Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
Vom Netzwerk:
näher. »Oder möchtest du es erraten?«
    »Du hättest sie nicht töten können«, beharrte sie.
    »Du würdest vielleicht staunen.« Sie wich zur Tür zurück. »Ich kann töten, wen auch immer ich will.« Sie würde jeden Moment davonlaufen, das wusste er. Seine kleine Kriegerin konnte spüren, dass sie unterlegen war.
    »Du warst tot!«, schrie sie, und ihre plötzlich schrille Stimme verriet ihre Angst. »Ich habe dich gesehen.«
    »Du hast gesehen, dass ich dem Tode nahe war.« Er sollte sie jetzt töten und es beenden. Aber irgendwie konnte er es nicht. »Du hättest dich versichern sollen, meine Liebe.« Er hob den Dolch an, den er aus dem Gürtel ihres Bruders gestohlen hatte. »Sean hätte sich versichern sollen.«
    »Nein, ich habe ihn gerade gesehen«, sagte sie und schüttelte den Kopf. Aber das Messer gehörte Sean. Sie hatte ihn unten in der Halle gesehen, schlafend über dem Tisch zusammengesunken. Sie wäre fast zu ihm gegangen … eiskalte Angst durchströmte sie. Er hatte gewiss nur geschlafen. Sie sah Tristan in die Augen. »Du kannst ihn nicht getötet haben …«
    »Kann ich nicht?« Er wollte, dass sie ihm sagte, was sie getan hatte, wollte sie erneut schwören hören, wie sehr sie ihn verachtete. Dann könnte er es beenden. Dann könnte er seine Rache nehmen. »Ich habe ihn noch nicht getötet, Siobhan«, sagte er und trat noch näher. »Aber ich schwöre dir, ich werde es tun.«
    »Nein!«, schrie sie, und ihr Entsetzen wurde von Zorn hinweggespült. Sie griff ihn mit dem Schwert an, ein Streich, der ihm den Arm hätte von der Schulter trennen sollen. Aber er zuckte kaum zusammen. Er packte ihr Handgelenk, entwand ihr das Schwert, und sie hörte ein leises Zischen, als träfe Wasser auf Glut. Als sie hinabblickte, sah sie, dass der Ärmel seines Hemdes aufgerissen und dessen Ränder blutbefleckt waren. Aber die Haut unter dem Riss war heil. »Herr Jesus«, flüsterte sie der Ohnmacht nahe.
    »Sei vorsichtig, Liebste«, neckte er sie, als die Anspannung ihres Arms in seinem Griff erschlaffte. »Vielleicht solltest du ihn lieber nicht anrufen.« Er hielt den Dolch an ihre Kehle und ließ die Spitze ihre Haut hinabgleiten, wie sie es in der Nacht getan hatte, in der sie verheiratet worden waren. »Blasphemie ist eine Todsünde. Aber warum sollte dich das kümmern?« Ihr Herz schlug rascher. Er konnte es hören. Endlich hatte sie wirklich Angst. »Was bedeutet dir ein Schwur?« Er ritzte ihre Haut mit dem Dolch, quälte sich mit ihrem Blut, und sie keuchte, ein lieblich weiblicher Laut. Aber er sah in ihren Augen ebenso viel Zorn wie Angst. Wenn er es zuließe, würde sie ihn sogar jetzt töten. »Du hast vor Gottes Altar geschworen, mich zu lieben und mir zu gehorchen, erinnerst du dich?«, spottete er. »Und du hast gelacht, als du es aussprachst, wohl wissend, dass es eine Lüge war.« Er trat einen Schritt näher, und sie wehrte sich erneut gegen seinen Griff, zerrte an seiner Faust, die er um ihr Handgelenk geschlossen hatte. »Oder hast du das vergessen, liebe Ehefrau?«
    »Nein«, antwortete sie und zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie wusste nun, was er wollte. Er wollte, dass sie Angst hatte, wollte sie um Gnade betteln hören. Aber das würde sie nicht tun. »Ich habe es nicht vergessen.« Sie ließ ihren freien Arm sinken und atmete tief durch. Dann blickte sie in seine Augen. »Ich wollte, dass du fortgehst.«
    »Du wolltest mich tot sehen«, sagte er und sah mit solchem Zorn finster auf sie hinab, dass sie fürchtete, sie könnte allein durch diesen Blick sterben. Wie kam es, dass er hier war? Das Grab wird mich nicht festhalten, hatte er bei ihrer Hochzeits-Scharade geschworen. Ich werde aus der Hölle zurückkehren. »Aber du bist ein Feigling, genau wie dein Bruder.«
    »Warum bist du hergekommen?«, fragte sie, und ihre Stimme zitterte kaum vor Angst. »Warum konntest du nicht in Frankreich bleiben, wo du hingehörst, und unsere Leute in Ruhe lassen?«
    »Eure Leute?«, lachte er höhnisch.
    »Ja, Mylord«, erwiderte sie, und sein Hohn erleichterte es ihr, mutig zu sein. »Die Leute meines Vaters, ebenso in diesem Land geboren wie Sean und ich, in Freiheit geboren …«
    »In Freiheit zu verhungern, meinst du«, erwiderte er und lachte erneut. Die kleine Närrin wollte ihre Sache selbst jetzt, wo sie dem Tod in die Augen sah, noch nicht aufgeben. »Wenn ich dich leben lasse, wenn ich dich in Ruhe lasse, wie du sagst, was dann? Was werden eure Leute diesen Winter sagen, nun da ihre

Weitere Kostenlose Bücher