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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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höchst unklug.«
    Die beiden Männer drehten sich in ihren knarrenden Sätteln zu ihr um und starrten sie an. Jamies Miene war glatt und unergründlich. Abwesend und abwägend.
    »Der Hafen, das ist eine höchst unkluge Wahl«, wiederholte Eva. »Unsere Beute ist nicht nach Westen geritten. Oder nach Osten in eine kleine Stadt.«
    »Und woher wisst Ihr das?« Hinter Jamies Schultern färbte sich der Himmel rot. Die kleinen Fältchen in Jamies Gesicht zeigten Argwohn, was ihn nur noch schöner machte – was höchst quälend war.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie gereizt. »Aber ich benutze meinen Verstand. Es wäre doch Wahnsinn, oder etwa nicht? Mit einem Priester als Geisel in eine geschäftige Hafenstadt zu reiten und ihn dort zur Schau zu stellen wie neues Schuhleder.«
    Jamies Blick, jetzt klar und undurchdringlich, ruhte unverwandt auf ihr. »Ich finde Eure Überlegung sehr fesselnd, Eva. Was ich allerdings nicht verstehe, ist Eure Gewissheit. Das macht mich neugierig.«
    »Neugierig gefallt Ihr mir noch weniger«, entgegnete sie heftig. Aber er war nicht nur neugierig , nur dann, wenn Neugier und Jäger zusammengingen wie Knoblauch und Butter. Er war wie ein Raubtier, das im hohen Gras geduckt seine Beute belauerte.
    Er wendete sein Pferd, sodass er Eva direkt in die Augen sah.
    »Ich denke nicht, dass sie in die Stadt geritten sind«, erklärte sie mit großer Würde. »Und Ihr denkt das auch nicht. Das weiß ich. Ich sehe es Euch an. Als Euer Gefährte Ruggart Ry das vorgeschlagen hat, haben Eure Augen sich um so viel verengt.« Sie hob die Hand und legte Daumen und Zeigefinger so nah zusammen, dass sie sich fast berührten. »Und Ihr habt gedacht: ›Diese Idee ist nicht so gut.‹ Erzählt mir nicht etwas anderes. Eure ach so großartigen Fähigkeiten des Spurenlesens haben uns seit Meilen auf diesem höchst unbequemen Weg festgehalten. Die Erde, die zur Seite getreten worden ist, die Tiefe der Hufabdrücke, die Art, wie die Wolken den Himmel bedecken – ich bin sicher, all diese Dinge enthüllen Euch wichtige Dinge. Und ich bin, wenn auch mit großem Bedauern, gezwungen, dem zuzustimmen. Aber Ihr irrt Euch. Sie sind nicht in diese Stadt geritten.«
    Jamie hatte während ihres Monologs die Arme vor der Brust verschränkt und hielt den Kopf schief. »Das habe ich auch nicht gesagt, Eva. Aber ich gebe zu, Eure Abneigung gegen die Stadt bewirkt, dass ich mich immer stärker für diesen Gedanken erwärme.«
    »Ah, seht Ihr? Wir verstehen einander nicht besonders gut. Ihr solltet mich gehen lassen; wir vertragen uns nicht so, wie brave Kinder es sollten.«
    »Und was, wenn meine ach so guten Fähigkeiten des Spurenlesens mir sagen: ›Was soll’s, auf nach Westen‹?«, fragte er. »Was dann?«
    Langsam zog sie eine Augenbraue hoch. »Dann wären diese ach so guten Fähigkeiten ganz und gar nicht so gut.«
    Ry drängte sein Pferd vorwärts. Sie bildeten jetzt ein kleines spitzes Dreieck in der Mitte der zerfurchten Straße. Er unterbrach das frostige Schweigen, das die untergehende Sonne und Jamies harter Blick geschaffen hatten.
    »Jamie, so wenig nachvollziehbar es auch ist, dass sie den Weg nach Westen genommen haben, deine Spurenleserei hat uns noch nie fehlgeleitet. Ich denke, wir sollten weiter nach Norden reiten.«
    Ah, sieh an, die Möglichkeiten von Freundschaften-die-hätten-sein-Können wurden klarer. Ry war viel vernünftiger und vertrauenswürdiger als Jamie. Er stimmte ihr zu.
    Aber das kleine Aufflackern von Hoffnung in ihrem Bauch wurde erstickt, noch bevor es ihr Herz erreichte, als er fortfuhr: »Aber die Pferde können nicht mehr weiter. Wir müssen heute Nacht hier rasten.«
    Jamie nickte zustimmend. »Wenn wir die Straße verlassen, können wir dort unser Lager aufschlagen«, sagte er und zeigte auf den dunklen Wald.
    Evas Blick folgte der Bewegung seines muskulösen Armes, und ihr Herz zersprang gänzlich.
    Von allen Hügeln Englands – warum musste Jamie ausgerechnet auf ihren zeigen?

15
    D er Wald begann ungefähr zehn Schritte neben der Hauptstraße, er war dicht und voller Farn und Dornensträuchern. »Von dem Hügel dort drüben wird man eine gute Sicht ein paar Meilen weit über die Straße haben«, sagte Jamie.
    Ry saß bereits ab. »Lasst uns gehen, bevor es ganz dunkel wird.«
    Eva machte eine abrupte, leichte Bewegung und strich sich nervös über den Rock. Jamie folgte der Geste mit seinem Blick. Sie spähte zu den Bäumen, strich sich noch einmal den Rock glatt und

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