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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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diesem Nicken und Lächeln bauen können.
    Und dann tat er etwas Schreckliches. Er lächelte. »Ich werde Euch einen Gefallen tun, Eva.«
    Ihr Kinn fiel langsam hinunter, während ihr Herz sehr viel schneller tief in die Gruben ihres sich plötzlich herumdrehenden Magens rutschte, der ein höchst unsensibles Frösteln hinaufschickte, wie aufsteigende Luft. Sie wurde erstürmt von dem Zyklon, der in ihr tobte.
    »W-was meint Ihr?«
    Ihre gestammelte, schockierte Erwiderung erstarb in Schweigen, als Jamie das Bein über das Hinterteil seines Pferdes schwang und zu Eva ging. Alles, was in ihrem Innern hochgestiegen war, begann sich nach unten, nach ganz tief unten zu bewegen.
    Ray stand neben ihnen und sah … irgendwie traurig aus? Enttäuscht?
    Besorgt?
    Jamie umfasste ihre Taille und zog Eva ohne Umstände vom Pferd. Sie kam auf, schwankte einen Moment, bis ihre Beine sich wieder daran gewöhnt hatten, auf festem Boden zu stehen. »Was für einen Gefallen?«
    Jamie schenkte ihr ein weiteres seiner beunruhigenden Lächeln. »Wir werden Euren Jungen holen gehen.«

16
    S ie kam hart auf dem Boden auf. Jamie schloss die Hände um ihre Arme und zog sie an sich. Er war nicht grob, aber auch nicht sanft. Das Königreich taumelte am Rande eines Bürgerkrieges, und sie wusste vielleicht etwas, was eine Tür öffnen oder zuschlagen könnte. Zum Ruin eines Königreiches.
    Als sie leicht gegen Jamie prallte, ließ er sie los. Für jetzt. Sie wich zurück, und trat zwischen die zarten Farnwedel, die die Landstraße säumten. Jamie folgte ihr langsam. Es war nicht nötig, dass sie stolperte und sich den Kopf anschlug. Noch nicht.
    »Eva«, sagte er ruhig, »ich bin ein geduldiger Mann. Ich habe viele Jahre auf viele Dinge gewartet, und ich werde noch auf viele weitere warten. Ich habe Königen gedient und Grafen und Königinwitwen, und ich habe dabei nie auch nur eine Minute verschwendet. Aber bei Euch verliere ich langsam meine Geduld.«
    Das Abendrot beleuchtete noch die Spitzen der Bäume, aber sie ging rückwärts in die Dunkelheit, in der Moos und Spinnweben schwer von dicken, uralten Ästen hingen und in der wilde Tiere lebten, die noch nie einen Menschen gesehen hatten.
    »In dieser Hinsicht sind wir uns ähnlich, Ihr und ich«, sagte Eva, und es klang fast wie ein Keuchen. Sie machte einen weiteren Schritt zurück und stieß gegen einen Baum. Sie blieb stehen, den Rücken an den Stamm gepresst. Jamie war mit einem Schritt bei ihr und blieb stehen.
    Alle Bänder in ihrem Haar hatten sich gelöst, ihr Zopf fiel jetzt in dunklen zerzausten Strähnen um ihr Gesicht. »Es strapaziert meine Geduld, dass Ihr mich beständig gegen irgendwelche Dinge stoßt«, beklagte sie sich atemlos.
    Sie hat recht, erkannte er. Dreimal war es bisher geschehen: in einer Gasse, gegen eine Wand in einer Schlafkammer und jetzt gegen einen Baum.
    Im Allgemeinen waren die Konsequenzen schlimmer, strapazierte man Jamies Geduld, und man bekam auch nicht die Gelegenheit, das dreimal zu tun. Dass Eva es durfte, war bedenkenswert.
    Aber nicht jetzt. Er würde heute Nacht darüber nachdenken, wenn er wieder einmal schlaflos am Feuer saß. Tausende von Nächten waren bereits so vergangen, und Tausende mehr lagen noch vor ihm, ausgefüllt mit dem Sitzen am Feuer und einem ruhelosen Halbschlaf. Zeit für viele Gedanken.
    Jetzt war nicht die Zeit für Gedanken.
    Jetzt war die Zeit, diese Frau durcheinanderzubringen.
    Genau über ihrem Kopf stemmte er die Hand gegen den Baum. »Wenn Ihr damit aufhört, mich anzulügen, Eva, werde ich damit aufhören, Euch in die Ecke zu drängen.« Er legte die andere Hand auf ihre Schulter, seine Fingerspitzen berührten ihren Hals, und ganz im Geiste des Durcheinanderbringens strich er mit dem Daumen über ihre Kehle. Sie schluckte.
    »Father Peter hat sich mit den Großen und Mächtigen eingelassen, Eva. Aber welche Rolle spielt dabei eine Heimatlose wie Ihr?«
    »Ah, ich verstehe«, entgegnete sie, und ihre Stimme zitterte vor Wut. »Ihr denkt, Ihr stellt gute Fragen, Jamie. Ihr seid ja so klug. Man ist hinter mir her, natürlich. Father Peter ist nur ein Köder.«
    Er ignorierte das. »Sagt mir, was Ihr über kleine Hütten in englischen Wäldern wisst. Woher kommt Ihr, Eva? Woher in England?«
    Das Zögern war so beredt wie das schnelle Schlagen ihres Herzens gegen ihre Rippen, und gegen seine, so dicht stand sie vor ihm.
    »Was wisst Ihr über diesen Wald? Seid Ihr in der Nähe aufgewachsen?«
    »Nein, aber ich bin hier

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