Gefangene der Liebe
Gang zu setzen. Nach einer Weile lieà das Zittern etwas nach, doch in ihren Augen schimmerten noch immer Tränen.
Matthew schluckte. Behutsam berührte er die Abschürfungen an ihren Handgelenken â Spuren der Handschellen.
âDu hättest nicht versuchen sollen, dich von den Handschellen zu befreien.â
Keine Antwort. Auch gut. Offenbar hatte er sein Ziel erreicht: Mia würde sich jetzt fügen. Die Handschellen brauchte er nicht mehr. Momentan wirkte sie ganz friedlich. AuÃerdem war er hellwach und konnte sie im Auge behalten.
âSchon besser?â, fragte er.
Immer noch keine Antwort. Er nahm ihre Hände. Sie waren eiskalt. Dabei herrschte im Schlafzimmer eine angenehme Temperatur.
Als er prüfend die Hand an Mias Wange legte, stellte er fest, dass auch ihr Gesicht eiskalt war. Stand sie unter Schock? Nein, er bemerkte keine weiteren Symptome.
Also litt sie vermutlich an einem Nervenzusammenbruch. Deshalb hatte sie so gezittert und sich alles widerstandslos gefallenlassen.
In ihren Augen schimmerten noch immer Tränen.
âVerdammtâ, fluchte er leise und legte die Arme um sie.
Jetzt kam Leben in Mia. Sofort versuchte sie, ihn wegzustoÃen. Von wegen widerstandslos! Aber Matthew freute sich, dass ihr Kampfgeist zurückkehrte.
âGanz ruhigâ, sagte er leise und zog sie fester an sich. Doch sie wehrte sich so heftig, dass sie beide seitwärts aufs Bett fielen. âIch werde dir nicht wehtun.â
Es gelang ihr, eine Hand freizubekommen, und sie holte aus. Doch da keine Wucht hinter dem Hieb steckte, streifte er nur leicht Matthews Kinn.
âIch habe dir doch versprochen, dir nicht wehzutunâ, sagte er wütend, umfasste die Hand und zog die Bettdecke über Mia und sich.
Die Frau in seinen Armen bebte noch immer.
Wahrscheinlich sind es wirklich die Nerven oder Wut und Angst, dachte er und hielt Mia fest an sich gedrückt. Zuerst wehrte sie sich noch, doch allmählich lieà ihr Widerstand nach. Matthew streichelte sie beruhigend und strich ihr die wirren Locken aus der Stirn.
Langsam wurde ihr wärmer, und sie zitterte nicht mehr so heftig.
Wie wunderbar, sie wieder im Arm zu halten!
Matthew schloss die Augen und atmete den blumigen Duft ihres Haares ein, der ihn mehr berauschte als jeder Champagner.
Ihr Herz pochte neben seinem, schnell, aber regelmäÃig.
Im Alter von acht oder neun Jahren, als er noch nicht gewusst hatte, wie schlecht die Welt ist, war Matthew oft mit Cameron und Alex ausgeritten. Sie spielten kriegerische Indianer, die stolzen Nachkommen ihrer Mutter, an die sie sich kaum noch erinnern konnten.
Bei einem dieser Ausritte hatte Matthews Pferd plötzlich gescheut und war gestiegen.
Schon damals saà er sehr sicher im Sattel. Es gelang ihm, dasTier zu beruhigen. Wahrscheinlich war eine Klapperschlange über den Weg gehuscht. Pferde hatten groÃe Angst vor Schlangen. Doch als er den Weg absuchte, entdeckte er keine Schlange, sondern ein Vogelnest.
Ein ganz normales Nest aus Gras und Zweigen, und darin saà ein winziger wehrloser Vogel, der noch nicht flügge war.
Matthew stieg vom Pferd, hob das kleine Tier behutsam auf und spürte, wie sein kleines Herz vor Angst raste.
Die Brüder sahen einander ratlos an. Keiner wusste, was in so einem Fall zu tun wäre.
SchlieÃlich befestigte Matthew das Nest auf einem Ast, setzte den Vogel wieder hinein, grub ein paar Würmer für ihn aus und legte sie ihm ins Nest.
Als er zwei Tage später nach dem Vogel sah, fand er die winzige Kreatur reglos im Nest â das kleine Herz hatte für immer aufgehört zu schlagen.
Und jetzt raste Mias Herz vor Furcht.
Vielleicht hatte Hamilton ihm die Wahrheit über sie erzählt. Vielleicht gab es aber auch einen plausiblen Grund für ihr Handeln. Vielleicht sollte er sie einfach fragen.
Matthew schluckte.
Vielleicht spielte es aber auch keine Rolle. SchlieÃlich war auch er kein Heiliger und hatte schon Dinge in seinem Leben getan, auf die er nicht stolz war und die er am liebsten vergessen würde.
âMiaâ, sagte er. âEntschuldige, dass ich dir solche Angst eingejagt habe.â
Mit tränenverschleiertem Blick sah sie ihn an. âDouglas hat dich belogenâ, sagte sie leise.
âDas ist doch egal. Ich habe nicht das Recht, über dich zu richten.â
âDoch, du hättest jedes Recht der Welt dazu, wenn ich tatsächlich versucht hätte, Kokain
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