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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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nicht. Wir hätten uns nicht trennen sollen. In Filmen geschah in solchen Situationen immer etwas Schlimmes, und genau diese Vorahnung hatte ich jetzt – die Naive, die in ein Horrorszenario geraten war. Ohne Licht, allein in einer Stadt voller Monster; und ein uraltes Wesen, das reine Böse, trieb sich in meiner Nähe herum, aber ich konnte es nicht mehr spüren und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.
    Ich drehte mich noch einmal mit dem Stein in einer, dem Speer in der anderen Hand im Kreis.
    Â»Barrons?«, zischte ich. Ich bekam keine Antwort.
    So plötzlich, wie es verschwunden war, tauchte das Buch wieder auf meinem Radar auf. Aber jetzt war es hinter mir!
    Ich rief noch einmal nach Barrons. Als ich wieder keine Antwort bekam, klemmte ich mir den Speer unter den Arm, nahm das Handy aus der Tasche und drückte auf die Kurzwahl von Barrons’ Apparat.
    Nachdem er sich gemeldet hatte, erzählte ich ihm, dass sich das Buch bewegt hatte und wohin.
    Â»Warten Sie auf mich. Ich bin gleich da.«
    Â»Aber es bewegt sich. Wir werden es verlieren. Gehen Sie nach Osten.« Ich unterbrach die Verbindung und machte mich auf die Verfolgung des Buches.

    Ich lief und versuchte, das Buch einzuholen, als es unvermittelt stehen blieb; ich spürte, dass ich näher dran war als gedacht. Viel näher. Alles, was ich bisher über das Ding gelesen hatte, geriet in dieser Nacht ins Wanken.
    Ich erstarrte.
    Es war gleich um die Ecke, vielleicht sechs, sieben Meter weit weg.
    Wenn ich weiterging und um die Hausecke spähte, würde ich es sehen.
    Es bewegte sich von neuem. Es kam auf mich zu.
    Wo, zum Teufel, steckte Barrons?
    Es blieb stehen.
    Versuchte es, mir einen Schrecken einzujagen? Wenn ja, gelang es ihm?
    Hatte sich Ryodan geirrt? Was, wenn die Bestie doch Substanz hatte und mich zerfetzen konnte? Was, wenn derjenige, der es trug, bewaffnet war und mir den Kopf wegblies? Ich fürchtete, dass das Buch einen Rückzug als Anzeichen der Schwäche werten könnte – so wie ein Löwe die Angst witterte – und sich auf mich stürzen würde.
    Ich plusterte mich auf und wagte einen Schritt nach vorn.
    Es bewegte sich auch.
    Ich schreckte zurück. Es musste schon an der Straßenecke sein.
    Wer trug es? Was machte es? Was hatte es vor? Diese Unwissenheit brachte mich fast um.
    Ich war eine Sidhe-Seherin. Ich war ein FeenobjektDetektor. Für solche Situationen bin ich geboren.
    Ich biss die Zähne zusammen, straffte meine Schultern, ging zur Straßenecke und stand einem reinen Psychopathen gegenüber.
    Er lächelte mich an, und ich wünschte, er hätte es nicht getan, weil er statt Zähne die Zacken einer Kettensäge im Mund hatte, die hinter den schmalen Lippen unaufhörlich surrte.
    Er fletschte die Zähne und lachte. Seine Augen warenschwarz auf schwarz – unergründliche Teiche. Er war groß und ausgemergelt und stank nach toten Dingen: nach Särgen mit verrotteter Auskleidung, nach Blut und Irrenhäusern. Seine weißen Hände flatterten wie sterbende Motten. An den Handflächen befanden sich Münder mit silbrigen Zackengebissen.
    Und unter einem Arm klemmte ein harmlos erscheinendes Hardcover-Buch.
    Doch nicht das Sinsar Dubh fesselte mich.
    Ich schaute dem Psychopathen ins Gesicht. In das Gesicht des Mannes, der früher Derek O’Bannion gewesen war.
    Ich hatte den Speer, und O’Bannion hatte Unseelie-Fleisch gegessen, demnach könnte ein Stich mit dem Speer tödlich für ihn sein. Aber wenn ich ihn tötete, auf wen würde das Sinsar Dubh als Nächstes seine Aufmerksamkeit lenken?
    Auf mich.
    O’Bannion hörte plötzlich auf zu lachen, nahm das Buch in die Hände und hielt es so weit wie möglich von seinem Körper weg. Für einen Moment dachte ich, er würde es mir anbieten.
    Wir standen so nahe beieinander, dass ich das Buch an mich hätte nehmen können, wenn ich gewollt hätte. Doch um nichts in der Welt wollte ich die Hand danach ausstrecken.
    Dann riss er es zurück und drehte es um, als stünde der Text – falls der Inhalt entfernt an Text erinnerte – auf dem Kopf.
    Aus seinem Mund drang ein Knirschen von Metall auf Metall, während er ihn auf- und wieder zumachte, als würde er versuchen, Worte zu formen. Aber er brachte keinen Laut über die Lippen.
    Einen kurzen Moment sah ich das Weiße rund um die Pupillen. War das Entsetzen in

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