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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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alles auf der Welt. Wie schrecklich musste es sein, ihr so nahe zu sein und sie nicht berühren oder beschützen zu dürfen.
    »Hallo, Hundchen«, sagte Clare sanft und streckte die Hand aus, um ganz sacht das goldfarbene Fell am Hals des Tieres zu streicheln. »Hallo.« Sie trat einen Schritt näher, während sich Tristan auf die Fersen hockte. »So weich.« Sie kniete sich neben ihn, presste ihre Wange an seinen Hals und atmete tief ein. »Er riecht wie Papa.«
    »Das glaube ich kaum«, erwiderte Emma lachend. »Kommt, Mylady. Wir sollten uns beeilen, erinnert Ihr Euch?«
    »Wo wollt Ihr beide denn hin, Mistress?«, fragte Silas, um den Moment so weit wie möglich dauern zu lassen.
    »Nicht weit«, antwortete Emma. »Meine kleine Lady war den ganzen Tag eingeschlossen.«
    »Verstehe.« Silas erinnerte sich plötzlich. Lebuin hatte das Kind mit Siobhan eingeschlossen. Aber wenn Tristan wirklich tun wollte, was er gesagt hatte, wäre der letzte Ort, wo sie gerade jetzt sein sollte, der Turm. In der Geborgenheit des Hundezwingers hatte Tristan ihm erklärt, wie er zu dem Vampir geworden war, der er nun war, und Silas hatte ihm alles erzählt, was während seiner Abwesenheit geschehen war, darunter auch, dass Sean Lebuin darauf bestanden hatte, das Schloss fertigzustellen, und ein Bündnis mit diesem mysteriösen Baron von Callard eingegangen war. »Lebuin hält kluge Reden und kann manchmal gerissen sein, aber er scheint kein Talent zur Planung zu besitzen«, hatte er erklärt. »Siobhan ist die Strategin.«
    »Unsinn«, hatte Tristan lachend gehöhnt und seinen Hund zwischen den Ohren gekrault.
    »Ist es nicht, Mylord«, hatte Silas ihn gewarnt. »Sie erzählte mir selbst, dass sie es war, die den Mord an meinen Steinmetzen arrangiert hat – sie hat sich dessen geradezu gerühmt. Die Bauern hier verlassen sich darauf, dass sie sie beschützt, nicht auf Sean.« Tristans zornige Miene war schrecklich anzusehen gewesen. »Ich zweifle im Vertrauen gesagt nicht daran, dass sie es auch war, die sie überredet hat, Euch zu verraten.«
    »Meine liebste Ehefrau.« Als er ihn bei diesen Worten lächeln sah, hätte Silas ihn sehr wohl einen Dämon nennen können. Und nun war er gekommen, um Rache zu nehmen. »Emma, wollt Ihr mir einen Gefallen tun?«, fragte er schließlich.
    »Natürlich, Meister.« Sie legte eine Hand auf Clares blonden Kopf, machte aber keinerlei Anstalten, sie von dem Hund fortzuziehen.
    »Ich habe in meinem Zimmer im Gutshaus einige Papiere liegen lassen«, improvisierte er. »Aber ich will die Nacht hier in der Halle verbringen …«
    »Ja, Meister, das müsst Ihr auch«, sagte sie rasch. »Es ist nicht sicher …« Sie brach ab und blickte zu dem Kind. »Ich werde Euch Eure Papiere holen.«
    »Ich danke Euch, Mistress.« Er zermarterte sich einen Moment das Hirn. »Sie sind … sie sind natürlich auf meinem Schreibtisch. Ein Bündel Schriftrollen – bringt einfach mit, was immer Ihr findet.«
    »Das werde ich.« Sie streckte eine Hand aus. Clare nahm sie widerwillig und erhob sich. »Wo kann ich Euch finden?«
    »Ich warte in der Halle.« Der Hund, der sein Herr war, schnupperte ein letztes Mal am Ohr des Kindes, sodass es kicherte. »Ich danke Euch, Emma.«
    »Schon gut, Meister Silas.« Sie nahm mit einem letzten Lächeln die Hand der Kleinen. »Kommt, Mylady.«
    Silas sah ihnen nach, wie sie durch den Torbogen verschwanden, der zur Halle führte. Als er sich umwandte, stand Tristan als Mensch neben ihm. »Um Gottes willen«, murmelte er mit angehaltenem Atem.
    »Verzeiht mir, Silas.« Tristan legte eine zitternde Hand auf die Schulter des älteren Mannes und beruhigte sich damit ebenso wie diesen. »Ich danke Euch … ich denke, nun schaffe ich es allein.«
    »Seid Ihr sicher?«, fragte Silas und blickte verdrossen die gewundene Treppe hinauf und hinab. »Es werden Wachen da sein …«
    Tristan lächelte. »Keine Sorge«, versprach er. »Geht und wartet in der Halle auf Emma.«
    * * *
    Sobald Emma und die Kleine fort waren, verriegelte Siobhan die Tür von innen und befestigte die Fensterläden vor dem einzigen Fenster des Raumes. Sie legte ihr Kleid ab, zog ihre Hose, die Stiefel und die Bluse an und nahm das Haar im Nacken zusammen.
    Jemand kam die Halle herauf und murmelte leise. Sie steckte das Schwert unter die Tagesdecke des Bettes. »Ja, gleich«, rief sie, als jemand an die Tür pochte. »Wer ist da?«
    »Ich bin es, Mylady«, antwortete die raue Stimme eines der Dienstboten. »Joseph. Ich

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