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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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bringe Euer Holz.«
    Sie entriegelte die Tür und öffnete sie. »Bring es herein«, sagte sie und nickte dem Wächter erneut zu. »Leg es einfach am Kamin ab.«
    Der Diener betrachtete ihre Kleidung fragend. »Soll ich das Feuer für Euch entfachen?«
    »Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Ich … ich habe mich wärmer angezogen. Ich friere nicht mehr.«
    Er hielt sie bestimmt für verrückt. »Wie Ihr wollt, Mylady«, sagte er mit einem kaum unterdrückten Seufzen und eilte mit seinem Arm voll Holz wieder zur Tür.
    »Lasst das Holz hier!«, befahl sie. »Ich könnte es später brauchen – die Nächte sind kalt.« Mitten im Sommer, fügte sie lautlos hinzu und fühlte sich wie eine vollkommene Närrin.
    Er sah sie nur einen Moment mit einem halben Lächeln an, als dächte er, sie habe einen Scherz gemacht. »Natürlich«, sagte er schließlich. Er legte das Holz am Kamin ab, wobei sein Blick unverwandt auf ihrem Gesicht ruhte. »Schlaft gut, Mylady.«
    »Danke«, erwiderte sie. »Ich werde es versuchen.« Sie lächelte ihm, als er ging, so freundlich wie möglich zu und verriegelte wieder die Tür hinter ihm.
    Keines der Holzstücke war genau das, was sie als Pfahl gebrauchen konnte – die Scheite waren zu dick, und das Anmachholz war zu schmal. Sie nahm das passendste Stück zur Hand, gab vor, einen imaginären Feind anzugreifen, und versuchte sich vorzustellen, wie sie es in das Herz eines Dämonenvampirs trieb. In Tristans Herz, korrigierte sie sich und erschauderte bei dem Gedanken vor Entsetzen. »Gott schütze mich«, sagte sie leise. »Gib mir die Kraft, es zu tun, denn ich schwöre, ich kann es nicht.«
    Viele Schritte kamen nun den Gang herauf – konnten Emma und Clare schon so bald zurück sein? Sie steckte den Pfahl hinten in ihren Gürtel, so wie sie vielleicht einen Dolch verborgen hätte, und wandte sich der Tür zu.
    Sie hörte die Wache draußen kurz und scharf etwas rufen und vernahm dann einen dumpfen Aufschlag vor der Tür, der sie in ihrem Rahmen erschütterte. »Owen?«, rief sie nach der Wache. »Joseph? Seid Ihr das?«
    Sie hörte einen langen Moment über nichts und dann das Geräusch von etwas Schwerem, das die Tür hinabglitt. Sie hörte, wie der äußere Riegel zurückgeschoben wurde. »Wer ist da?«, wollte sie wissen, und ihr Herz pochte inzwischen so hart, dass es schmerzte. Der Türknauf wurde gedreht, aber der schwere Eisenriegel war noch geschlossen. »Tristan?« Ich werde wiederkommen, hatte er versprochen. Du brauchst mich nicht zu suchen.
    Warte!, wollte sie aufschreien. Ich bin noch nicht bereit! Sie sollte ihn vernichten. Er hatte zwei ihrer Leute getötet, hatte Sam getötet, nachdem er ihr versprochen hatte, es nicht zu tun. Tatsächlich hatte er den jungen Owen genau in diesem Moment getötet. Wenn sie ihn nicht aufhalten, den Pfahl durch sein Herz treiben und ihm den Kopf von den Schultern schlagen könnte, würde er auch Sean und alle anderen, die ihr lieb waren, töten.
    Aber er war ihr Ehemann. Es hatte als Spaß begonnen, aus Hohn gegenüber ihrem Feind, aber die Schwüre, die sie geleistet hatten, waren nun Wahrheit geworden. Wie konnte sie den Mann töten, den sie in der Nacht zuvor kennengelernt hatte? Er hatte sie verzaubert, trotz allem, was sie getan und gewollt hatte. Sie wollte ihn, wollte ihn berühren, wollte ihm gehören, genau wie er es auch wollte. Sie war eine schwache und törichte Frau, genauso, wie sie es immer befürchtet hatte. »Geh«, befahl sie in kindischer Abwehr. »Ich werde dich nicht hereinlassen.« Der Knauf drehte sich erneut, und die Tür klapperte in ihrem Rahmen. »Ich sagte, geh!« Bitte, Tristan, flehte sie in Gedanken. Bitte, zwing mich nicht, dich zu töten.
    Eine dünne, graue Rauchranke kräuselte sich von dem Spalt unter der Tür aufwärts. Sie wich zurück und beobachtete, wie der Rauch aufstieg und sich verdichtete. Ein sanfter, erfreulicher Duft erfüllte den Raum, wie frisch gemähtes, vom Tau benetztes Heu in der Dämmerung. Sie griff hinter sich zum Bett, ihre Finger suchten das unter der Tagesdecke verborgene Schwert, aber sie war ungeschickt und abgelenkt und von dem sich windenden und sich verdichtenden Rauch wie hypnotisiert. Und dann war das Schwert innerhalb weniger benommener Momente vergessen, als ihr Dämonenliebster vor ihr stand.
    »Du kannst mich nicht vertreiben, Siobhan«, sagte er und trat näher, sein schönes Gesicht vor Zorn verzerrt. »Dies ist mein Schloss.« Sie machte eine Bewegung, als

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