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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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stirbt.«
    Â»Nehmen Sie die Hände von mir«, stieß ich durch zusammengebissene Zähne hervor.
    Â»Wir haben das Kind. Wenn Sie die Kleine wiedersehen wollen, dann stehen Sie auf.«
    Meine Augen wurden schmal. Wie hatten sie Dani erwischt? »Es ist unmöglich, dass …«
    Â»Wir sind schneller.«
    Â»Wie Barrons?«
    Keine Antwort.
    Ich hatte die acht gefunden oder zumindest zwei von ihnen. Und sie hatten Dani. Seufzend erhob ich mich, sah noch einmal die Graue Frau im Spiegel, aber sie nahm mich nicht zur Kenntnis, sondern labte sich noch immer an dem jungen Kellner. Mein Blut kochte. Er sah längst nicht mehr gut aus. Barrons hatte mir erzählt, dass der Graue Mann seinen Opfern selten so viel nahm, dass sie starben. Offensichtlich hatte die Graue Frau mehr Appetit. Ich revidierte meine erste Vorhersage: Er hatte nur noch zehn Minuten zu überleben. Höchstens.
    Der Junge mit den verträumten Augen war in dem Spiegel hinter der Grauen Frau zu sehen. Ich fixierte ihn. Er sah im Spiegel ganz anders aus. Er war … unscharfan den Kanten und … falsch, ganz falsch. Ein eisiger Schauer drang mir bis in die Seele. Ich versuchte, das Spiegelbild in den Fokus zu rücken. Je mehr ich mich anstrengte, umso verschwommener wurde er. Schließlich nahm sein Spiegelbild Gestalt an, und er sah mich scharf an. »Sprich nicht mit ihm, schönes Mädchen. Sprich niemals mit ihm.«
    Ich schaute ihn entgeistert an. »Mit ihr, meinst du? Mit der Grauen Frau?«
    Â»Es.« Er spie das kleine Wort mit einem solchen Abscheu aus, dass ich zusammenzuckte.
    Ich sah mir die Originalfigur, nicht die Reflektion an und konnte wieder frei atmen. Er war ein Junge. Ein hübscher verträumter Junge. Nicht etwas, vor dem ich schreiend fortlaufen wollte. »Es?«
    Er starrte mich verständnislos an. »Ich hab nichts gesagt.«
    Â»Also«, drängte der eine Mann hinter mir ungeduldig. »Bewegen Sie sich.«

    Sie eskortierten mich eine breite verchromte Metalltreppe hinauf ins Obergeschoss des Chester’s. Dunkel getönte Scheiben hinter einer verchromten Balustrade säumten die gesamte obere Galerie. Ohne Türen oder Griffe.
    Ich sah von einem meiner Begleiter zum anderen. Seit sie ihre Hände um meine Oberarme gelegt und mich durch die Menge gesteuert hatten, war kein Wort mehr über ihre Lippen gekommen. Über meine auch nicht. Ich spürte, woraus sie gemacht waren: aus gezügelter Gewalt. Beide sahen aus wie Anfang dreißig und waren muskelbepackt. Der Mann zu meiner Linken hatte schlimme Narben an den Händen. Beide waren massigund groß. Der Ausdruck in ihren Augen riet mir, den Mund zu halten, bis ich die Situation besser einschätzen konnte.
    Ich warf einen Blick hinunter in die Bar, als wir den Treppenabsatz erreichten. Der Kellner lag tot auf dem Boden. Die Graue Frau schaute sich bereits nach einem neuen Spielzeug um. Ich ballte die Fäuste.
    Wir gingen die dunkle Glaswand entlang, bis eine unsichtbare Veränderung auf der makellosen Oberfläche auf eine Tür hinzudeuten schien. Der Kerl zu meiner Rechten legte die Handfläche auf das Glas. Ein Paneel glitt zur Seite, und vor uns lag ein großer Raum, der nur aus Einwegspiegeln und Metallträgern bestand. Von hier aus konnte man alles sehen, was sich draußen abspielte. Hoch oben an den Wänden waren ringsum kleine Monitore angebracht, die die Aufnahmen von unzähligen Überwachungskameras zeigten. Dieser Raum war das Herz des Clubs. Alles, was sich im Chester’s tat, konnte von hier aus beobachtet werden.
    Â»Wir haben sie hergebracht, wie du es wolltest, Ry.«
    Sie schubsten mich in den Raum, und das Paneel hinter mir schloss sich mit einem leisen Zischen. Es war dunkel bis auf das bläuliche Licht der Monitore. Ich machte einen Schritt, um das Gleichgewicht zu wahren. Für einen Moment glaubte ich zu fallen, aber es war eine Täuschung, die der Boden, der auch aus Einwegspiegeln bestand, verursachte. Es war so düster in dem Zimmer, dass ich nur Umrisse erkannte: ein Schreibtisch, ein paar Stühle, ein Tisch und ein Mann, der mit dem Rücken zu mir stand. Die Szenerie unter dem Glasboden war deutlich sichtbar; das erschwerte jeden Schritt.
    Â»Ein Glashaus, wie, Ryodan?« Während meines ersten Anrufs bei IYCGM von meinem Handy aus hatte michRyodan gerügt und gesagt: »Wer im Glashaus sitzt, darf nicht mit Steinen

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