Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
Vom Netzwerk:
grasbewachsenen Ufer und zog sich das trockene Kleid über, ergriff ihre Tasche und eilte den Hügel hinauf. Sie befand sich noch auf halber Höhe, konnte aber von hier aus die Scheitel ihrer Köpfe sehen, die leisen Stimmen der Männer, die die Pferde sattelten, hören.
    Zu ihrer Rechten, aus dem Augenwinkel, nahm Eva plötzlich eine Bewegung wahr. Drei dunkle Gestalten bewegten sich geduckt durch den Morgennebel. Links von ihr schlichen noch drei Männer den Hügel hinauf. Alle verhalten, alle mucksmäuschenstill.
    Alle mit gezogenem Schwert.

24
    E va begann zu rennen.
    Die trockenen Kiefernnadeln und die dunkle braune Erde spritzten unter ihren Stiefeln, brachten sie zu Fall, sie rutschte den felsigen Hang hinunter, schlug sich die Knie an. Sie griff haltsuchend nach einer Baumwurzel, zog sich daran hoch, taumelte den Hügel hinauf, schwitzend und keuchend.
    Sollte sie rufen? Oder nicht rufen?
    Sie durfte die Verfolger nicht warnen. Aber wenn Roger sie bis jetzt noch nicht entdeckt hatte …
    »Jamie!«, rief sie, den Hang hinauflaufend, nicht bewusst, dass sie statt nach Roger nach Jamie rief: »Vorsicht, Vorsicht! Sie kommen!«
    Sie warf sich in dem Moment über die Kuppe des Hügels, als Jamie und Ry ihre Schwerter zogen. Jamies Blick war auf den Wald gerichtet, als Eva den Hang hinauflief.
    »Roger«, sagte er ruhig, »wenn du dem Wunsch widerstehen kannst, mich niederzustechen – wir könnten deinen Schwertarm jetzt gut gebrauchen.«
    »Ja, Sir«, sagte Roger leise. »Zählt auf mich. Ich schätze Räuber und Banditen nicht besonders.«
    »Ich auch nicht«, warf Eva ein.
    »Bei Euch vertraue ich weniger darauf, dass Ihr widerstehen könnt, mich niederzustechen«, entgegnete Jamie scharf, zog aber bereits einen Dolch aus dem Gürtel, in dem ein ganzes Waffenarsenal steckte. Er reichte ihn Eva mit dem Griff voran.
    »Erstecht mich nicht«, befahl er. Dann drehte er sich um und flüsterte: »Verteilt euch.« Roger streckte sich, den Dolch zu fangen, den Ry ihm zuwarf, und sie schwärmten in den Wald aus.
    Eva wandte sich nach rechts. »Hier entlang, Gog«, flüsterte sie. Sie und Gog würden sich nicht trennen. Sie waren wie Klinge und Scheide.
    Sie presste den Rücken an einen dicken Baumstamm und spähte auf die kleine, jetzt sonnenhelle Lichtung. Evas Mund fühlte sich absolut trocken an.
    Es war wie immer vor einer Begegnung mit einem Feind. Aber nicht bei einer wie der, bei der die Eichentüren eines Klosters niedergewalzt worden waren, in das Father Peter sie gebracht hatte. Bei der bewaffnete Reiter durch das Kloster galoppiert waren, um Eva und Gog aufzuspüren. Nein, es waren die stillen Begegnungen, die ihr den Mund trocken werden ließen. Aber wenn man von Königen und Grafen gejagt wurde, war das natürlich nur verständlich.
    Hier und da verrieten sich bewegende Äste, wo die Männer durch den Wald schlichen. Waren es mehr als die sechs, die Eva bereits gesehen hatte? Waren es Banditen? Freibeuter?
    Erben-Jäger?
    Eva streckte die Hand aus und tastete nach Gog, der niemals mehr als einen oder zwei Schritte entfernt war. Klinge und Scheide.
    Ihre Hand griff ins Leere. Sie streckte sie ein wenig weiter aus. Noch mehr Leere. Gog war fort.
    Furcht überfiel sie. Sie wandte sich langsam um und zwang ihre Augen, den Morgendunst zu durchbohren.
    Langsam tauchte die Silhouette des hochgewachsenen Ruggart Ry auf, der einige Yards entfernt wie ein Steinpfeiler inmitten der Bäume stand. Sie ließ den Blick weiter schweifen und erkannte Jamie, der das Schwert bereithielt und sich an einen Baumstamm drückte, die dunkle Wange an die Borke gepresst. Seine schimmernden Augen schauten sie an. Eva zog leicht die Schultern hoch und hob die Hand, die Innenfläche nach oben gerichtet, zu einer stummen Frage. Gog? , bildete sie mit den Lippen. Jamie kniff die Augen zusammen und schüttelte dann kurz den Kopf.
    Sie erblickte eine gebeugte Gestalt, die einige Dutzend Schritte entfernt durch das Unterholz kroch … Gog.
    Eine Welle der Erleichterung durchströmte sie, die jedoch im nächsten Moment von Angst erstickt wurde. Ein Schatten, geduckt wie Gog, folgte ihm.
    Eva machte sich bereit, stumm, die Knie gebeugt, die Arme leicht vorgestreckt. Schweiß bildete sich auf ihren Armen. Die Schattengestalt kam Gog immer näher. Eva tat den ersten Schritt.
    Etwas klammerte sich um ihren Hals und riss sie rücklings von den Füßen. Ihre Klinge fiel zu Boden. Eva schlug mit voller Wucht auf dem Waldboden auf, dann zerrte eine

Weitere Kostenlose Bücher