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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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Seine Augen glänzten, und er tätschelte ihren Arm. Eva wurde plötzlich bewusst, dass Gog größer war als sie. Sehr viel größer. Wieso hatte sie das nicht schon früher bemerkt? Wie hatte sie dieses Heranwachsen nicht sehen können, das vor ihren Augen stattgefunden hatte? Sie war auf eine diffuse, beunruhigende Weise erschrocken.
    Jamie und Ry sahen zwischen Eva und Roger hin und her, dann begannen sie, die Toten tiefer in den Wald hineinzubringen. Als ließen sie Eva und Gog allein, um dies zu klären, wie heimatlose Mädchen und deren Schützlinge es vermutlich taten. Unglücklicherweise hatte sie absolut keine Ahnung, wie man solche Dinge klärte.
    Jäger, Mörder, rachedurstige Könige – Eva hatte es in ihrem Leben mit vielen Hindernissen zu tun gehabt. Aber niemals mit einem Streit mit Roger.
    Genau genommen war es nicht richtig, dass ein Kampf jemandes inneres Feuer so entzünden konnte. Alles, was sie sich wünschte, war ein kleines Haus an einem Fluss und dass für einen Teil des Jahres die Sonne schien.
    Sie wartete, bis Jamie und Ry außer Sichtweite waren, dann fragte sie leise: »Warum hast du dich von mir getrennt?«
    »Es tut mir leid, Eva.« Er hörte sich jedoch keineswegs bedauernd an, als er vor ihr stand und auf den Zehen wippte. Seine blonde Stirnlocke fiel ihm weit in die Stirn und bedeckte ein Auge. »Ich dachte, wir würden uns trennen und von hinten herankommen …«
    »Du kannst mich nicht einfach so zurücklassen!«, fauchte sie und überraschte sich selbst damit.
    Gogs beschwingtes Wippen hörte auf. Er sah sie schweigend an. Diese Art von emotionalem Ausbruch war nicht Evas. Erst Sprachlosigkeit und jetzt dies, dieses Aufwallen von Gefühlen, die ihr fast den Hals zuschnürten.
    »Ich hätte niemals zugelassen, dass sie dich kriegen, Eva«, schwor er mit gedämpfter Stimme. »Ich wollte um die Männer herumgehen …«
    »Du denkst, ich möchte dich in der Nähe haben, damit ich in Sicherheit bin?« Ihr Lachen klang ungläubig und ein wenig gekränkt.
    »Eva«, sagte er, und seine Stimme klang irgendwie fester. »Es waren sechs. Sechs. Die sechs Männer aus dem Stall. Die, die Father Peter mitgenommen haben. Das bedeutet, sie wurden zurückgeschickt, Eva. Er weiß, dass wir hier sind. Und ich werde mich nicht hinter deinen Röcken verstecken und zulassen, dass irgendjemand uns fängt, Eva. Keinen von uns. Bei meinem Leben.«
    Sie starrten sich an, tausend ungesagte Dinge brodelten unter ihrem Schweigen. Jamie und Ry tauchten zwischen den Bäumen auf und betraten die Lichtung. Roger richtete sich auf und hob die Stimme laut genug, dass die beiden ihn hören konnten. »Ich wollte im Kreis um sie herumgehen, Eva. Und mich von hinten heranschleichen. Ich wollte dich beschützen.«
    » Du beschützt nicht mich «, entgegnete sie in einem heftigen, endgültigen Ton.
    »Aber genau das hat er getan«, ließ Jamie sich vernehmen. »Wäre er bei Euch geblieben, wäre er gefangen genommen worden. Ihr beide. Zwei von ihnen hätten euch gepackt, die anderen vier hätten sich gegen mich und Ry gewandt. Roger hat gut daran getan, sich von hinten anzuschleichen. Dadurch hat er sie gezwungen, sich zu teilen.«
    Sie sah ihn kalt an. Jamie stand da, sein Schwert halb zurückgeschoben in dessen Scheide, und sah sie eindringlich an. »Ich denke, damit hat er ein gutes Stück Kriegskunst gezeigt«, schloss er.
    »Denkt Ihr das?«, sagte sie in einem gedehnten, tiefen Ton. Es war als Warnung gedacht, aber er kümmerte sich nicht darum.
    »Aye. Roger hatte eine Wahl zu treffen. Und das hat er getan.« Jamies Augen hielten ihre fest. »Es hat uns nur einige wenige Augenblicke verschafft, aber das war alles, was wir brauchten.«
    Blicklos starrte sie ihn an, denn sie sah nicht Jamie vor sich, sondern die Vergangenheit. Alle diese Männer, die sie gejagt hatten, alle diese Dinge, die fast geschehen wären. Nein, all die Dinge die geschehen waren . Die mörderische Wut, das Blut, die Schreie, das Davonrennen. Und die unschuldigen Mönche, die versucht hatten, ihnen zu helfen, wann immer die Jäger auf ihren riesigen schwarzen Pferden gekommen waren und Eva und Gog gezwungen hatten, wieder in die Wälder zu fliehen.
    Was wusste Jamie davon? Von den Jahren, die sie damit verbracht hatte, Gog zu beschützen, von den Jahren des Davonrennens? Vor Männern wie Jamie. Fruchtlose Wut wallte in ihr auf.
    Wenn Gog starb, sie wusste nicht, was sie tun würde. Auch sterben, vermutete sie. Wenn er jedoch gefangen genommen

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