Gefangene der Dunkelheit
und schwarzglühende, wachsame Augen, denen nichts zu entgehen scheint. Sie mustern mich aufmerksam. Ich schrecke zurück. Sie alle bewegen sich geschmeidig und eigentümlich. Sie strahlen Ãberheblichkeit und Arroganz aus wie Feenwesen, aber sie sind keine Feen. Sidhe -Seherinnen stehen mit dem Rücken an die Wände gepresst und versuchen, möglichst nicht aufzufallen. Soweit ich sehe, hat es bisher noch keine Toten gegeben. Ich glaube, die Schüsse, die ich gehört habe, waren Warnungen. Die Kerle strömen eine gewaltige Energie aus. Was immer Barrons an sich hat â es gelingt mir nicht, es genauer zu definieren â, haben die anderen ebenfalls. Zu beobachten, wie diese Truppe durch die Halle der Abtei schreitet, gibt sogar mir das Gefühl, aus dem Weg geschoben zu sein.
Einer der Männer hält Ro mit einer Hand an den Armen fest und drückt ihr mit der anderen ein Messer an die Kehle.
Ich sollte einschreiten und ihr helfen. Sie ist unsere GroÃmeisterin. Sie ist die Ranghöchste, und ihre Sicherheit hat oberste Priorität. Allerdings bin ich nicht sicher, ob es mir gelingt, an Barrons vorbeizukommen.
»Verlassen Sie meine Abtei!«, schreit sie.
»Wo ist Mac?«, fragt Barrons so sanft, dass ich mich unwillkürlich zu ihm umdrehe. Diese Sanftmut ist gefährlich wie das scharfe Messer, das einer der Männer an Rowenas Halsschlagader hält. »Hat die alte Hexe ihr was angetan?«
Wenn Blicke töten könnten! Eines Tages wird jemand einen anderen so böse anfunkeln, weil er sich um mich sorgt. Es ist nicht meine Sache, ihm klarzumachen, dass Rowena vorhat, Mac sterben zu lassen. »Nein. Sie ist okay«, erkläre ich. »Nun ja, ich meine, es geht ihr nicht schlechter als an dem Tag, an dem wir sie hergebracht haben.«
Er sieht mich an. »Wo ist Mac?«, wiederholt er.
In diesem Moment wird mir eine nackte Tatsache klar â die gelöschten Fackeln und übermalten Zeichen bringen mich darauf: Ich allein kann nicht für Macs Sicherheit sorgen. Selbst ich muss manchmal schlafen. Und Barrons hat sie â bis auf den Abend an Allerheiligen â immer beschützt.
Dennoch ⦠ich bin immer noch nicht darüber hinweg, dass mich ein menschliches Wesen einfach so aus der Luft abfangen konnte. Was ist Barrons? Ich weià nicht, inwieweit Mac ihm vertraut hat. »Versprechen Sie mir, dass Sie Ro nichts antun«, sage ich. »Wir brauchen sie.«
In seinen Augen glimmt ein grimmiger Funke auf. »Das entscheide ich, wenn ich Mac gesehen habe.«
Mit einem Mal werde ich auch ärgerlich. »Wo, zum Teufel, waren Sie, als sie jemanden gebraucht hat?«, fauche ich. »Ich war da.«
Ohne ein weiteres Wort laufe ich hinaus.
Ich traue nur zwei Dingen innerhalb dieser Mauern: mir selbst und meinem Schwert. Wenn mich meine Instinkte nicht täuschen, und das tun sie selten, ist Barrons nicht der Einzige, der auf der Suche nach Mac ist.
Ich werde sie alle schlagen.
Ich lasse zu, dass mich dieser alte Sidhe -Seher-Platz verschlingt. Ich gewinne an Macht, Kraft, Geschwindigkeit und fühle mich frei!
Die Tür zu Ros Arbeitszimmer zersplittert.
Das Schwert gehört mir.
Dann stehe ich in Macs Zelle. Sie liegt auf der Pritsche und wälzt sich herum, als könnte sie meine Körperwärme spüren. Sie klammert sich an mein Bein. Reibt sich an mir. Gibt Laute von sich. Ich tue so, als wäre das nichts Sonderbares. Sie kann im Moment nicht anders. Ich vermeide es, sie direkt anzusehen â das hab ich nicht getan, seit ich sie den Unseelie-Prinzen entrissen habe. Ich weià nicht viel über Sex, aber eins weià ich: Das, was ihr widerfahren ist, dient nicht dazu, mehr darüber zu erfahren. Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt und mache mir ernsthaft Sorgen. Es gibt keinen Fall einer Pri-ya, die sich wieder erholt hat. Keinen einzigen. Sie vegetieren dahin wie Tiere, die tun, was man ihnen sagt, bis sie sterben. Und das sind nur die Fälle, in denen ein Seelie eine Frau zur Pri-ya gemacht hat. Bisher ist noch keine Frau von einem Unseelie verwandelt worden, und Mac wurde die Behandlung vongleich drei der mächtigsten Unseelie-Wesen zuteil. Aber Mac ist zäh. Irgendwie wird sie sich einen Weg zurück bahnen. Das muss sie. Wir brauchen sie.
Ein Feenwesen taucht in der Zelle auf.
Der Hunger nach Sex und Tod versengt mich. Ich zögere nicht und stoÃe mein
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