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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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wollte eine kurze Pause machen. »Ich habe Neuigkeiten, Father. Der französische König, Philipp Augustus, verhandelt mit den englischen Rebellen. Er plant einen kleinen Besuch, er und sein Heer. Die Rebellen haben so viel Interesse an dieser ›Charta‹ wie ich am Schafescheren. Euch einzuladen, damit Ihr helft, war nichts als eine List.«
    »Und deshalb bist du hier? Um mir zu sagen, dass die Politik in diese Angelegenheit des Königtums verwickelt ist?«
    »Um Euch zu sagen, dass Ihr unter falschem Vorwand gerufen worden seid.«
    Er sah sie an. »Und die Brüder haben dich mit diesen Neuigkeiten auf den weiten Weg nach England geschickt?«
    Sie zögerte. »Ich habe mich selbst geschickt.« Er schüttelte den Kopf, und sie hob die Hand. »Curé, diese guten Freunde von Euch und mir, sie sind Männer Gottes. All die Menschen, die in all diesen Jahren geholfen haben, uns zu verstecken, die Gefahren und Stürme auf sich nehmen würden, um Euch zu unterstützen – und es sind viele -, diese Menschen sind Priester und Mönche. In dieser Sache sind sie hilflos. Sie reden über Schafe und schreiben die Dinge nieder, die andere Menschen tun, aber das hier?« Sie machte eine Geste, die die dunklen Straßen der Stadt umschloss. »Hierin sind sie nicht so gut. Wohingegen ich sehr gut darin bin. Wenn auch nicht so gut wie Ihr«, setzte sie schmeichlerisch hinzu.
    Er runzelte die Stirn noch heftiger. Sie nahm seinen Arm, und sie setzten ihren Weg fort, stiegen vorsichtig über einen Rinnstein voller Regenwasser und kleinen dunklen darin treibenden Dingen.
    »Mon père, wenn es ein Fehler von mir war, nach England zu kommen, dann geschah es nur, um Euch zu folgen. Wir sind England unter großen Opfern seit vielen Jahren ferngeblieben, aber jetzt seid Ihr hergekommen, während ein Bürgerkrieg droht. Warum jetzt?«
    Er schaute mit großer Entschlossenheit geradeaus. Vielleicht war es die Entschlossenheit, Eva nicht anzusehen. »Ich hatte etwas zu erledigen.«
    »Das ist verrückt, denke ich. Euer Kopf hat mehr abgekommen, als gut für Euch ist.«
    »Trotzdem habe ich Angelegenheiten, die nichts mit dir zu tun haben, Eva.« Seine braune Robe schwang, als sie um eine weitere Ecke bogen.
    »Hat es etwas mit diesen Männern zu tun, die Euch gestohlen haben wie ein Huhn?«, fragte sie drängend. »Da Ihr bewusstlos gewesen seid, könnt Ihr Euch vielleicht nicht an diesen Vorfall erinnern. Mir hingegen ist er sehr genau in Erinnerung geblieben, weil ich vor Entsetzen außer mir war, als ich mit ansehen musste, wie sie Euch die Straße hinuntergezerrt haben.«
    Er sah sie ruhig an. »Eva, du musst fort aus England.«
    Sie nickte. »Das ist genau der Grund, warum ich hier bin. Euch aus England wegzubringen, Euch und all Eure hübschen Bilder, die bösen Menschen so viel Angst machen.«
    »Nein, Eva. Du musst fort . Sie tuscheln wieder.«
    »Menschen tuschelten über viele Dinge«, sagte sie leichthin, aber innerlich fror sie. Die Menschen tuscheln nicht über viele Dinge. Die Menschen tuschelten nur über eines: Geheimnisse.
    »Sie haben sich erinnert.«
    Furcht lief ihr wie ein kaltes Wasser den Rücken hinunter. »Wer?«
    »Alle, Eva. Jeder von ihnen.«
    Sie lief ihr die Beine hinunter, diese kalte Furcht. »Roger.«
    Father Peter sah sie an, und sie begriff, dass ihr unerschütterlicher Beschützer seit all diesen Jahren sie nicht länger beschützen konnte.
    »Nein, Eva. Ich denke, sie haben sich an dich erinnert.«

8
    S ie musste viel bezahlen, um durch das Stadttor gelassen zu werden. Das Kopfsteinpflaster davor war übersät von Hinterlassenschaften der Menschen und der Tiere, die das Tor im Laufe des Tages passiert hatten - Lauch lag verstreut herum, ein verlorener Handschuh, eine Unmenge von Ziegenkot. Das zweiflügelige, von Zinnen bekrönte Tor ragte vor Eva und Father Peter empor, zwölf Fuß hoch, aus schwerer Eiche und mit Eisen beschlagen.
    In einen der großen Torflügel war eine kleine Türöffnung eingeschnitten, so schmal und etwa kniehoch über dem Erdboden, dass man einzeln hindurchsteigen musste. Dies war nicht nur unbequem, sondern hielt auch jeden, der eine Rüstung und ein Schwert oder eine andere tödliche Waffe trug, davon ab, in die Stadt einzudringen. Und nach der Sperrstunde war dieser schmale Durchlass der einzige Weg hinein und hinaus.
    Heute Abend schienen die Torwächter sehr fröhlich gestimmt zu sein, als sie sich die Münzen in die Taschen steckten, die Eva ihnen in die schmutzigen behandschuhten

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