Gefangene der Dunkelheit
gestorben ist?«
»Er sagte, sie hätte so sehr verabscheut, was aus dem König geworden war, dass sie ihn auf die einzige Art verlieÃ, die ihr zur Verfügung stand. Sie nahm sich das Leben.«
»Hat er auch erwähnt, dass der König alles, was er tat, nur für sie machte? Hat sie daran gedacht, bevor sie beschloss, sich umzubringen? Ist ihr jemals in den Sinn gekommen, dass es manchmal auch eine verdammte Tugend sein kann, wenn jemand bereit ist, sich aus Liebe der schwarzen Magie zu verschreiben?«
»Es klingt nicht so, als wäre er ihretwegen zum Dunklen Feenwesen geworden. Vielmehr war er auÃer sich, weil sie sterben musste, und er hätte alles getan, um sie am Leben zu erhalten.«
»Das kommt auf die Perspektive an, Miss Lane.«
Der Lord Master hatte in etwa dasselbe gesagt: »Du denkst, die Konkubine hätte wertschätzen müssen, dass sich ihr Geliebter zu einem besessenen Blödmann entwickelte, und über die grausigen Resultate seiner Experimente hinwegsehen sollen? Hatte er sie nicht mehrere zehntausend Jahre warten lassen? Statt seine gesamte Zeit mit Versuchen, sie unsterblich zu machen, zu vertändeln, hätte er sie einfach lieben sollen, dann wären die beiden wenigstens die kurze Zeitspanne ihres sterblichen Lebens glücklich gewesen.«
Barrons sah mich scharf an. »Die Spiegel sind vollkommen durcheinandergeraten«, fuhr er fort. »Sie sind unberechenbar.«
»Weil Cruce sie verflucht hat. Wer ist eigentlich Cruce?« Immer wieder hörte ich diesen Namen, erfuhr jedoch nicht mehr über ihn. Ich wusste nicht einmal, ob er ein Seelie oder ein Unseelie war. »Und was für ein Fluch war das?«
»Irrelevant. Er ist tot.« Barrons legte die Steine in einen schwarzen Lederbeutel, der mit zierlichen, glitzernden Runen bedeckt war und mit einer Lederschnur geschlossen werden konnte. In dem Moment, in dem er den Beutel versiegelte, wurden die Klänge leiser, bis die Steine gänzlich verstummten. »Aber sein Fluch wird niemals sterben. Er hat die Spiegel unwiderruflich verdorben. Was früher ein âºVerkehrsnetzâ¹ war, das man leicht durchschaute, ist heute das komplette Chaos. Jetzt erreicht man durch einen Spiegel die Hall of All Days, durch andere nicht. Welten und Dimensionen sind zersplittert und mit IFS durchsetzt. Einige der Hauptspiegel sind zerbrochen, andere kamen an Orten zum Vorschein, an denen man sie niemals vermutet hätte. Viele der Einwegspiegel in der Hall sind jetzt Tore zu Wüsten. Andere haben sich verändert und zeigen illusorische Reflektionen. Die Hall of All Days kollidierte mit dem Bereich der Konkubine, der zum Reich der Feen gehört, und ein Teil ist ins Traumland gebrochen.«
»Traumland!«, rief ich aus. »Es gibt tatsächlich eine Feenregion mit dem Namen Traumland?«
»Traumland gehört nicht ins Reich der Feen. Es ist viel älter und gehört niemandem. Dort landen alle Hoffnungen, Phantasien, Illusionen und Alpträume empfindungsfähiger Wesen oder werden dort begraben â je nachdem, woran man glaubt. Um die Dinge noch komplizierter zu machen, hat Cruces Fluch Risse in den Mauern des Unseelie-Gefängnisses hervorgerufen, unddeshalb sind die Spiegel auch mit dem Gefängnis verbunden.«
»Warum haben dann die Unseelie nicht schon früher die Flucht ergriffen?«
»Einige haben das getan. Doch das Unseelie-Gefängnis ist so riesig, dass nur wenige die Risse wahrgenommen haben, und die Spiegel sind, wie gesagt, so schwer zu beeinflussen, dass lediglich eine Handvoll den Weg in Ihre Welt gefunden haben. Man kann für immer im Netz der Spiegel verlorengehen. Sie sind nicht mehr Bereiche der Gegenwart, sie bergen noch Reste der Vergangenheit. Einige sagen, sie sind auch Projektionen aller Möglichkeiten und wurden in Wirklichkeit zur einzigen Hall of All Days. Es gibt keine Gewissheit. Die Feenwesen meiden diese Bereiche vollkommen.«
»Aber Sie nicht. Und der LM auch nicht.«
»Es gibt andere Wege: Druidenkünste, mit deren Hilfe man â wendet man sie behutsam an â Teile der Spiegel versiegeln und bis zu einem gewissen Grad Kontrolle über den Transport innerhalb begrenzter Räume erlangen kann. Es hängt von dem Spiegel ab, mit dem man arbeiten muss, wie ⦠unangenehm die Reisen sind. Die Kälte in einigen ist schwer zu ertragen.«
Das wusste ich. Ich hatte Barrons gesehen,
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