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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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haben jetzt schließlich doch Euren Verstand verrotten lassen. Ihn wegfaulen lassen.«
    Mouldin starrte ihn an. »Großer Gott, die Geschichten sind wahr geworden! ›Wohin der Priester geht, dahin gehen auch die Erben.‹« Er wandte sich abrupt zu dem Soldaten um. »Ich werde dich dorthin zurückschicken. Dich und die anderen, die den Jungen gesehen haben. Wohin sollen sie reiten, Father? Zum Gasthof? In einen Hafen?«
    »In die Hölle.«
    Alle Spuren von Mouldins Amüsiertheit waren verschwunden. Sein Gesicht war hart. »Jener Tag wird schnell genug kommen.«
    »Engel weinen.«
    »Er ist in diesem Gasthaus?«
    »Welches Gasthaus?«
    Mouldin wandte sich an seine Männer. »Wir suchen einen fünfzehnjährigen Jungen.« Er warf einen wissenden Blick auf Peter. »Und ein Mädchen? Eine Frau, inzwischen. Ist sie auch hier?«
    Peter verschränkte die Arme vor der Brust. »Was denkt Ihr?«
    »Ich denke, dass ich es nicht riskieren kann zu verlieren, was ich bereits habe. Ich werde allein mit Euch weiterreiten. Die anderen reiten zurück.«
    Es machte keinen Sinn, weiterhin etwas vorzuspielen. Father Peter sah Mouldin an und sagte kalt: »Ihr werdet sie nie finden.«
    Mouldin lächelte. »Wir müssen sie auch gar nicht finden, Priester. Wir brauchen nur ihn. Sie wird folgen, oder etwa nicht? Das hat sie immer getan.«
    »Ihr solltet Euch das nicht wünschen.«
    Mouldin hielt inne. »Was soll das heißen?«
    Peter zuckte mit den Schultern, ein Bild der verkörperten Unbekümmertheit. Er war ein Meister darin, gleichmütig mit den Schultern zu zucken; er hatte eine fähige Lehrmeisterin gehabt. Eva verteilte sie wie Tinkturen, fünf oder sechs für jeden Teilstrich, der an einer Kerze wegbrannte. Er hatte sie deswegen getadelt, und sie hatte begonnen, stattdessen ihre Augenbrauen hochzuziehen. Selbst jetzt, im Dunkel und in Gefahr, musste er lächeln, als er an Eva dachte. Meine Güte, wie sehr er sie vermisste. »Vielleicht ist er nicht allein.«
    Mouldins Blick wurde scharf. »Ihr meint das Mädchen. Das Mädchen wird bei ihm sein.«
    »Ich meine nicht ›das Mädchen‹.«
    Sie starrten sich in gemeinsamer schweigender Feindseligkeit an; dann schnippte Mouldin mit den Fingern. Seine Männer traten vor. Alle in einer Reihe, wie die Gänse , dachte Peter.
    Mouldin stand auf, um seine Befehle zu erteilen. »Nach Süden, dann westlich zum Gasthaus. Haltet Eure Augen offen. Findet die beiden, und bringt sie zu mir nach Gracious Hill.«
    Sie stapften davon und ließen Mouldin und einen Soldaten zurück. Peter schüttelte den Kopf. »Ich bin es müde, gute Männer sterben zu sehen.« Dann strahlte sein Gesicht auf. »Aber schließlich sind Eure Männer nicht gut.«
    Mouldin legte sich eine dünne Wolldecke um und zog sie hoch bis an sein Kinn. »Nein, das sind sie nicht.« Er wandte sich zum Feuer und legte sich nieder.
    Peter hustete. Er wusste, dass er sterben würde; seit Jahren kam der Tod jetzt auf ihn zu, erst der leichte Husten, dann das bisschen Blut, dann der beständige Husten, gegen den Eva zwanzig Tinkturen und Tees zubereitet hatte. Aber über die Tees war er schon lange hinaus, genau wie über den Schrecken. Jetzt war der Gedanke ans Sterben … seltsam unwirklich. Ein weißer Ritter auf einem Pferd, der auf ihn zugeritten kam. Es war nicht erschreckend. Was erschreckend war, war der Gedanke, dass Eva und Roger zurückbleiben würden, unbeschützt und unvorbereitet.
    »Ihr müsst den Wunsch haben, vor wahrer Empörung in Flammen aufzugehen, Father, umgeben von all diesen verlorenen Seelen.«
    »Ich war schon von mehr verlorenen Seelen umgeben als von diesen hier, Jäger. Ihr beeindruckt mich nicht.«
    Mouldin schloss die Augen. »Wann war das, Priester?«
    »An Johns Hof.«
    Mouldin lachte ein kurzes, raues Lachen. »Dann solltet Ihr darauf hoffen, dass die Rebellen das bessere Angebot machen.«
    »Ich hoffe, dass Euer Auge von einem Pfeil durchbohrt wird und dass Ihr vom Pferd in einen Fluss stürzt.«
    Mouldin öffnete die Augen, dann schloss er sie wieder. »Euer Wunsch könnte sich eines Tages erfüllen.«
    Peter starrte hinauf zu den englischen Sternen, die gar nicht so anders aussahen als die Frankreichs. »Das war kein Wunsch. Es war ein Gebet.«
    Mouldin drehte sich herum und zog die Decke um seine Brust. »Gott hört nicht auf solche wie uns, Father. Das habe ich vor langer Zeit gelernt. Den Beweis dafür findet Ihr überall um Euch herum. Schlaft jetzt; wir werden in den kommenden Tagen viel reiten. Wenn

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