Gefangene der Magie
haben. Noch nie hatte es jemand geschafft, sie mit einem einzigen Blick zu hypnotisieren. Kira fühlte Schamesröte in sich aufsteigen. Wer, zur Hölle, war dieser Kerl?
Das Schlimmste, was uns hätte passieren können , sagte Kingsley seufzend.
Du kennst ihn? , fragte Kira überrascht.
Natürlich! Und du solltest dich schämen, es nicht zu tun. Hast du nie unsere Zeitungen gelesen?
Kira unterdrückte ein Schnauben. Die einzige Zeitung, auf die sie in den Reservaten Zugriff hatten, war der Magican , eine von Magiern verfasste Zeitung. Unnötig zu erwähnen, was sie von einem solchen Informationsblatt hielt.
Manchmal habe ich sie als Kaminanzünder verwendet und mir vorgestellt, es wäre dein Gesicht.
Kingsley ignorierte den Seitenhieb. Ryan McNamara ist der Pate unter den Magiern. Er hält sich versteckt, gilt aber als unglaublich mächtig. Wenn er wollte, könnte er es leicht als Senatsmitglied in die WUM schaffen.
Wieso sollte er nicht wollen? , fragte Kira stutzig.
Die World Union of Magicans , kurz WUM , war die Vereinigung aller Magier. Geleitet wurde sie von einem Senat, der aus dreißig Meistermagiern bestand. Ein, wie zynische Stimmen behaupteten, machtbesessener Haufen, denen zu viel Magie das Gehirn vernebelt hatte. Kira konnte ihnen nur Recht geben.
Die meisten Magier sahen ihren Lebenssinn schon erfüllt, wenn sie an der Wahl der Senatsmitglieder teilnehmen durften. Dass jemand freiwillig auf seinen Platz unter den Weltherrschern verzichten würde, schien Kira absurd.
McNamara bleibt lieber für sich. Hat seine Hände in allerhand zwielichtigen Geschäften, die wir ihm leider nicht nachweisen können. Ich kann nicht glauben, dass der Mistkerl sich in meinem Magic Central aufhält!
Darauf folgte eine Schimpftirade und Kira beschloss, Kingsley wieder auszublenden. Schließlich musste sie sich auf die Gefahr vor sich konzentrieren.
»Darf ich mich vorstellen. Mein Name ist Ryan McNamara«, erklärte der Magier und hielt ihr die Hand hin.
Runenzeichen waren auf den Handrücken tätowiert, schlängelten sich unter seinem Hemdsärmel hindurch und tauchten oberhalb des Kragens wieder auf, verliefen bis zu seinen Schläfen.
Die Runen waren alt und es machte Kira nervös, nicht zu wissen, was sie bedeuteten.
»Ich weiß«, schnappte sie.
Sie starrte seine ausgestreckte Hand an, als könnte sie sich jeden Augenblick in eine bissige Kobra verwandeln.
Ryan hob eine Augenbraue. »Ich brauche keinen Körperkontakt, um jemanden mit Magie zu bezwingen.«
Da hatte er wahrscheinlich Recht. Und da Kira sich nicht kindisch verhalten wollte, sprang sie schließlich über ihren Schatten und schüttelte ihm die Hand.
Sie fiel nicht auf der Stelle tot um, was sie als gutes Omen erachtete, daher gab sie sogar einen Teil ihres Namens preis. Da ihr Vorname momentan auf jeder zweiten Werbesäule mit einem Fahndungszettel stand, war er ohnehin kein Geheimnis mehr. Aber als Sidhe hatte sie sich angewöhnt, vorsichtig mit ihrem Namen umzugehen. Wer ihren vollständigen Namen kannte, hatte Macht über sie – und das galt es zu vermeiden.
»Kira«, sagte sie tonlos.
»Sehr erfreut.« Ryan lächelte. Sein Lächeln war herzlich und zutiefst beunruhigend. Sie wünschte sich fast, der Magier möge endlich seine Handgranaten zücken und diese mit einem teuflischen Lachen auf sie werfen. Damit konnte sie umgehen. Sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass Magier nur auf die passende Gelegenheit warteten, sie zu töten. Aber jemand, der ihre Wunden heilte und ihr dann mit einem charmanten Lächeln mitteilte, welche Freude es war, ihre Bekanntschaft zu machen? Gruselig.
»Wissen Sie, was ich mich frage, seit ich hier aufgewacht bin? Wie kann es sein, dass ich im einen Moment halb tot im Gras liege und im nächsten wohlauf in einem Seidennachthemd stecke und mit einem Magier plaudere?«
»Der Teil mit dem Plaudern beunruhigt Sie am meisten, was?«
»Ich warte immer noch darauf, mich am spitzen Ende eines Eisendolchs wiederzufinden«, gab sie zu.
Ryans Mundwinkel zuckten amüsiert. »Sie dürfen sich entspannen. Ich habe nicht vor, Sie umzubringen.«
Kira ging die anderen Möglichkeiten durch. »Kopfgeld?«
»Sehen Sie irgendwo Eisenfesseln?«
Tatsächlich hatte man nicht einmal versucht, sie an Eisen zu binden. Der Gedanke verstörte sie. »Wieso bin ich dann hier und noch am Leben?«
»Ich konnte eine Túatha Dé Danann doch nicht einfach so verbluten lassen.«
Kira zuckte zusammen, als hätte er ihr eine
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