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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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ersteigert. Jemand hat mich hintergangen«, sagte er so gleichmütig, dass ich ihm fast glaubte.
    Schweigen.
    Er schob einen Riemen von seiner Schulter und ließ mir eine Tasche vor die Füße fallen. Mein Rucksack.
    Â»Woher haben Sie den? Ich habe ihn nicht in dem Zimmer gesehen, als ich ging, und ich habe danach gesucht.« Ich fragte mich, wo er den Rucksack aufbewahrt hatte.
    Â»Ich habe ihn hier in der Abtei gefunden, während ich auf Ihre Rückkehr wartete.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wie lange sind Sie schon hier?«
    Â»Seit gestern Abend. Den ganzen gestrigen Tag habe ich nach Ihnen gesucht, doch als ich Ihrem Weg hierher folgte, waren Sie schon wieder weg. Es war einfacher, hier auf Sie zu warten, statt Zeit zu verschwenden und Ihnen nachzujagen.«
    Â»Hilft Ihnen das kleine Brandzeichen nicht dabei?« Ich rieb meinen Nacken, wo er mir ein geheimnisvolles Tattoo gestochen hatte, das vollkommen versagt hatte, als ich es brauchte.
    Â»Ich kann die Richtung erspüren, in der Sie sich aufhalten, aber ich kann Sie nicht sehen. Das gelingt mir nicht mehr, seit die Mauern gefallen sind. Jetzt, da das Feenreich und das Reich der Menschen miteinander verwoben sind, funktioniert das Tattoo eher wie ein Kompass, nicht wie ein Navigationssystem.«
    Â»Die IFS. Ich nenne sie ›interdimensionale Feen-Schlaglöcher‹.«
    Ich sah den Hauch eines Lächelns. »Ein komisches Mädchen – das sind Sie.«
    Wieder verfielen wir in unbehagliches Schweigen. Ich sah ihn an. Er wandte sich ab. Ich zuckte mit den Schultern und schaute auch weg.
    Â»Ich war nicht …«, begann ich.
    Â»Ich habe nicht …«, begann er.
    Â»Entzückend«, warf V’lane ein. Seine Stimme war zu hören, bevor er selbst in Erscheinung trat. »Ein Abbild der häuslichen Wonne. Sie auf dem Boden, und du baust dich vor ihr auf. Hat er dich geschlagen, MacKayla? Du brauchst nur ein Wort zu sagen, und ich bringe ihn um.«
    Mich ärgerte es, dass sich V’lane hier herumtrieb, unsichtbar, und uns belauschte. Sobald er sich zeigte, warf ich ihm einen strengen Blick zu. Unwillkürlich schob ich eine Hand unter eine Jacke und tastete nach meinem Speer in dem Holster unter meinem Arm. Er war weg. V’lane überließ ihn mir nie in seiner Gegenwart, aber er gab ihn mir immer zurück, wenn er ging. Es widerstrebte mir, dass er die Macht hatte, mir die Waffe wegzunehmen. Was, wenn er sie eines Tages nicht mehr zurückgab? Wenn er sich entschied, sie für sich und sein Volk zu behalten? Bestimmt hätte er sich den Speer und das Schwert schon vor Monaten genommen, hätte er nur gewollt. Er wird ihn mir dieses Mal auch wieder zurückgeben, dachte ich. Wenn nicht, dann würde ihn der allmächtige Sinsar-Dubh-Detektor zum Teufel schicken.
    Â»Als ob du das könntest«, erwiderte Barrons.
    Â»Vielleicht nicht, aber ich genieße den Gedanken daran.«
    Â»Wenn es dich glücklich macht, Tinker Bell.«
    Ich erhob mich.
    V’lane lachte – ein himmlisches, engelsgleiches Lachen. Obwohl er mein sexuelles Verlangen nicht mehr entfachen konnte, zeigte er sich in seiner außerweltlichen Gestalt. Königlich, überlebensgroß und einfach zu schön für Worte. Heute war er anders gekleidet, als ich ihn je gesehen hatte, und sein Outfit passte zu seiner goldenen Vollkommenheit. Wie Barrons trug er einen eleganten dunklen Anzug, ein schneeweißes Hemd mit blutroter Krawatte.
    Â»Such dir einen eigenen Modeberater«, brummte Barrons.
    Â»Vielleicht habe ich mich entschieden, deinen Stil zu mögen.«
    Â»Wahrscheinlich dachtest du, dass sie auch mit dir schläft, wenn du mehr aussiehst wie ich.«
    Ich schreckte zurück, aber meine Reaktion war nichts im Vergleich zu der von V’lane.
    Für einen Moment war ich wie festgefroren, steifer als der Zinnmann ohne Öl. Ich schüttelte mich, und Eisstückchen fielen zu Boden. Ich trat einen Schritt vor, um der frostigen Hülle zu entfliehen. Eine glitzernde dünne Eisschicht hatte sich über die ganze Bibliothek – die Möbel, Bücher, Lampen, Wände und den Boden – gelegt. Eine Glühbirne nach der anderen zersprang.
    Â»Hört auf damit«, schimpfte ich. Der Atem gefror vor meinem Mund. »Alle beide. Ihr seid beide ganze Kerle, das hab ich begriffen. Aber ich bin müde und schlecht gelaunt. Sagt, was ihr zu sagen

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