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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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etwas von ihm zu hören, während er ihnen durch den Wald folgte, aber wenn er es richtig anstellte, würde sie ihn gar nicht bemerken können.
    Jamie allerdings schon.
    »Können mir die Handfesseln nicht abgenommen werden?«, fragte Eva, als sie wieder einmal etwas langsamer ritten.
    Jamie, der die Nachhut bildete, ritt an ihre Seite. Sein glänzendes kastanienbraunes Pferd schnaubte, aber Jamie ritt noch dichter an ihres heran.
    »Meine Arme tun weh.« Eva bewegte sie, um es zu demonstrieren. »Meine Schultern.«
    Sein Blick schweifte von ihr zum Wald hinter ihr. Er reckte den Hals und öffnete leicht den Mund, den Körper unbewegt wie eine Statue, während er die Bäume und die Schatten darunter beobachtete. Sie erkannte, was er tat: Er schmeckte die Luft. Sehen, hören, riechen, jeden Sinn nutzend, um seine unmittelbare Umgebung zu prüfen, jedes Anzeichen einer möglichen Falle wahrzunehmen, eines Angriffs, einer sich andeutenden Flucht. Er war wie ein wildes Tier.
    Er war herrlich.
    Und das machte Eva wütend. Sie mochte die Herrlichkeit nicht. Sie war zu oft in Dingen wie Burgen und Kathedralen zu finden, in Dingen aus hartem Stein, gegen den man sich werfen musste, um zu versuchen herauszukommen. Oder hinein.
    Dass solche Herrlichkeit auch in der Gestalt eines gefühllosen Mannes daherkommen konnte; ihr fehlten die Worte.
    Sein zinnblauer Blick kehrte zu ihr zurück. »Nein.« Er wandte sich ab.
    Eva öffnete den Mund, um zu protestieren, dann schloss sie ihn wieder, als er ihrem Pferd mit einem Schnalzen befahl, ihm zu folgen. Ihr Pferd war an seines gebunden, also war es gar nicht nötig, dieses Schnalzen und Auffordern. Am Ende würden sie alle doch das tun, was er wollte.
    Sie schaute auf seinen breiten Rücken. Ja, in der Tat, dies war ein Rücken, der von Selbstbewusstsein zeugte. Jede noch so leichte Bewegung seiner Schultern bewies das. Solche mächtigen Männer wie er schufen die harten Wahrheiten der unbarmherzigen, kalten Welt, und sie war das von ganzem Herzen leid.
    »Ihr müsst sehr stolz auf Euch sein«, verkündete sie.
    Einen Moment lang zeigte er keine Reaktion, dann schaute er sie über die Schulter an, die Augenbrauen fragend hochgezogen.
    »Auf Eurem sehr großen Pferd zu reiten, mit Eurer schweren Rüstung und Eurem ach so beeindruckenden Schwert.«
    Er sah sie einen Augenblick lang an, dann hob er den Kopf, als würde er einen angenehmen Duft wahrnehmen. Lächelte er? Er senkte den Kopf. Ja, er lächelte, ein klein wenig.
    »Sagt mir, Eva, habe ich Euch eingeschüchtert mit meinem … Schwert?«
    Erschreckend war er, diese Feuerkugel, die ihr Inneres bei seiner anzüglichen Bemerkung verbrannte, ihr vom Bauch bis hinauf zu den Wangen und wieder zurück schoss. Und dahinter, ausgebrochen wie der Schweif eines Kometen, kam die sengende Erinnerung: Sie hatte letzte Nacht von ihm geträumt. Öfter als nur einmal.
    Heiße, beunruhigende Träume waren es gewesen, von Händen, die sich langsam bewegten, von einem muskulösen Oberschenkel, der sich zwischen ihre Beine schob, von seinen Händen auf ihren Schultern, die sie an ihn zogen …
    Heiß, heißer, am heißesten; und sein Blick, der gerade jetzt auf ihr lag, dieses kleine wissende Lächeln.
    Sie schnaubte. »Ihr seid ein sehr schlechter Mensch.«
    Etwas Hartes blitzte in seinen Augen auf. »Ja, das bin ich, Eva.« Er ließ sein Pferd langsamer gehen, brachte seine schimmernde Rüstung und seinen heißen Körper genau neben sie, und sein Oberschenkel berührte ihren.
    Dann flüsterte er: »Wer ist Gog?«
    Ihr Körper wurde starr vor Kälte. Nur für einen Moment. Für den Moment, in dem die Luft entscheidet: Ja, jetzt werde ich es schneien lassen. Schluss mit diesem strömenden Regen; lasst es uns mit Schnee versuchen. Und die Temperatur fällt, und die dünnen Zweigspitzen werden dick, setzen Eis an, und jeder beeilt sich, nach Hause zu kommen. Jene, die kein Zuhause haben, tun sich mit den eisdicken Zweigen zusammen und starren finster auf ihre eisigen Zehen.
    Sie sah ihn kalt an. Es war nicht schwer, das zu tun; Kälte entstand sowohl aus Abscheu als auch aus Angst. Zum Glück für sie. »Ihr seid nicht nur ein schlechter Mensch, sondern auch ein verwirrender. Was soll diese Frage? Was ist das für ein seltsames Wort?«
    »Gog«, sagte er, leiser jetzt.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.«
    »Ich spreche von dem, was Ihr im Gasthaus gesagt habt. ›Ihr habt keine Ahnung, wie sehr ich jammern kann. Fragt Gog‹«, zitierte er sie

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