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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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natürlichen Gestalt auftauchte – so schön, dass ihn kein Mensch direkt ansehen konnte. Ich bin da keine Ausnahme. Die Dunklen Prinzen hatten meine Augen zum Bluten gebracht. V’lane könnte das auch, wenn ihm danach zumute wäre.
    Seit dem Tag, an dem ich ihm zum ersten Mal begegnet war, hatte er seine Tod-durch-Sex-Anziehungskraft in unterschiedlichen Graden angewendet; erst jetzt weiß ich, wie sehr er sich zurückgenommen hatte, auch wenn er mir in dem Bestreben, sich meiner Hilfe bei der Suche nach dem Sinsar Dubh zu versichern, weit mehr hätte zusetzen können. Wir fochten einen ständigen Kampf aus, welche Gestalt er in meiner Gegenwart annehmen sollte, während ihn immer zu viel sexuelles Charisma umgab und ich jedes Mal darauf bestand, dass er seine Kräfte »dämpfte«.
    Ich richtete den Blick auf die Perfektion des Seelie-Prinzen-Gesichts und stählte mich für die wuchtigen Auswirkungen.
    Ich spürte nichts.
    Er stand ohne jede Tod-durch-Sex-Ausstrahlung vor mir. Zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, konnte ich ihn direkt anschauen und seine unmenschliche Schönheit betrachten, ohne davon beeinflusst zu werden. V’lane gab sich heute, so gut es ging, als menschlicher Mann mit Jeans, Stiefeln und einem weiten, nur halb zugeknöpften Leinenhemd. Offenbar machte ihm die kalte Witterung nichts aus – vielleicht, weil er selbst die Ursache dafür war. Feenwesen sind in der Lage, mit ihren Launendas Wetter zu beeinflussen. Sein schöner, muskulöser goldener Körper war nicht vollkommener als der eines Models, dessen Aufnahmen mit dem Computer bearbeitet wurden; sein langes goldenes Haar schimmerte heute nicht in vielen verführerischen, außerweltlichen Schattierungen; seine makellosen, symmetrischen Züge wären eine Zierde für jede Magazin-Titelseite. Nur eins verriet seine Feennatur: die unergründlichen, uralten schillernden Augen. Trotzdem war er ein denkwürdiger Anblick: ein sonnengebräunter, sexy Mann mit fremdartigen glühenden Augen. Allerdings verspürte ich nicht den leisesten Drang, mir die Kleider vom Leibe zu reißen – ich empfand nicht das geringste Verlangen. Mir wurden nicht einmal die Knie weich.
    Und V’lane hatte sich zurückgenommen, ohne dass ich ihn darum bitten musste.
    Ich hatte nicht vor, ihm dafür zu danken. Es war das mindeste, was er tun konnte, nach allem, was mir seine Artgenossen angetan hatten.
    Er musterte mich, während ich ihn musterte. Seine Augen verengten sich ein klein bisschen, dann wurden sie riesengroß – bei einem Menschen wäre ein solcher Gesichtsausdruck nichts Bemerkenswertes, aber ein Feenwesen mit so weit aufgerissenen Augen sah verblüfft aus. Ich fragte mich, was ihn so erstaunte. Dass ich überlebt hatte? Hatten meine Chancen wirklich so schlecht gestanden?
    Â»Ich habe diese Schutzzauber überwacht und die Störung gespürt. Ich freue mich, dich zu sehen, MacKayla.«
    Â»Danke für die Rettung«, erwiderte ich eisig. »Nett von dir, dass du erschienen bist, als ich dich brauchte. Oh, warte …«, ich lachte bitter, »… jetzt erinnere ichmich. Du bist mir gar nicht zu Hilfe gekommen. Dein Name zerbarst und brannte, als ich versuchte, ihn zu nutzen.« Hätte er mir nie seinen Namen auf die Zunge gelegt, wäre ich in jener Nacht längst nicht so furchtlos gewesen. Ich hatte mich sicher gefühlt, weil ich glaubte, mit einem Fingerschnippen einen Seelie-Prinzen herbeirufen zu können, der einen Ortswechsel vornehmen und mich blitzschnell aus der Gefahrenzone bringen würde. Ich bildete mir ein, unbesiegbar zu sein – ein fataler Irrtum; er hatte mich im Stich gelassen, als ich in höchster Gefahr schwebte. Ich wäre besser dran gewesen, wenn ich mich nie auf ihn verlassen hätte. Ich hätte in der bewussten Nacht Dani an meiner Seite haben müssen. Sie hätte mich in Sicherheit gebracht.
    Er spreizte die Hände mit den Handflächen nach oben und beugte unterwürfig den Kopf.
    Ich schnaubte. Der selbstgerechte Seelie-Prinz verneigte sich vor mir ?
    Â»Selbst wenn ich mich tausendmal entschuldigen würde, könnte ich das Schreckliche, das dir meine Artgenossen zugefügt haben, nicht wiedergutmachen. Mich macht es ganz krank, dass du …« Er brach ab, beugte den Kopf noch ein wenig tiefer, als könnte er es nicht über sich bringen, das Schlimme

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