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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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sie küssen, wie er es in der Schenke getan hatte? Ein wogendes Auf und Ab durchströmte sie.
    Sie fühlte sich herrlich sinnlich. Sein Nacken. Sie wollte seinen Nacken streicheln. Sie wollte ihren Mund öffnen und an seiner warmen salzigen Haut lecken. Seine Bartstoppeln würden ihre Zunge kitzeln, und sie sehnte sich danach mit einem unmittelbaren plötzlichen verzweifelten Verlangen.
    Sie würde ihn ermuntern, seine Hand über ihre Hüfte gleiten zu lassen, wie er es schon einmal getan hatte, auf diese oh-so-sanfte, oh-so-erfahrene Weise, und dabei würde er seine heiße Zunge in ihren Mund stoßen. Sie könnte ihren eigenen Atem hören, der durch ihre geöffneten Lippen strömte, laut in der ruhigen Nachtluft. Sie würde sich für ihn öffnen und seinen Kuss erwidern, sie würde …
    Sie schaute auf und begegnete seinem Blick.
    Er hatte sie beobachtet. Er wusste es.
    Sie zuckte zurück, als habe sie ein stark aufbrausender Wind getroffen. Sie wandte sich ab und spitzte den Mund, um einen heißen, zittrigen, stillen Atemzug zu entlassen.
    »Komm zu mir.« Seine tiefe, vibrierende Stimme ließ sie zittern.
    Es war ein Befehl in Wort und Ton, einfach in allem, doch die Anziehungskraft, die über die Lichtung ging, wie ein Tiger schreiten mochte, sagte noch etwas: Bitte .
    Wie blind spreizte Eva die Hände und presste sie auf die Erde. Sie beugte sich über ihre Knie und verbarg ihr Gesicht.
    »Komm her, Eva.« Sein raues Flüstern stieg auf und strich wie ein Windhauch über sie hin.
    Starr wie ein Nagel lag sie auf der Seite, schaute auf die Bäume und wagte kaum zu atmen. Würde er noch einmal bitten?
    Oh, warum bat er sie nicht noch einmal? Und wieder und wieder und wieder.
    Sie lag mit dem Rücken zum Feuer und fühlte die ganze Nacht hindurch seinen brennenden Blick auf sich ruhen. Er machte sie heißer, als die Flammen es taten.

23
    E va war in ihrem Leben schon auf mancherlei Weise aufgewacht: durchnässt, frierend, hungrig, voller Angst. Aber noch nie in den zehn Jahren ihrer Flucht war sie so aufgewacht wie an diesem Morgen: wütend und erregt.
    Sie hatte von Jamie geträumt. Wieder. Die ganze Nacht.
    Die Welt war dämmrig und sehr still, obwohl ein schwacher Lichtschein den nahen Sonnenaufgang ankündigte. Sie befreite sich aus der wollenen Wärme von Jamies Umhang und setzte sich auf. Der Lagerplatz war verlassen.
    Gog war fort.
    Ein stechender Schmerz schoss ihr durch den Leib. Nur mühsam rappelte sie sich auf. Ein hoher dunkler Schatten trennte sich von einem Baum auf der anderen Seite der Lichtung. Ry, auf Wacht. Die Arme vor der Brust verschränkt, den Umhang fest um sich gewickelt, um die Kälte der dunstigen Morgendämmerung abzuwehren. Er sah aus wie eine dunkle Säule aus Rauch, erstarrt im Nebel.
    Sie ging zu ihm und wisperte: »Wo ist Roger?«
    Er schaute auf sie herunter. »Jamie hat ihn mitgenommen.«
    Weitere Stiche, dieses Mal mitten in ihr Herz. »Und wo ist Jamie?«, fragte sie leise.
    »Er sieht sich auf der Straße um, die vor uns liegt. Sie werden bald zurückkommen.«
    Sie atmete tief ein, der Schmerz ließ nach, obwohl – warum sollten seine Worte, die leicht eine Lüge sein konnten, sie beruhigen? Sie griff nach ihrer kleinen Schultertasche. Ein silberner Penny rollte aus deren Tiefe hervor und fiel auf den Boden. Eva hob ihn auf und betrachtete ihn nachdenklich. Es schien hundert Jahre her zu sein, dass sie Roger in höchster Not losgeschickt hatte, um einen Fischer zu finden, der sie mit seinem Boot nach Frankreich bringen würde. War das wirklich erst gestern gewesen?
    Ry beobachtete sie. »Ihr denkt daran davonzulaufen?«, fragte er ruhig.
    Sie hielt den Penny hoch. »Das hängt davon ab. Wie weit würde dieser englische Penny mich bringen?«
    Sie konnte das leichte Lächeln in seinem Gesicht sehen, als er näher trat. »Diese Münze ist falsch, Mistress. Dafür würdet Ihr nicht einmal einen Karren bis zum nächsten Acker bekommen.
    Eva betrachtete erst den Penny, dann Ry. »Woran erkennt Ihr das? Und von so weit weg?«
    Er schaute über ihre Schulter in den Wald, war wieder auf Wacht. »Mein Vater war Geldverleiher.«
    »Ist es merkwürdig für einen Juden, ein Ritter zu sein? So wie Ihr?«
    »Ich bin keines von beidem, Mistress. Ich bin weder Ritter noch Jude. Meine Familie ist jüdisch. Ich habe alles hinter mir gelassen, außer Jamie. Und er ist der Nächste.«
    Sie lächelte so leicht, wie er gelächelt hatte. Sie neckten einander auf eine nicht greifbare Weise, sie und

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