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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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es könnten Hunderte oder gar Tausende dieser Ungeheuer ihr Unwesen in unserer Welt treiben, und mir die Schrecken vorgestellt. Ich musste kleine Geräusche von mir gegeben haben, denn plötzlich drehte die Gestalt sich um – ein eins achtzig großer, lepröser Körper, ein verbeultes Gesicht, das zum größten Teil aus einem Mund bestand. Im Bruchteil einer Sekunde taxierte und verwarf sie mich.
    Ich hatte das falsche Geschlecht.
    Dani ehrte es, dass sie es versuchte. Sie machte ihren Hochgeschwindigkeitssatz, aber ich hätte ihr sagen können, dass sie sich die Mühe sparen konnte. Dieses Wesen konnte den Ort im Nu wechseln. Das wusste ich, weil sich sein männliches Gegenstück einmal auf der Straße auf mich gestürzt hatte und mich, wäre Barrons nicht gewesen, weggebracht und getötet hätte.
    Die Unseelie-Frau verschwand, und Dani stand plötzlich einen Block von mir entfernt mit gezogenem Schwert auf der Straße und schäumte vor Wut, weil sie sich nicht ein weiteres Opfer auf die Fahne hatte schreiben können. »Mac, was war das, verdammt noch mal?«, fragte sie. »So ein Ding hab ich noch nie gesehen. Du?«
    Â»Barrons nannte es den Grauen Mann. Wir haben ihn getötet. Ich dachte, er wäre der Einzige seiner Art gewesen, aber wir haben gerade die Graue Frau gesehen.«
    Â»Was ist ihre Spezialität?« Dani schien eigenartig fasziniert von dem makabren Ding zu sein. Mir war es damals genauso ergangen. Ich war besessen von all den grässlichen Todesarten gewesen, die ich durch die Hände – oder besser die Klauen – der unterschiedlichen Unseelie erleiden könnte. Oder durch die vielen Münder mit scharfen Zähnen – wie Alina.
    Â»Sie laben sich an menschlicher Schönheit. Barrons sagt, sie zerstören, was sie nie haben können, verschlingen es wie eine Delikatesse. Dazu tarnen sie sich mit einer äußerst attraktiven menschlichen Gestalt und suchen sich eine Schönheit aus, die sie in ihren Bann ziehen können. Sie saugen die Schönheit durch Berührungen mit den offenen Geschwüren an ihren Händen auf, bis es nichts mehr gibt, was sie noch stehlen könnten. Die Opfer bleiben hässlich und entstellt zurück.«
    Diese Unholde töteten nicht, aber sie verbreiteten unendliches Leid, und manchmal kehrten sie zurück, um sich an dem Leid und Elend gütlich zu tun. Zweimal hatte ich Gelegenheit, den Grauen Mann bei der »Nahrungsaufnahme« zu beobachten. Ich fand ihn besonders gruselig, weil ich jahrelang meine äußere Erscheinung zu meinem Vorteil ausgenutzt hatte. Ich hatte geflirtet, um ein höheres Trinkgeld zu bekommen, die Verkehrspolizisten mit einem Augenaufschlag milde gestimmt, die Dummheit einer Blondine vorgetäuscht, um meinen Willen durchzusetzen. Bevor ich nach Dublin kam, war ich überzeugt, dass die Attraktivität meine einzige Stärke und dass ich wertlos sei, wenn ich sie verlieren würde.
    Â»Barrons sagt, die Opfer begehen zwangsläufig Selbstmord«, erklärte ich, »weil sie so schauerlich, wie sie aussehen, nicht weiterleben wollen.«
    Â»Wir machen dieses Miststück kalt«, war Dani entschlossen.
    Ich schmunzelte, wurde aber rasch wieder ernst. Wir hatten unser Ziel erreicht, und ich sah es mir mit sinkendem Mut an. Ich suchte Antworten und hatte mich darauf verlassen, sie hier zu bekommen, aber Rêvemal 939 war eine komplette Enttäuschung.
    Vor ein paar Monaten hätte die elegante Fassade des Chester’s – alles Granit, Marmor und poliertes Holz – die Reichen und Schönen von Dublin angelockt, doch wie die Stadt selbst war auch dieses Haus an Halloween zu einem Wrack geworden. Die Scherben der Buntglasfenster knirschten unter unseren Sohlen, als wir den Schutt, der durch die Krawalle entstanden war, umrundeten. Die Marmorsäulen vor dem Eingang hatten tiefe Schrammen, die aussahen, als stammten sie voneinem Wesen mit eisenharten Klauen. Die kunstvollen Gaslaternen waren aus dem Asphalt gerissen und weggeworfen worden. Die verdrehten Pfähle blockierten den Eingang des Clubs, als hätten die Unseelie, die für diese Zerstörung verantwortlich waren, gerade dieses Lokal besonders gehasst.
    Das in Stücke zerschlagene Schild des Clubs baumelte an Seilen vor dem Schutthaufen. Die Vorderseite des Gebäudes war mit Graffiti vollgeschmiert. Der Schutthaufen verstellte den Zutritt

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