Gefangene der Magie
Cian. Meine Schwester und meine Tochter da mit hineinzuziehen! Damit kommst du mir nicht ungestraft davon!«
Wie ein schwarzer Racheengel hatte sich Max Crawford in seiner vollen Größe vor ihr aufgebaut, die dunklen Augen glühend vor Zorn, während sein schwarzer Bart bei jeder Silbe zitterte.
Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu, als plötzlich ein ohrenzerfetzendes Jaulen ertönte. Schwarzer Nebel brodelte um Kiras Gegner herum. Eine dunkle Masse, die nur von den roten Augen erhellt wurde, die Max böse fixierten.
Der Nebel verdichtete sich und dann stand ein schwarzer Hund vor Kira. Er bleckte die scharfen Zähne drohend und stieß ein entsetzliches Knurren aus. Es klang wie Donnergrollen.
Pooka hatte sich in einen fleischgewordenen Albtraum verwandelt, eine Bestie, die den Magiern sichtlich Angst einjagte.
»Ich …« Kira hustete und spürte ihre Lunge vor Anstrengung brennen. »Ich bin nicht Cian. Cian ist fort. Er hat seinen eigenen Körper wieder.«
Max verzog keine Miene, aber der Magier hinter ihm schnappte nach Luft. Er war rothaarig, und obwohl er sich wie ein alter Mann kleidete, konnte er die dreißig kaum überschritten haben. Kira kannte ihn nicht und ganz automatisch wollte sie Cians Gedächtnis nach Informationen über ihn abrufen. Als sie die Ecke ihres Hinterkopfs leer vorfand, traf es Kira wie ein Messerstoß ins Herz.
»Was soll das heißen, er hat seinen Körper wieder?«, fragte Max. »Sein Körper ist tot.«
Kira schüttelte den Kopf. »Nicht mehr«, sagte sie schwach. »Überzeug dich selbst. Du findest ihn nördlich von hier an einer kleinen Tankstelle, zusammen mit deinem Wagen.«
»An der Sachlage ändert das wenig«, erklärte Max stur. »Ihr seid beide schuldig.«
Bevor Kira bewusst wurde, was sie da sagte, sprudelte es nur so aus ihr heraus: »Cian nicht. Cian ist unschuldig. Alles eine Farce der Rebellen. Evan arbeitet für sie und hat in ihrem Auftrag Cians Ersatzkörper erschossen. Und was deine Schwester betrifft, so sind dafür einzig und allein Pooka und ich verantwortlich. Das musst du mir glauben!«
Max runzelte skeptisch die Stirn. »Wieso sollte ich dir das glauben?«
»Wieso sollte ich lügen?«, fragte Kira spöttisch. »Für einen Magier? Ich bin eine Sidhe und du kennst unsere Gesetze. Ich schwöre, jedes Wort ist wahr.«
Max schüttelte langsam den Kopf, als hätten Gedanken und Probleme ihn zu schwer für seine Schultern gemacht. »Wir werden dich trotzdem mitnehmen. Es ist, wie du sagst – du bist eine Sidhe und damit gehörst du ins Reservat. Wirst du Ärger machen?«
Kira spürte die Nähe des Magic Centrals und des angrenzenden Reservats wie eine kalte Bedrohung in ihrem Nacken. Sie roch das Eisen und die Verzweiflung der Gefangenen. Die Verzweiflung, der eigenen Magie beraubt zu sein. Einen wichtigen Teil von sich für immer verloren zu haben. Das wollte sie nicht noch einmal durchmachen. Nie wieder.
»Und wie!«, spie sie und spannte ihre Glieder angriffsbereit an.
Der Monsterhund an ihrer Seite knurrte zustimmend.
Max seufzte. »Ich hatte gehofft, du würdest dich anders entscheiden. Aber wie du willst …«
Als der nächste Energiestoß auf Kira abgefeuert wurde, war sie vorbereitet. Magie zerschellte an ihrem Schutzschild. Max und ein dritter Magier attackierten sie gnadenlos, während der rothaarige Magier versuchte, ihrem Schutz die Kraft zu rauben.
Pooka musste ihn als ernsthafte Bedrohung eingestuft haben, denn in Sekunden war er auf ihm, ein schwarzes Monstrum aus blitzenden Zähnen und glühenden Augen. Wie Messer gruben sich seine Zähne in den Oberarm des Magiers und im nächsten Moment verebbte der Zug an Kiras Schild, während Schmerzensschreie durch die Luft hallten.
Max fluchte und attackierte Pooka mit Fußtritten, damit er von seinem Kollegen abließ, aber seine Schuhe glitten wie durch Nebel.
Pooka gab nicht auf.
Auch nicht, als die Männer begannen, an seiner Magie zu zerren. Zwei Magier allein konnten die Mengen an Magie nicht halten, die Pooka zu dem machte, was er war. Selbst dreien wird das nicht gelingen, versuchte Kira sich zu beruhigen, als auch der Rothaarige an Pookas Magie zu ziehen begann. Die Ränder des Geisterhundes lösten sich langsam in schwarzen Nebel auf, in dicke Dunstschwaden, die vom Wind fortgetragen wurden und Kiras Welt mit einem unheilvollen Schleier überzogen. Das Schutzschild wie eine Decke eng um sich gezogen, krallte Kira ihre Fingernägel über dem Asphalt zusammen. Pooka war
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