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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Schwert in seinen Bauch. Es schaut erstaunt und ungläubig an sich herunter. Dann starren wir uns an. Ich sehe unerträgliche Vollkommenheit. Meine Wangen werden feucht wie beim letzten Mal, als ich einen Prinzen zu Gesicht bekommen habe, und ich muss mein Gesicht nicht abwischen, um zu wissen, dass ich Blut weine. Wenn mich schon ihr Anblick Blut weinen lässt, wie muss es dann Mac ergehen, die Berührungen von drei Prinzen und noch viel mehr erdulden musste? Selbst noch, als es tödlich verwundet ist, zwingt mich dieses Ding in die Knie. Ich möchte ihm alles gestatten, was es will. Ich möchte ihm gehorchen. Ro sagt, die vier Unseelie-Prinzen sind das Äquivalent der vier apokalyptischen Reiter. In wen habe ich mein Schwert gebohrt – in Tod, Pest, Hunger oder Krieg? Mann, was für ein »Fang«. Ich klopfe mir selbst auf die Schulter, als müsste ich nicht alle Willenskraft zusammennehmen, um das Schwert nicht aus dem Feenkörper zu ziehen und gegen mich zu richten. Das Wesen spielt mit mir und versucht, mich so zu vernichten, wie ich es vernichtet habe. Die schillernden Augen funkeln bei dem, wie ich stark vermute, letzten Versuch, mich in Brand zu setzen. Dann fallen wir beide auf die Knie – das Wesen, weil es tot ist, und ich, weil ich – oh, es ist mir verdammt peinlich! – den ersten Orgasmus erlebe. Das ist nicht richtig. Ich verabscheue es. Ich verabscheue das Gefühl, das es in mir hinterlässt. So sollte mein erstes Mal nicht sein.
    Plötzlich steht Barrons in der Zelle.
    Ein anderer Unseelie-Prinz schwebt hinter mir herein. Das Wesen ist so mächtig, dass meine Sidhe-Seher- Sinne es erkennen, noch ehe es Gestalt annimmt. Ich wirbele herum und mache einen Satz, doch mir fehlt der Schwung, es zu töten, weil der Bastard einen kurzen Blick hinter mich wirft und verschwindet.
    Ich verstehe. So dumm bin ich nicht. Das Wesen hat mehr Angst vor Barrons als vor mir und meinem Schwert.
    Ich wende mich Barrons zu, um Antworten zu fordern. Ich lasse nicht zu, dass er Mac von hier wegbringt, bevor er mir nicht ein paar Dinge erklärt. Der Ausdruck in seinen Augen bringt mich zum Schweigen, noch ehe ich das Wort ergriffen habe.
    Zeit, von hier zu verschwinden, Dani, sagt mir dieser Blick. Du bist kein Kind, sagt er. Du bist eine Kriegerin, und zwar eine ganz besonders gute. Seine Blicke taxieren mich von oben bis unten, reflektieren mich. Und in den schwarzen Spiegeln seiner Augen sehe ich, dass ich eine verdammt tolle Frau bin. Barrons erkennt mich. Er sieht mich, wie ich wirklich bin!
    Als er Mac hochhebt und sich abwendet, verkneife ich mir einen verträumten Seufzer.
    Eines Tages werde ich Barrons meine Jungfräulichkeit opfern.

DREI
    Mac: in der Zelle unter der Abtei

    Ich bin Hitze.
    Ich bin Verlangen.
    Ich bin Schmerz.
    Ich bin mehr als Schmerz – ich bin Agonie. Ich bin die Kehrseite des Todes, die seine Gnade nicht erkennt. Ich bin Leben, das nie hätte entstehen sollen.
    Haut ist alles, was ich bin. Lebendige Haut, die sich nach Berührung verzehrt. Ich wälze mich hin und her, aber das genügt mir nicht. Es verschlimmert meine Qualen nur noch mehr. Meine Haut steht in Flammen und ist entstellt von tausend rotglühenden Blattern.
    Ich liege auf dem kalten Steinboden, seit ich denken kann. Ich hab nie etwas anderes als diese kalten Steine kennengelernt. Ich bin hohl. Ich bin ausgedörrt. Ich bin leer. Ich weiß nicht, warum ich weiterlebe.
    Aber Moment mal! Ist da nicht etwas? Eine Veränderung?
    Ich hebe den Kopf.
    Da ist ein nichtleeres Wesen in der Nähe.
    Ich krieche zu ihm und flehe es an, meinem Leiden ein Ende zu setzen.
    Das nichtleere Wesen versucht, mir Sachen in den Mund zu stecken und mich zum Kauen zu zwingen. Ich drehe den Kopf weg. Leiste Widerstand. Das ist nichtdas, was ich will. Berühr mich hier. Berühr mich jetzt sofort!
    Das Wesen tut es nicht. Es geht. Ab und zu kommt es zurück und versucht es wieder. Die Zeit hat keinerlei Bedeutung.
    Ich lasse mich treiben.
    Ich bin allein. Immer war ich allein. Es gab nie etwas anderes als Kälte und Qual. Ich berühre mich selbst. Begierde.
    Das nichtleere Wesen kommt und geht. Steckt mir stinkende Stücke in den Mund. Ich spucke sie aus. Ich habe kein Verlangen nach diesem übelschmeckenden Zeug.
    Ich verharre in meinem Schmerz.
    Halt! Was ist das? Wieder eine Veränderung? Kenne ich doch etwas anderes als Leid?
    Ja! Das kenne ich!

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