Gefangene der Magie
entlohnen.«
»Falls es eine Methode dafür gibt, ist sie mir nicht bekannt. Lass die Sache auf sich beruhen, Kind. Was tot ist, sollte tot bleiben. Das Schicksal hat für Cian Kingsley bestimmt zu sterben.«
Grace’ Worte verstörten Kira zutiefst. Sie spürte, dass sie noch nicht bereit war, Kingsley ins Jenseits zu verabschieden. Er wirkte so lebendig, so furchtbar nah. Wie sollte er da tot sein?
Die hartnäckige Stimme der Vernunft flüsterte ihr zu, dass genau das der Fall war, aber Kira war noch nie gut darin gewesen, dieser Stimme zuzuhören.
»Es muss einen Weg geben«, beharrte sie.
Grace hatte den Kühlschrank geöffnet, um sich eine weitere Flasche Whisky herauszunehmen. Ein flüchtiger Blick verriet, dass sie außer einer irritierenden Menge an fettarmen Erdbeerjoghurts auch nichts anderes darin hortete. Sie schloss die Schranktür mit einem unnötig lauten Knall und drehte sich mit erhobener Augenbraue zu Kira um.
»Wieso kümmert dich das? Ihr Sidhe solltet feiern, dass ihr Kingsley endlich los seid. Weshalb ihn wiederauferwecken? Damit ihr euch an ihm rächen könnt? Oder hat er deinen Schatz versteckt?«
Kira verzog die Mundwinkel. »Ich bin doch kein Leprechaun*.«
»Was ist es dann?«
Grace und Meggie sahen sie auffordernd an. Kira stieß geräuschvoll die Luft aus. Es war wohl an der Zeit, die Katze aus dem Sack zu lassen. Oder besser den Geist.
»Er ist in meinem Kopf«, gestand sie in einem verschwörerischen Flüsterton.
Grace klopfte ihr mitfühlend auf die Schulter. »Ich weiß, Schätzchen. Er hat uns allen Kopfschmerzen bereitet.«
Ich liebe dieses Gefühl, überall geschätzt und bewundert zu werden, bemerkte Kingsley. Er wirkte mittlerweile ernsthaft gekränkt.
»Nein, ich meine es ernst. Sein Geist, er …« In knappen Worten schilderte Kira, wie sie nichts Böses ahnend von dem Geist des Magiers überfallen worden war und wie sie schrecklich Böses ahnend seither versucht hatte, ihn wieder loszuwerden.
»Oh, deshalb diese Selbstgespräche!« Meggie wirkte wie erleuchtet. »Ich dachte schon, du wärst …« Sie machte mit dem Finger eine kreisende Bewegung vor ihrem Kopf. »Du weißt schon.«
Kira bedachte sie mit einem bösen Blick. »Ich bin nicht verrückt!«
Grace gab einen ordentlichen Schuss Whisky in ihre Tasse. Kira bezweifelte, dass noch viel Tee übrig war, um der Mischung die Schärfe zu nehmen.
»Um den Magier loszuwerden, hättest du aber keine so großen Umwege gehen müssen«, bemerkte Grace mit einem trägen Grinsen, das der »Tee« auf ihre Gesichtszüge zauberte. »Seine Leiche dafür extra zum Leben zu erwecken …« Sie gluckste amüsiert und Kira bekam heiße Wangen. »Kind, ein einfacher Zauber reicht, um solche ungebetenen Gäste wieder loszuwerden. Nicht anstrengender als ein Fingerschnippen. Dafür brauche ich nicht einmal viel Vorbereitung. Komm her und ich banne den Magier jetzt gleich.«
»Nein!«, rief Kira und sprang erschrocken zurück.
Grace und Meggie sahen sie verwundert an. Kira trat einen weiteren Schritt zurück, als fürchtete sie, eine der beiden könnte sich plötzlich auf sie stürzen und Kingsleys Seele mit Gewalt aus ihr herausziehen. Der Gedanke ließ ihre Schilde nach oben fahren. Magie knisterte warnend um sie herum.
»Nein«, sagte sie noch einmal.
»Heißt das, du …?« Meggie hatte Mühe, die Worte über die Lippen zu bekommen. Abscheu verzog ihre Mundwinkel. »… du magst ihn?«
»Wir haben eine Abmachung«, lenkte Kira ein. Sie hasste es, wie sehr ihre Stimme dabei zitterte. Wie sehr sie das Thema aus der Bahn warf. Sie mochte den Magier nicht. Nein, nein! Niemals! »Kingsley und ich.« Sie schluckte schwer, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden. »Er bekommt seinen Körper.«
»Ich sagte doch schon, dass es so nicht geht«, warf Grace ein. Sie hatte es sich auf der Küchenbank gemütlich gemacht, aber das laute Trommeln ihrer Fingernägel auf poliertem Holz verriet ihre wachsende Ungeduld. Kira fiel auf, dass Grace kein Make-up trug. Die Nägel jedoch waren alle lang und gepflegt, lackiert in einem leuchtenden Rot und sehr, sehr spitz gefeilt. »Und selbst wenn, würde ich Kingsley nicht von den Toten zurückholen. Seine Politik hat nur Schaden angerichtet – und auch ich habe meine Prinzipien.«
Meggie schnaubte.
Kiras Stimmung sank in den Keller. Sie hatte wirklich geglaubt, dass es diesmal funktionieren könnte, dass sie endlich einen Weg gefunden hätte.
»Dann werde ich jemanden suchen, der das
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