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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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gewesen«, sagte sie atemlos, »vor vielen Jahren.«
    »Dann seid Ihr von hier.«
    Sie schüttelte rasch den Kopf. »Nein. Aber auf meinem Weg nach Frankreich bin ich durch diesen Wald gekommen, vor vielen Jahren.«
    »Vor wie vielen?«
    »Zu vielen.«
    »Ihr habt eine gute Erinnerung daran.«
    Sie schluckte. Er spürte es unter seinem Handschuh. »Diese gute Erinnerung ist notwendig. Zu überleben hängt oft von so etwas ab, wie nicht zu vergessen. Ich denke, das kennt Ihr auch.«
    Was sollte das bedeuten? Aber es war wahr, so wahr wie nur irgendetwas. Er hatte von dem Gedanken an Rache gelebt, genährt von einem Quell heißer, kochender, unvergessener Erinnerungen. Fast zwanzig Jahre lang. Aber das konnte sie nicht wissen.
    Aber irgendetwas wusste sie. Hinter dieser blassen Stirn und diesen dunklen Augen lauerte eine große, gefährliche Klugheit. Scharfsichtig und einfühlsam.
    »Unglücklicherweise, Eva, sagt Ihr mir nicht, was ich wissen will. Warum versucht Ihr nicht, mir zu erklären, warum uns jemand folgt?«
    Sie stieß einen Atemzug aus, einen langen Atemzug. »Ihr werdet ihn niemals finden.«
    »Nein?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Niemals.«
    »Ich denke, er wird kommen, Eva. Wenn Ihr in Gefahr seid.« Sie keuchte, als er seine Hand an ihrem Nacken in ihr Haar schob. »Ruft ihn.«
    Sie öffnete den Mund, aber kein Ton kam heraus.
    »Ruft ihn, Eva.«
    Durch die widerhallende Stille starrten sie einander an.
    Im Gebüsch hinter ihm raschelte es leise.
    Seine Muskeln spannten sich an, aber bevor er reagieren konnte, fuhr eine Klinge aus den Büschen. Sie durchschnitt die Luft, drückte sich an seinen Hals und verharrte dort. Er erstarrte. Er hörte einen Schrei in Evas Kehle ersticken.
    Aus dem Augenwinkel sah Jamie einen jungen Mann von vielleicht fünfzehn oder sechzehn neben sich stehen. Sein Gesicht war bleich vor Grimm, sein Arm in einer geraden Linie ausgestreckt. Der Junge zitterte leicht, als er die stählerne Klinge an Jamies Hals hielt. Den anderen Arm hielt er als Gegengewicht leicht erhoben hinter sich. Er sah aus, als balancierte er auf einem gefällten Baumstamm. Die Klinge zitterte, zitterte an Jamies Hals.
    Niemand bewegte sich.
    Dann wisperte ein anderes Geräusch durch die Luft, Stahl durchschnitt die Luft. Rys Schwert sauste herunter und verharrte einen Zoll entfernt vor der Kehle des Jungen. Und Ry zitterte nicht im Mindesten.
    Alles verharrte in Schweigen. Selbst die Vögel waren verstummt. Im Wald herrschte eine Stille, in der nur das Hämmern von Herzschlägen widerhallte.
    Dann war das leise, hastige Atmen Evas zu hören. Sie holte tief Luft, bevor sie Jamie in die harten, wütenden Augen sah und sagte:
    »Ich schlage ein Bündnis vor.«

17
    J amie lachte.
    Ein kurzes bellendes Lachen. Die Bewegung, die es erforderte, brachte die Klinge seinem Hals ein wenig näher.
    Eva sah über seine Schulter. »Lass deinen Dolch sinken, Roger«, sagte sie ruhig.
    Eine lange, schwere Pause entstand, dann tat Roger, was sie verlangt hatte.
    In dem Moment, in dem die Klinge sich in sicherer Entfernung von Jamies Hals befand, schlug Ry sie dem Jungen aus der Hand und riss ihn fast gleichzeitig zu sich herum. Jamie drehte sich um und zog Eva mit sich.
    »Das war eine kluge Entscheidung.«
    »Ja, ich bin sehr klug.«
    Er wandte sich Ry zu, der dem Jungen die Arme auf den Rücken gedreht und ihn in eine nach vorn gebeugte Haltung gezwungen hatte. Trotzdem schaffte Roger es, den Kopf weit zu heben, um Jamie feindselig anzufunkeln.
    »Gibt es irgendetwas, was du mir sagen willst, Roger?«, fragte Jamie barsch.
    Der harte Blick wurde noch ein wenig härter. Keine Antwort. Eva seufzte.
    »Denn vor einem Moment wolltest du mir noch eine ganze Menge sagen. Hast du Interesse daran, irgendwas davon jetzt kundzutun?«
    Roger wehrte sich heftig, was aber alles nicht half, Rys festen Griff zu lockern. Roger starrte Jamie aus einem Auge an; das andere war hinter einer Flut von schmutzigem blonden Haar verborgen. »Wenn Ihr Eva anrührt, werde ich Euch töten, Sir.«
    »Sei still, Roger«, murmelte Eva. »Ich bin hier am Verhandeln.«
    Er wandte den Blick nicht von Jamie ab, und auch Jamie hörte nicht auf, ihn anzustarren, als er knapp fragte: »Wie alt ist er?«
    »Fünfzehn«, sagte sie.
    »Wenn er sechzehn werden will, ratet ihm, nicht solche Herausforderungen von sich zu geben, wenn er ohne Waffen und gefesselt ist.«
    »Ich bin sicher, das sagt er sich jetzt auch gerade.«
    Jamie sah zu Ry. »Wirst du mit ihm

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