedanken. Er war ein Gelehrter, kein Adliger. Die Launen der Politik sollten ihn nicht kümmern.
    Aber er merkte, dass sein Blick aus einem unbestimmten Grund von den Hunden angezogen wurde. Die meisten von ihnen trotteten mit von der Jagd des langen Tages heraushängenden Zungen hinter der Jagdgesellschaft her auf die Zwinger zu. Aber einer, eine große, goldfarbene Dogge, schien kaum erschöpft zu sein und folgte den anderen auch nicht. Während die Jäger abstiegen und die übrigen Hunde Aufmerksamkeit heischend um sie herumsprangen, ignorierte dieser sie, glitt furchtlos zwischen den Hufen hindurch und entschwand in die Schatten nahe der Mauer.
    Ein Hund, dachte er und schüttelte erneut den Kopf. Jetzt mache ich mir schon Gedanken über einen Hund. Er klemmte sich die Schriftrollen unter einen Arm und folgte seinen Leuten in die Halle.
    Als Silas den Hof verließ, erhob sich Tristan in der beschatteten Ecke der hohen Steinmauer zu seiner menschlichen Gestalt. Im Schloss käme er auf diese Weise leichter voran. Auf dem Hof herrschte vollkommen normale, emsige Geschäftigkeit, während sich der Haushalt auf die Nacht vorbereitete. Anscheinend hatte seine Abwesenheit nichts geändert, sodass er hier noch immer der Herr hätte sein können.
    »Hallo!«, hörte er die Stimme einer Frau rufen und wich mit halb zur Faust geballter Hand an die Mauer zurück. Siobhan ging auf die Jagdgesellschaft zu. »Hattet Ihr Erfolg?«
    »Ja, Mylady«, antwortete einer der Jäger – Donnell, sein Zwingermeister, wie Tristan mit schmerzlichem Zornesschauder erkannte. Hatten sie ihn alle verraten?
    »Es ist erstaunlich, wie viel leichter man Wild finden kann, wenn man nicht selbst gejagt wird«, bestätigte ein anderer, einer von Lebuins Briganten, und lachte. Siobhan fiel in sein Lachen mit ein und reichte ihm zur Begrüßung die Hand. »Wo ist Sean?«, fragte der Brigant sie nun.
    »In seinem geliebten Turm.« Sie war wieder wie ein zerlumpter Knappe gekleidet und hatte ihr glänzendes, schwarzes Haar auf dem Rücken zu einem Zopf zusammengenommen. Aber ihre Haut schimmerte im trüben Licht der Fackeln wie helles Gold, und ihre großen, blauen Augen wirkten schwarz. Tristan konnte sich selbst jetzt noch daran erinnern, wie sich ihre Haut unter seinen Händen angefühlt und wie ihre Zunge in seinem Mund geschmeckt hatte.
    »Komm, Liebes«, sagte der Brigant zu ihr und legte ihr einen Arm um die

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