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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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Schultern. »Komm mit uns in die Halle.« Er führte sie auf das Gutshaus zu, und Tristan machte unbewusst einen Schritt nach vorn, bevor er innehielt. Nein, dachte er. Noch nicht. Er verschmolz erneut mit den Schatten und eilte zum Turm.
    Er lief zwischen zwei Schutthaufen hindurch, die hinter der Schlosskapelle aufgeschichtet worden waren – heidnische Steinhaufen für die Verräter, die er hatte hinrichten lassen. Die Briganten hatten ihresgleichen geehrt, aber die Kapelle war noch immer eine halb verbrannte Ruine. Die Mauer des Schlosshofs war fertiggestellt, wie auch die zweite Zugbrücke, die zum Turmhügel führte – der fatale Makel, der ihm das Genick gebrochen hatte, war behoben. Sean wollte sich verteidigen. Aber was war mit Silas? Er hatte ihn kurz gesehen, als er mit den Hunden hereingekommen war, also lebte er noch, und der Fortschritt am Gebäude zeigte, dass er auch noch arbeitete. Aber unter welchem Zwang? Der Baumeister kannte die Wahrheit darüber, was hier geschehen war, und Tristan konnte nicht glauben, dass Lebuin seine Treue beeinflusst haben könnte. Silas war kein Krieger, aber er war ein Ehrenmann. Wenn Lebuin diese Ländereien wirklich als Herr führen wollte, könnte er Silas nicht lange am Leben lassen.
    Glücklicherweise, dachte er, würde Lebuin bald selbst tot sein.
    »Ihr da!« Ein Mann kam über die Brücke zum Turmhügel. »Wo wollt Ihr hin?«, wollte er wissen.
    Tristan lächelte, denn er erkannte ihn. Es war der Hauptmann, der seinen Rittern die Köpfe abgeschlagen hatte. »Genau hierhin«, antwortete er und trat ins Licht.
    In den Augen des Hauptmanns blitzte Wiedererkennen auf, und sein Gesicht wurde fahl. »Ihr …« Er wandte sich um, als wollte er fliehen, aber Tristan sprang vor und drückte ihn flach auf den Boden. »Hilfe!«, wollte der Brigant schreien, aber es war zu spät. Tristans Zähne rissen ihm sofort die Kehle auf und brachten ihn für immer zum Schweigen.
    Tristan ließ die leere Hülle zu Boden fallen und richtete sich wieder auf. In den Turmfenstern über ihm flackerte Kerzenschein. Er leckte sich das letzte Blut von den Lippen, wartete und beobachtete die Wachen auf der anderen Seite der Zugbrücke. Sie waren entspannt und ließen einen Weinschlauch kreisen – ein bequemer Dienst. Die Posten auf der Schlossmauer mussten hingegen wachsam sein. Jeder Narr konnte erkennen, dass der Turm sicher war.
    Tristan blickte in den felsigen Graben hinab, der zwischen ihm und dem Turmhügel lag. Ein Mensch hätte ihn ohne die Zugbrücke niemals überqueren können, nicht ohne durch Bogenschützen, die vom darüberliegenden Turm aus ihre Pfeile abschossen, zerfetzt zu werden. Aber ein Hund konnte es schaffen.
    Er kauerte sich zusammen und veränderte seine Gestalt. Der steile Hang bröckelte unter seinen Pfoten, während er hinabkletterte, aber der Boden unten war fest, ebenso der Turmhügel. Es war eine natürliche Klippe, ein steiler Hang, der auf ihn und Silas unwirklich gewirkt hatte, als sie ihn gefunden hatten, so perfekt war er für ihre Zwecke geeignet. Er lief rasch um den Fuß der Klippe herum, tauchte ins Dornengestrüpp und kam an der anderen Seite wieder hervor. Jedermann, der ihn von oben beobachtete, würde denken, er jagte ein Kaninchen.
    Aber als er die Rückseite des Turms erreichte, erhob er sich wieder in menschlicher Gestalt. Er blickte noch einmal aufwärts, um sicherzugehen, dass niemand ihn sah, und begann den Aufstieg.
    * * *
    Siobhan nahm den Weinschlauch, der an der Feuerstelle herumgereicht wurde, und trank einen großen Schluck, bevor sie ihn wieder weitergab. »Vorsicht, Mylady«, warnte Michael.
    »Ja, meine Liebe, sei vorsichtig.« Sam, der Anführer der Jagdgesellschaft, lachte. Er war von Anfang an bei Sean gewesen und hatte vor Jahren auch schon ihrem Vater gedient. »Du willst doch nicht so betrunken werden, dass du dir den hübschen Hintern prellst.«
    »Es wäre nicht das erste Mal«, erwiderte sie und stimmte in sein Lachen mit ein. Aber nur wenige in dem Kreis schienen gerne mit ihnen zusammen zu sein, wie sie bemerkte.
    »Ja, aber nun liegen die Dinge anders«, protestierte ein anderer Mann und blickte zu den neueren Leuten, die einst DuMaine gedient hatten. »Du bist die Witwe DuMaines.« Das Mädchen auf seinem Schoß drückte einen Kuss auf seine Wange, und er wandte sich von der Diskussion ab und presste sie an sich.
    »Und was ist das?«, höhnte Siobhan und errötete bei dieser Zurschaustellung wider Willen. In den Wäldern

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