Gefangene der Leidenschaft
zog tadelnd die Augenbrauen hoch, doch dann lachte sie los. „Manchmal wundert es mich“, sagte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen, „dass Ihr Eure Jungenstreiche überlebt habt und erwachsene Männer geworden seid!“
„Manchmal wundert es uns auch, Majestät!“
„Wisst Ihr noch, wie ich Euch beide mit allen Mitteln dazu bringen wollte, meine Minister zu werden?“
Richard lachte schallend. „Ihr habt gebeten und gebettelt, gedroht und mit Versprechungen gewinkt ...“
„Aber wir wollten ein Leben voller Abenteuer!“
„Ja.“ Die Königin sah ihre beiden Freunde liebevoll an. „Das langweilige und steife Leben am Hof war nicht Eure Sache.“ Lord Windham beobachtete die Gruppe und kochte vor Wut. Wie sehr er Morgan und Richard Grey um ihre enge Freundschaft mit der Königin beneidete.
„Erzählt von Eurer Kindheit in Schottland, Brenna. Sicher war sie ganz anders als unsere!“
Die Königin schreckte Brenna aus ihren Gedanken hoch. Gerade hatte sie sich Morgan als Jungen vorgestellt, der mit Richard und der Prinzessin Streiche ausheckte. Und gerade hatte sie bei sich festgestellt, dass sie sich zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in England vollkommen entspannt fühlte. Lag es an Elizabeths überwältigender Freundlichkeit? Oder daran, dass sie in diesem Augenblick in Morgan Grey einen Menschen und nicht ihren Gefängnisaufseher sehen konnte?
„Meine Kindheit? Oh, ich glaube nicht, dass sie viel anders als Eure war. Ich lernte reiten, kaum dass ich laufen konnte! “ „Und wie war es mit den weiblichen Fertigkeiten?“ fragte Madeline.
„Meine Mutter war oft am Verzweifeln darüber, dass ihre Töchter nichts vom Nähen und Kochen wissen wollten. Wir beteten unseren Vater an und wollten so leben wie er.“ Brenna lächelte schmerzlich. „Doch nach dem Tod meiner Mutter fielen mir die Pflichten der Hausherrin zu. Ich habe die damit verbundenen weiblichen Fertigkeiten erworben und gelernt, einem großen Haushalt vorzustehen, aber offen gestanden ist die Jagd noch immer meine größte Leidenschaft.“
Claude betrachtete Brenna mit einem Ausdruck grenzenloser Bewunderung. „Der Mann, der Euch heiraten wird, kann sich glücklich schätzen, denn in Euch sind die Tugenden einer Lady und eines ritterlichen Kriegers vereint.“
Die etwas gestelzte Sprache des jungen Franzosen und seine Versuche, Brennas Interesse zu erregen, brachten Morgan gegen ihn auf. Anscheinend fühlten sich alle Jünglinge, die noch nicht trocken hinter den Ohren waren, von der schönen Brenna angezogen. Morgan wollte Claude mit einer scharfen Antwort in seine Schranken weisen, aber plötzlich ertönte vom anderen Ende des Raums Lord Windhams Stimme.
„Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass diese Schottin in der Tat eine geeignete Gattin für einen englischen Edelmann wäre. Sie ist hübsch anzusehen, hat einen gewissen Charme und ist in der Lage, einen herrschaftlichen Haushalt zu führen.“
Brenna fing seinen anzüglichen Blick auf, und ihre Augen wurden dunkel vor Wut. Der Mann sah sie an und redete über sie wie über ein Stück Vieh.
„Habt Ihr ihre Aufsässigkeit vergessen, Windham?“ Die Königin lehnte sich zurück und fühlte sich offenbar prächtig unterhalten.
Wie konnte ich mich auch nur eine Minute lang sicher fühlen! warf Brenna sich vor.
„Nein, Majestät. Aber ich weiß, dass eine Frau genauso gezähmt werden muss wie ein störrisches Pferd. Eine feste Hand, die Zügel kurz und ...“, er lächelte hämisch, „... eine Peitsche, wenn alles andere nicht hilft.“
Brenna erschauerte. Sie wusste, dass dieser widerwärtige Mensch meinte, was er sagte. Und Windham schien ernsthaft zu erwägen ... Nein! Schon der Gedanke versetzte Brenna in panische Angst. Hilfe suchend blickte sie zu Morgan hinüber.
Er sah das Entsetzen in ihren Augen und ballte die Fäuste. Eine Peitsche, ja, aber für Windham. Er hatte Lust, sich den Kerl vorzunehmen, bis er um Gnade flehen würde.
Richard blickte zwischen seinem Bruder und Brenna hin und her und überlegte, was er tun konnte. Irgendwie musste es ihm gelingen, die Katastrophe abzuwenden. Windham und Brenna
- nicht auszudenken ...
„Was gibt es Neues in der hohen Politik, Majestät! Morgan ist so selten zu Hause, dass ich nicht mehr erfahre, was in der Welt vor sich geht.“
Elizabeth zögerte einen Moment, bevor sie ihre Antwort mit Bedacht formulierte. „Lasst mich nachdenken, mein Freund. In der hohen Politik bewegt sich zur Zeit nicht viel.
Weitere Kostenlose Bücher