Gefangene der Dunkelheit
erschauderte bei ihrer Berührung, und sein Zorn löste sich angesichts der Hoffnung in ihren Augen auf. Er blickte zu ihr herab und spürte seine Vernunft schwinden. Sie wollte ihn, trotz allem. Sie hieß ihn, den Vampir, den Normannen und den Feind willkommen. »Ja«, sagte er und nickte, wobei sich das Wort einen Moment in seiner Kehle verfing. »Das bin ich.«
Sie lächelte. »Gott sei Dank«, sagte sie und lachte, als er sie in die Arme schloss.
»Tristan, es tut mir so leid.« Er küsste sie, noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, presste seinen Mund auf ihren, und sie schlang die Arme um seinen Hals und bemerkte niemanden mehr um sich herum außer ihm. Er hob sie hoch, und sie lachte, schwach vor Leidenschaft und Erleichterung. »Ich wollte dich nicht verletzen.« Sie küsste sein Kinn, seine Nase, seine Wange vor Glück und Liebe, wie sie sie nie zuvor empfunden hatte. »Ich hatte solche Angst …«
»Still, Liebste.« Er küsste sie innig, trunken vom Geschmack ihrer Zunge. Er wollte ihre Erklärung nicht hören, wollte nicht denken. Er wollte nur in ihrem Willkommen, in der Wärme ihrer Umarmung schwelgen. Was alles andere betraf, so könnten sie die Mauern des Schmerzes, die die Welt zwischen ihnen errichtet hatte, noch früh genug betrachten. Für den Moment würde er sie ignorieren. »Simon«, sagte er und wandte sich seinem Vampirbruder zu, der noch immer hinter ihnen wartete. »Wollt Ihr dafür sorgen, dass mein Schloss sicher ist?«
»Oh, ja«, antwortete Simon grinsend. »Ich sehe, dass Ihr Euch um dringendere Angelegenheiten zu kümmern habt.«
»In der Tat.« Er blickte auf seine geliebte Brigantin hinab, die sich noch immer an seine Brust schmiegte und sich an ihn klammerte, als suchte sie Schutz vor einem befürchteten Sturm. »Meine Liebste«, wiederholte er und küsste ihr Ohr. »Meine süße Siobhan …« Er hob sie in seine Arme, und sie küsste ihn mit einer Hand an seiner Wange, während er sie ins Gutshaus trug.
»Oje«, sagte Meister Nicholas lachend und presste eine Hand auf seine Brust, als das glückliche Paar an ihm vorüberging. »Ich würde sagen, Lord DuMaine ist in der Tat ziemlich verheiratet.«
»Ja, fürwahr«, stimmte der Baron ihm zu, aber sein charmantes Lächeln wurde durch den Ausdruck reiner Berechnung in seinen Augen Lügen gestraft. »Sie passen wirklich gut zusammen.«
14
Die Diener beobachteten bestürzt, wie Tristan, ihr tot geglaubter Herr, seine Frau durch die Halle trug. Ein Hausmädchen schrie entsetzt auf und wurde ohnmächtig. Aber der Vampir selbst merkte es kaum. Sollten Andrew und Sebastian erklären, wo er gewesen war. Sollte Simon das Schloss sichern, zumindest für diese wenigen Stunden – Simon war ein Herzog und ein Kreuzritter. Ihm würde das sicher gelingen. Zumindest für die kurze Zeit, die Tristan mit Siobhan verbringen würde. Er hielt im Bogengang an, um sie erneut zu küssen, eroberte ihren Mund mit seinem.
Nur eine andere Seele konnte ihn ablenken. »Papa!«, rief Clare vom Eingang her und lief ihnen nach. »Papa, warte!«
»Clare«, sagte Siobhan und löste ihren Kuss. »Armes Kind … Tristan, warte …«
Noch bevor die Worte verklungen waren, ließ er sie herunter und kniete sich hin, um sein Kind aufzufangen. »Papa«, weinte sie, während sie auf ihn zulief.
»Still, Liebes, alles ist gut«, versprach er, während er sie umarmte. »Bitte weine nicht.«
»Mylord Tristan«, sagte Silas, der sich mit rätselhaftem Lächeln zu ihnen gesellte. »Willkommen zu Hause.«
Siobhan beobachtete, wie ihr Vampir-Ehemann sein Kind küsste, wobei ihr Herz vor Liebe, die sie nicht zu zeigen wagte, wehtat. Er wollte vorgeben, dass sie tatsächlich seine Frau war. Er hatte es seine Ritter glauben lassen. Als sie das letzte Mal zusammen in dieser Halle standen, hatte sie ihn gezwungen, sie zum Schein zu heiraten, wobei sie beide einander mit den schlimmsten Flüchen belegt hatten, die ihnen einfielen, Flüche, die wahr geworden waren. Und nun tat er so, als liebte er sie.
»Ja, Mylord«, sagte sie und streichelte sein Haar, während er mit Clare in den Armen neben ihr kniete. »Wir haben Euch vermisst.« Er blickte fragend zu ihr hoch. Ja, Liebster, wollte sie ihm so gerne sagen. Es ist wahr. Aber sie konnte es nicht. Sie hatten Publikum. Sie musste ihre Rolle spielen. Was würde seine wahre Frau zu ihm sagen, wenn ein solches Geschöpf real sein könnte? »Wo warst du die ganze Zeit über?«
Er nahm ihre Hand in seine. »Ich war schwer
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