Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
»Schwestern verzeihen sich vieles, stimmt’s, Mac? Ich meine, mehr als andere Leute.«
    Ich dachte an Alina und daran, dass sie sich in den schlimmsten Schurken in diesem Riesenchaos verliebt und ihm unbeabsichtigt geholfen hatte, mehr Macht zu gewinnen. Daran, dass sie gewartet hatte, bis es zu spät war, mich anzurufen. In letzter Zeit war mir klargeworden, dass meine Schwester einige fürchterliche Entscheidungen getroffen hatte. Zum Beispiel hatte sie mir nicht, sobald sie davon erfahren hatte, erzählt, was hier vor sich ging, sondern versucht, mit allem allein und ohne Hilfe fertig zu werden. Stärke war nicht, alles allein tun zu können. Stärke war zu wissen, wann man um Hilfe bitten musste, und nicht zu stolz dafür zu sein. Alina hatte nicht all die Verstärkung gerufen, die sie hätte haben können und sollen. Ich würde diesen Fehler nicht machen. Dennoch würde nichts von all dem, was sie getan oder unterlassen hatte, meine Liebe zu ihr schmälern. Nichts könnte das bewirken.
    Â»Zum Beispiel einen Streit über Filme«, erklärte Dani weiter, als ich nicht sofort reagierte.
    Ich war drauf und dran zu antworten, als sie murmelte: »Ich dachte, du würdest mich für cool halten, wenn ich mir so was ansehe.«
    Ich verdrehte die Augen. »Ich halte dich schon längst für cool. Und, Süße, Schwestern vergeben sich alles.«
    Â»Ehrlich, wirklich alles?«
    Â»Alles.«
    Als wir den Elektroladen verließen, sah ich ihr Gesicht in dem Spiegel über der Tür.
    Der Ausdruck war düster.

    Mein Dublin existierte nicht mehr.
    Die bunte Neonbeleuchtung, die die Häuser mit einem Kaleidoskop aus Farben erhellt hatte, war kaputt, die Röhren zerschmettert. Auf den Straßen fehlten die lärmenden und lachenden Menschen. Die Fassaden der vielen Pubs im Temple-Bar-Bezirk waren zerstört. Die malerischen Straßenlaternen waren verbogen, und keine Musik dröhnte aus den Fenstern und Türen. Es war still. Viel zu still. Alles Leben bis hin zu den Heimchen in der Erde war vernichtet. Kein Motorengeräusch weit und breit. Keine Heizungspumpen schalteten sich ein und aus. Man weiß erst, wie viel Lärm die Welt macht, wenn plötzlich alle Geräusche verstummen. So leise musste es in prähistorischen Zeiten gewesen sein.
    Dieses neue Dublin war dunkel und unheimlich und … trotz allem noch nicht tot. Die einst belebte irische Stadt war untot. Man spürte das Leben in ihr; es lauerte in den Trümmern, aber es war die Art von Leben, dem man einen Pflock ins Herz rammen wollte.
    Angesichts der Anzahl von Feenwesen, die ich in der Stadt spürte – es waren so viele, dass ich sie nicht unterscheiden konnte –, begegneten uns erstaunlich wenige Unseelie auf den Straßen. Ich fragte mich, ob sie irgendwo eine Versammlung oder Kundgebung für den LM abhielten – den Befreier und Anführer der Dunklen Feen. Auch Jayne begegneten wir nicht, und ich nahm an, dass er in einem anderen Stadtteil Jägern das Leben schwermachte.
    Den etwa zwanzig Block weiten Weg legten wir zu Fuß zurück – »wie ein Joe«, wie Dani es nannte –, weil ich keine Lust hatte, Ryodan zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten und dabei den Drang zu verspüren, mich auf seine Schuhe zu übergeben. Wir begegneten vier Rhino-Boys (warum traten sie nur paarweise in Erscheinung?) und einem scheußlichen schlängelnden Ding, das fast so schnell wie Dani war. Ich übernahm die Rhino-Boys, Dani bekam die Schlange. Wir waren gerade dabei, die Straße an der Rêvemal und Grandin zu überqueren, als ich sie sah. Wären meine Sinne nicht so verwirrt durch die Unseelie-Ausstrahlung gewesen, hätte ich sicherlich das Wesen aus einer höheren Kaste früher gewittert und besser reagiert.
    Zuerst traute ich meinen Augen nicht. Zu meiner Verteidigung muss ich anführen, dass ich sie von hinten für ihn gehalten hatte – sie sahen sich so ähnlich –, aber ich wusste, dass das nicht sein konnte – Barrons und ich hatten ihn getötet. Dann fiel mir ein, dass er nicht der Einzige seiner Art gewesen sein könnte. Einige der Unseelie-Kasten wie die Rhino-Boys haben zahllose Mitglieder, während der Unseelie-König andere Wesen nur einmal erschaffen hatte – vielleicht weil er sie für Scheusale hielt. Ich hatte schon befürchtet,

Weitere Kostenlose Bücher