Gefangene der Liebe
Vernunft. Auf gar keinen Fall durfte sie sich noch einmal hinreiÃen lassen.
Mit angehaltenem Atem löste sie sich aus Matthews Umarmung und zog ihr Bein unter seinem hervor. Dann setzte sie sich auf und schob behutsam die leichte Bettdecke zurück, mit der Matthew sie zugedeckt hatte.
Ganz leise stand sie auf.
Wo lagen ihre Sachen? Im Badezimmer. Verlegen erinnerte sie sich, wie Matthew sie dort entkleidet hatte.
Er hatte sie gezwungen, nackt vor ihm zu stehen.
Wie furchtbar.
Nein, es war aufregend gewesen, das musste sie zugeben. Wogen der Erregung hatten sie durchflutet, als er sie ausgezogen und unter die Dusche gestellt hatte. Dann streifte er ihr BH und Slip ab und begann sein fantastisches Liebesspiel. Niemals hätte sie gedacht, dass körperliche Liebe so überwältigend sein konnte.
Lief sie deshalb weg? Wollte sie ihr Leben oder ihre Seele retten? Wollte sie fort von einem Mann, der sie vielleicht verletzen würde? Oder floh sie vor ihren eigenen Gefühlen? Vor ihrer Sinnlichkeit und ihrer wilden Leidenschaft.
Noch vor einem Jahr hatte sie ein ganz normales Leben geführt. Morgens aufstehen, anziehen, frühstücken und dann zu ihrer Arbeit bei einem Nachrichtendienst, wo sie als Sekretärinarbeitete.
Ihr gefiel dieses Leben. Nach einer bewegten und traurigen Kindheit mit einem spielsüchtigen Vater und einer ständig kränkelnden Mutter genoss sie die Ruhe und den Frieden ihres Lebens als Angestellte.
Mia schloss die Augen.
Kränkeln stimmte nicht ganz. Ihre Mutter war Alkoholikerin. Während ihrer Kindheit und Jugend wusste Mia nie, was der nächste Tag bringen würde. Wie oft hatte sie sich nach einem ruhigen, vorhersehbaren Leben gesehnt und es Jahre später endlich bekommen.
Bis zu dem Tag, als ihr Chef sie bat, in den sechzehnten Stock zu fahren, wo man sie erwartete. Nehmen Sie den Lastenaufzug, sagte er. Das kam ihr zwar merkwürdig vor, doch sie gehorchte und landete in einer Welt, von deren Existenz sie bis dahin nichts geahnt hatte.
Kein Wunder, ging es doch um den Geheimdienst.
Eine Frau im schwarzen Kostüm begrüÃte sie, führte sie den Korridor entlang zu einem riesigen Büro und stellte sie dem Leiter vor.
Nach ein paar Minuten harmlosen Geplauders kam der Leiter zum eigentlichen Grund des Gesprächs.
âSie haben während seines einjährigen Aufenthalts hier in Washington für Oberst Douglas Hamilton gearbeitet, Ms. Palmieriâ, sagte er.
âJa, das ist richtig.â
âOffensichtlich war er sehr zufrieden mit Ihnen.â
âMit meiner Arbeit?â Eigentlich hatte es Hamilton nicht gepasst, dass sie sich beharrlich weigerte, Ãberstunden zu machen. Doch wegen seiner anzüglichen Blicke wollte sie abends nicht mit ihm allein sein. âDas freut michâ, meinte sie ausweichend.
Der Direktor beugte sich vor. âIch biete Ihnen die Möglichkeit, sich in den Dienst Ihres Landes zu stellen, Ms. Palmieri.â
Bei der Erinnerung daran lief Mia ein kalter Schauer über den Rücken.
Ihr Land hatte sie im Stich gelassen. Sie war entbehrlich. Der Mann neben ihr lieferte den letzten Beweis dafür. Und sie hatte mit ihm geschlafen, hatte ihn geliebt â¦
Sex, keine Liebe. Den Unterschied fand sie plötzlich wichtig.
Ihre Reisetasche stand auf einem Stuhl. Wenn sie jetzt ihre Sachen heraussuchte, riskierte sie, Matthew zu wecken. Vielleicht hatte er ja einen leichten Schlaf.
Auf Zehenspitzen schlich sie zum Kleiderschrank, der eine ganze Wand einnahm, und öffnete eine Tür. Mit einem kurzen Blick auf Matthew versicherte sie sich, dass er noch schlief. Schnell zog Mia ein T-Shirt und eine für sie viel zu lange Jogginghose an. Auf Schuhe musste sie verzichten.
So leise wie möglich nahm sie die Reisetasche und ihre Handtasche vom Stuhl und schlich sich aus dem Schlafzimmer. Zunächst musste sie den langen Flur entlang, dann durchs Foyer bis zur Tür. Ob die Alarmanlage auch losging, wenn jemand das Haus verlie� Hoffentlich nicht! Mia betete, dass sie den Geländewagen erreichte, bevor Matthew ihre Flucht bemerkte.
Gestern hatte er die Autoschlüssel auf den kleinen Tisch neben der Tür gelegt. Sie tastete danach â kein Schlüssel!
Das konnte doch nicht sein. Noch einmal suchte sie den Tisch ab â nichts! Dabei hatte sie genau gesehen, wie er die Schlüssel dort abgelegt hatte.
In diesem Moment erstrahlte der groÃe Kristalllüster im
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