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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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werden würde, oh, der Gedanke, dass König John ihm ebenso Entsetzliches antun könnte, wie er es seinem Vater angetan hatte … Sie wusste genau, was sie dann tun würde: Sie würde sich durch die ganze Welt schlagen bis hinauf zu König John, der diesen Wahnsinn in Gang gesetzt hatte.
    Würde sie gefangen genommen werden … was immer Gog erwartete, für sie würde es doppelt, dreimal, nein unzählige Male schwerer werden.
    Am besten gar nicht daran denken.
    »Das ist alles, was wir brauchten, nicht wahr?«, sagte sie langsam und mit kaum beherrschter Stimme. »Ein paar Augenblicke, und alles ist wieder gut? Was wisst Ihr denn schon davon?«
    Jamie beobachtete Eva genau. Sie hatte die Fäuste so fest geballt, dass ihre Fingernägel sich schmerzhaft in ihre Handflächen graben mussten. Ihr Kinn zuckte nur ein- oder zweimal, dann verharrte sie reglos. Ihr Blick bohrte sich in seinen, riss sich dann mit einer fast körperlichen Kraft los.
    Was immer Jamie ihr bis jetzt auch getan haben mochte – und man konnte sagen, dass es viel war –, sie war jetzt zehnmal wütender als je zuvor, und das nicht wegen etwas, was er getan, sondern wegen etwas, was er gesagt hatte.
    Was hatte er gesagt?
    Jamie sah von ihr, die starr, reglos dastand, zu Gog, der aufgeregt, jungenhaft auf den Zehen wippte. Am Rand von Jamies Bewusstsein nagte etwas. Etwas Beunruhigendes.
    Eva und Gog beseitigten die letzten Zeichen einer Auseinandersetzung, während Jamie weiter nachdachte. Dabei konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit auf eine einzige unumstößliche Tatsache: Diese Männer waren keine zufälligen Angreifer oder irgendwelche Räuber gewesen. Nein, diese Männer waren auf der Jagd gewesen.
    Und sie waren direkt auf Eva und ihren Gog losgegangen.
    Was bedeutete, dass Mouldin wusste, dass Roger wieder in England war, und dass er seine Männer zurückgeschickt hatte, während er mit dem Priester weitergeritten war. Und das wiederum ließ die Schlussfolgerung zu, dass der Kleriker für ihn wertvoller als Roger war. Da Father Peters Wert in seinem Wissen lag, musste er also etwas wissen, was kostbarer und bedeutender war als der vermisste Erbe von d’Endshire.

25
    S ie ritten schnell während des Rests des Tages, so schnell, wie die Pferde es zu leisten vermochten. Sie hielten sich am Waldrand und zogen sich zurück, wann immer sie Hufschlag oder Stimmen näher kommen hörten. Nach Jamies Einschätzung konnte ihre Beute nicht weit vor ihnen sein. Sie hielten mit ihr Schritt. Offensichtlich war Mouldin nicht mehr schneller als sie.
    Sonst hätte er haltgemacht, um auf die Männer zu warten, die nie zurückkommen würden.
    Oder vielleicht die Zeit für ein Treffen abgewartet. Oder für eine Konfrontation.
    Aber das schien unwahrscheinlich. Abgesehen von den wilden Tieren war dies ein leeres Land, und die einzig sichtbaren Spuren führten direkt nach Norden, also folgte Jamie ihnen, wenn auch immer auf der Hut.
    Während der Tag voranschritt, erlaubte Jamie es Eva und Gog einige Schritte vorauszureiten, während er und Ry ihnen folgten.
    Als Jamie schon seit einer ganzen Weile schwieg, schaute Ry schließlich zu ihm hinüber. »Du vermutest, dass sie mehr weiß, als sie sagt.«
    »Ich weiß , dass sie mehr weiß, als sie sagt.«
    »Warum bedrängst du sie dann nicht ein wenig? Du hast eine lange und beredte Geschichte, wenn es gilt, Leute zum Reden zu bringen und dazu, Dinge zu tun, die sie nicht sagen oder tun wollen.«
    »Ich habe sie gedrängt.« Wenn auch nicht so sehr, wie er es hätte tun können.
    Evas gerader, schmaler Rücken bog sich anmutig, als sie Roger etwas zu ihrer Rechten zeigte. Ihr ausgeblichenes, eng am Oberkörper anliegendes Kleid war kornblumenblau, sodass sie selbst ein wenig aussah wie eine Blume, was wieder einmal, dachte Jamie bei sich, ein lächerlicher Gedanke war. Sie hatte am Morgen versucht, ihr Haar in einem Hängezopf zu bändigen, aber der Wind hatte sich als sehr eigenwillig erwiesen. Jetzt, am Mittag, hatte sie die Bänder gelöst und das Haar zu einem kompliziert aussehenden Kunstwerk aufgetürmt, das von einigen entrindeten Zweigstücken an Ort und Stelle gehalten wurde. Jetzt war es nur noch einzelnen Locken erlaubt, sich daraus zu lösen. Die feinen Strähnen fielen über ihren sonnenheißen Nacken.
    Jamie gefiel dieser Anblick sehr.
    »Und was ist dein Plan?«, brach Ry in seine Tagträumerei ein. »Wirst du den ›bösen Mann‹ spielen?«
    »Das werde ich.«
    »Wie?«
    Jamie fasste die Zügel

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