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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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die Mehrzahl seiner berüchtigten Großtaten im Dienste Johns verübt hatte, im Namen des Königs. Und dass folglich der größte Teil seiner Reichtümer aus dem Handel mit Menschen stammte, und zwar nicht aus dem mit Sklaven, sondern mit Erben.
    Erben, von denen König John gewollt hatte, dass sie beobachtet, gefangen und manchmal an den Meistbietenden verkauft wurden. Gelegentlich auch vernichtet. Mouldin hatte sie alle für John gefangen gehalten, Erben und Mündel, kleine Söhne und Töchter, sowohl von Feinden als auch von Freunden. Der Wart der Erben. Der Jäger. Nicht von Wild, sondern von Erben. Denn manchmal … nun, manchmal liefen sie davon.
    Einmal waren sie ihm entkommen.
    Daher der königliche Zorn.
    Der König hieb so hart mit der Faust auf den Tisch, dass der bebte, dann begann er, nach Bechern und Schüsseln zu greifen, und schleuderte sie durch das Kabinett. Sie prallten gegen die Wand am anderen Ende, ein Becher nach der anderen Schüssel, Explosionen von Töpferwaren.
    Cig neigte sich blitzschnell nach hinten, als ein Teller an ihm vorbeigeflogen kam und eine schmierige Spur von Knoblauchsoße auf die Binsen zog. Ein Hund unter dem Tisch erhob sich, um die Köstlichkeit zu kosten, zog sich aber sofort wieder unter den Tisch zurück, als John seinen Stuhl mit einem Tritt wegstieß. Der Falke auf der Sitzstange hinter dem Stuhl umklammerte unruhig das Metall, hob eine Klaue und setzte sie weder ab. Sein mit einer Haube verhüllter Kopf wippte nervös.
    John stützte die Hände auf den Tisch und umklammerte die Platte so heftig, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
    »Bringt mir Jamie«, sagte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Cigogné räusperte sich. »Jamie ist noch nicht zurückgekehrt, Sire.«
    Das hatte eine plötzliche Stille zur Folge. »Nicht zurückgekehrt? Wie kann das sein?«
    Cig vermutete, dass die Frage rhetorisch gemeint war, und erwiderte nichts.
    »Kein Jamie«, murmelte der König. »Kein Priester. Und jetzt ist Mouldin zurück im Spiel.« Ein Moment unbehaglicher Stille dehnte sich aus. Der König schaute auf. »Ich habe eine Aufgabe für Euch, Cigogné.«
    Cig beugte den Kopf. »Majestät.«
    »Geht nach Gracious Hill und bringt mir Peter von London. Nehmt genug Geld mit, um ein Lösegeld zu bieten, falls es nötig ist, aber vor allem bringt mir den Priester her, ehe die Rebellen es tun. Und Mouldin – tötet ihn.«
    »Aye, Sire.«
    »Und was den Priester angeht … Sorgt dafür, dass er keine Probleme macht.«
    Ein Schauder des Unbehagens ließ Cigogné frösteln. »Er ist ein Priester, Mylord.«
    Der Blick des Königs wurde hart. »Er ist ein Unruhestifter. Seht zu, dass er keine Probleme mehr macht.« Der König sah Cigogné direkt an. »Und bringt mir Jamie.«
    »Sire, auf welche Weise wollt Ihr …«
    »Auf die Weise, auf die Ihr dafür sorgen werdet, dass Jamie keinen Ärger mehr macht, sollte er auch nur den leisesten Hauch von Untreue erkennen lassen.«
    Jetzt spürte Cig Angst. Kälte in seiner Brust, etwas, was er nicht gespürt hatte, seit er auf sein erstes Schlachtfeld hinuntergeschaut hatte. »Sire.«
    Dieses eine Wort klang so abschätzig, war so klar eine Absage, so offensichtlich eine Missbilligung, dass der König innehielt und ihn anstarrte.
    »Hier geht es nicht mehr nur darum, ein Risiko zu vermeiden, Cigogné. Wir sind in Gefahr. Etwas, was die Zerstörung meines Königreiches zum Ziel hat, ist im Gange.«
    Cig schwieg.
    »Jamie kann in einem Regensturm einen Regentropfen aufspüren. Und doch hat er meinen Priester aus den Augen verloren?« Der König klang ungläubig. »Das ist wohl kaum vorstellbar. Irgendetwas geht hier vor. Und Ihr werdet herausfinden, was es ist. Mein Königreich wankt deswegen. Ich kann mich doch auf Euch verlassen? Oder muss ich jemand anders finden? Einen Getreueren? Einen ohne Lehnsgut?«
    Die Drohung war deutlich. Cig richtete den Blick auf die Wand über der linken Schulter des Königs und nickte knapp. »Ich bin Euer Lehnsmann, Mylord.«
    »Binnen einer Woche sind entweder beide bei mir oder sie sind tot. Bringt sie nach Everoot; ich werde dort sein.«
    Cig verließ das Kabinett, als ein weiterer großer schwerer Gegenstand hinter ihm auf dem Boden aufschlug. Er schaute sich nicht um.
    König John wartete, bis die Tür geschlossen war, dann richtete er den Blick in die dunkelste Ecke des Kabinetts und auf die dunkle Gestalt dort.
    »Folgt ihm. Sorgt dafür, dass es erledigt wird.«
    »Hast du die Botschaften

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