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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Unbekannte kann den Tod bringen.
    Ich erhasche einen Blick auf Macs Speer in der Hand eines Mannes in roter Robe. Er trägt die Waffe auf Armlänge vor sich her. Nur die Seelie oder Menschen können Seelie-Heiligtümer berühren. Der Mann in der roten Robe ist entweder das eine oder das andere. Der Lord Master?
    Sie haben Mac. Sie haben den Speer. Ich weiß nicht, ob ich mir beides schnappen kann, also versuche ich es erst gar nicht. Ich würde es wagen, ginge es nicht um Mac. Sie haben sie schlimm zugerichtet. Sie ist blutverschmiert. Sie ist meine Heldin. Ich hasse diese Unholde. Die Feen haben mir die Mutter genommen, und jetzt haben sie sich Mac geholt. Ich aktualisiere meinen mentalen Schnappschuss, bevor mich diese Gedanken in den Wahnsinn treiben und mich dieser uralte Sidhe- Seherin-Platz in meinem Kopf mit Haut und Haaren verschlingt.
    Augenblicklich bin ich ruhig, vollkommen und unabhängig von allem. Dieser Zustand ist das Höchste.
    Ich renne von einem »starren Rahmen« zum nächsten. Mache keine Pausen.
    Ich bin auf dem Dach des Gebäudes.
    Auf der Straße.
    Zwischen den Wächtern. Lust – Hunger nach Sex und Tod  – versengt mich, aber ich bewege mich zu schnell, und sie können nicht berühren, was sie nicht sehen. Ich darf mich nur nicht gehenlassen. Hass, Hass, Hass – ichwebe einen Panzer aus Hass. Ich habe genügend Hass in mir, um einen Schutzschild für ganz Irland zusammenzusetzen.
    Ich fasse nach Mac.
    Erstarre.
    Das Herz klopft mir bis zum Hals. Das Schatten-Ding blockiert mir den Weg. Was ist das?
    Ich bin an ihm vorbei.
    Höre hinter mir die Feenwesen kreischen.
    Dann schreie ich Kat und den anderen zu, dass sie zu der Kirche stürmen, sich den Speer holen und diese Bastarde töten sollen.
    Mit Mac in meinen Armen erstarre und laufe ich, so schnell ich kann. Ich bin auf dem Weg zur Abtei.

ZWEI
    Dani: 4 . November

    Â»Lass mich sichergehen, dass ich das richtig verstanden habe«, sagt Rowena verkniffen. Sie hat mir den Rücken zugedreht und schnaubt vor Wut. Manchmal erscheint Ro, als wäre sie uralt, dann wieder ist sie verdammt agil und flink. Es ist eigenartig. Ihr Rücken ist kerzengerade, die Hände sind zu Fäusten geballt. Ihr langes weißes Haar hat sie zu Zöpfen geflochten und wie eine Königskrone um den Kopf festgesteckt. Sie trägt das formelle weiße Gewand der Großmeisterin mit dem aufgestickten Symbol unseres Ordens – dem missgestalteten smaragdgrünen Kleeblatt. Seit die Hölle losgebrochen ist, sieht man sie nur noch in dieser Robe. Ich bin erstaunt, dass sie sich so lange Zeit gelassen hat, mir die Leviten zu lesen, aber bisher war sie mit anderen Dingen beschäftigt.
    Sie hat mir das Schwert weggenommen. Es liegt auf ihrem Schreibtisch. Die Klinge glänzt alabasterfarben wie Licht, das direkt vom Himmel gestohlen wurde – mein Licht –, die Reflektion von einem Dutzend Lampen, die so im Büro verteilt sind, dass jede Ecke, Nische und Ritze ausgeleuchtet ist.
    Als der Orb an Allerheiligen explodierte, waren wir derart überrascht, dass die schleimigen Schatten vierundfünfzig von uns verschlangen, noch ehe wir genügend Lampen und Taschenlampen herbeischaffen konnten, um uns zu schützen. Soweit wir wissen, kann man die Schatten nicht töten. Mein Schwert richtet bei ihnen keinen Schaden an. Licht hält sie fern, treibt sie jedoch nur noch tiefer in die dunklen Spalten, in die sie sich zurückziehen. Unsere Abtei ist verseucht, aber wir weichen keinen Zentimeter. Es kommt gar nicht infrage, dass die Schatten unser Zuhause besetzen und in eine Dunkle Zone verwandeln. Einen nach dem anderen spüren wir auf und scheuchen ihn aus dem Haus.
    Gestern hat sich einer in Sorchas Stiefel versteckt. Clare hat gesehen, wie es passierte. Sie sagt, dass Sorcha einfach in ihrem Stiefel verschwunden und ihre Kleider auf den Boden gefallen seien. Als wir den Stiefel auf der Außentreppe in der strahlenden Sonne umdrehten, fielen eine papierne Hülle, Schmuck und zwei goldene Zahnfüllungen heraus, gefolgt von einem Schatten, der augenblicklich in tausend Stücke zersplitterte. Keine von uns zieht mehr Schuhe an, ohne vorher die Unholde aus ihnen herausgeschüttelt und mit einer Taschenlampe hineingeleuchtet zu haben. Ich trage jetzt oft Sandalen, auch wenn sie nicht warm genug sind. Was für ein Tod – herbeigeführt durch einen

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