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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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haben versucht, diese Schätze fortzuschaffen, bevor John sie sich holte. Sie sorgten sich darum wegen der Lage, in der er sich befand. Er brauchte Geld für seine Kriege, er brauchte Unterstützung gegen den Papst, er brauchte …« Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Man sollte gut von ihm denken. Er brauchte Anreize, dass die Menschen ihn liebten, nicht wahr? Deine Mutter hat befürchtet, er könnte die vergessenen Schätze von Everoot einziehen. Deshalb hat sie versucht, sie fortzuschaffen.«
    »Und ich habe sie damit allein gelassen«, sagte Jamie. Seine Worte waren ohne Emotion, ohne eine Änderung in Ton oder Tenor, waren nur ein einziger Klang, flach und kalt.
    Eva neigte den Kopf zur Seite. »Du warst ein Kind, als dein Vater getötet wurde.«
    »Aber nicht, als meine Mutter starb.« Zorn nagte an ihm, machte ihn wütend auf den einen Menschen auf der Welt, der nichts außer Sanftmut verdiente. Er griff nach Evas Arm und sagte mit aufeinandergepressten Zähnen: »Als meine Mutter starb, war ich in Frankreich, im Dienst des Königs. Bereitete meine Rache vor. All jene Jahre habe ich sie allein gelassen in dem Glauben, ich sei tot.«
    Sie tolerierte seine Heftigkeit, wies sie weder zurück, noch bestärkte sie ihn darin. Sie sah ihn nur an. Langsam lockerte Jamie seinen Griff. Seine Hand fiel zurück auf die Matratze.
    Dann rückte sie näher zu ihm, so nahe, dass ihre Gesichter sich fast berührten. »Deine Mutter war nicht allein, Jamie. Ich war bei ihr. Und sie hat dich sehr geliebt. Sie hat gewusst, dass du nicht tot bist. Sie hat es mir viele, viele Male gesagt.«
    »Ich habe an sie gedacht«, gestand er rau. »Jeden Tag, zwanzig Jahre lang.«
    »Vielleicht hat sie das gespürt, denn sie hat es sehr oft gesagt, sehr ruhig; es war etwas, was sie absolut wusste. Mein Sohn ist nicht tot. Er ist zu stark, als dass John ihn töten könnte, und zu klug, um zurückzukommen .«
    Er fühlte, wie Benommenheit sich seiner bemächtigte, weißes Rauschen durch seinen Körper trieb. Bebte das Bett unter ihm? Die Muskeln in seinem Arm, auf den er sich stützte, fühlten sich schwach an.
    Sie küsste ihn, dann setzte sie sich auf. »Ich möchte dir etwas zeigen.«
    Er lachte abgerissen und ließ sich zurück auf das Bett fallen. »In Ordnung, zeig es mir.«
    Sie schlug die Decken zur Seite. »Du hast vielleicht mit Angus gesprochen, und er hat dir vielleicht gesagt, was ich auf seinem Tisch gemacht habe?«
    Jamie lachte. »Das habe ich und er auch. Ich denke, du hast ihn wieder zum Christen werden lassen, Eva, und das war eine knochenharte Aufgabe, denn Angus ist seit vielen Jahren darüber hinaus gewesen, Buße zu tun.«
    »Er ist verletzt, das ist alles.« Sie zog sich ihr ausgeblichenes Kleid über und griff nach seiner Hand. Es prickelte, als wäre sie ein Blitz, der ihn berührte. Sie drückte sie, dann erhob sie sich anmutig aus dem Bett. »Aber er ist ziemlich wütend auf dich. Worin ich ihn selbstverständlich bestärkt habe.«
    Er fühlte, dass sich ein Lächeln aus seiner Benommenheit stahl. »Selbstverständlich.«
    »Wir mögen keine Ritter, er und ich.«
    »Nein.«
    »Aber ich mag zeichnen.« Sie lächelte ihn an. »Und ich habe deine Mutter sehr geliebt.«
    »Hast du das?«, fragte er, aber es klang gedämpft für seine Ohren. Der Kern in seiner Brust wurde plötzlich schwer und barst, als hätte ihn ein stahlharter Schlag getroffen.
    Ein Herz, dachte er benommen . So fühlt es sich an, ein Herz zu haben.
    Sie zerstörte ihn. Ruinierte ihn für den Ruin.
    Sie ging zum Kohlenbecken. »Ich bin Angus’ Mutter nie begegnet, aber er hielt es trotzdem für eine schöne Erinnerung an sie. Aber, Jamie, ich habe viele Jahre mit deiner Mutter gelebt, und ich möchte sie gern für dich zeichnen.«
    »Das würde mir gefallen«, sagte er heiser und erkannte seine eigene Stimme nicht wieder. Er schob sich zum Sitzen hoch. Er fühlte sich wie betrunken. Er fühlte sich wie funkelnd. Er fühlte sich, als hätte ein Geist ihm einen Schlag auf den Kopf versetzt und wäre durch ihn hindurchgefahren, und obwohl er keinen Schmerz spürte, schwankte er. Eva ging zur Wand.
    »Angus wird nichts dagegen haben, dass ich die Farbenreste mitgenommen habe«, murmelte sie, »aber das meiste werde ich mit Holzkohle aus dem Kohlenbecken zeichnen.«
    Und dann begann sie, mit einem gekappten Scheit über die Wand zu fahren. Dabei erzählte sie Jamie von seiner Mutter und den kleinen Dingen, die sie miteinander geteilt hatten während

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