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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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korrigierte sich Eva ärgerlich. Eine Schenke hätte den Männern Englands wohl auch nicht gereicht.
    Und der Matsch. Er war überall. Ein Morast von Hufabdrücken und Wagenspuren und Schuhabdrücken. Matsch und Spuren und …
    »Vielleicht werden wir ihre Spur nie wiederfinden«, sagte Jamie. Sein Kinn war angespannt, und er rieb es sich mit dem Handballen. »Diese vielen Spuren, dann ein Fünfmeilenritt nach Norden zur niedergebrannten Brücke, um ihren Weg wieder aufzunehmen.«
    Ein Moment des Schweigens folgte, in dem sie alle über die Konsequenzen dieser Feststellung nachdachten.
    Sie folgten jetzt einer leichten Wegbiegung und konnten schließlich jenseits der Bäume auf der anderen Seite eine große Traube sich bewegender Menschen ausmachen.
    Die flache, rechteckige Fähre legte gerade am diesseitigen Ufer an. Der Fährmann hatte seine Stake in den Grund gestoßen, um zu verhindern, dass die Fähre zu hart am morastigen Ufer anlandete. Die Männer auf der Fähre spreizten die Beine und fingen die schwankenden Bewegungen ab. Sie alle trugen Rüstung und führten ein Pferd am Zügel.
    »Jamie«, sagte Ry leise.
    Die menschliche und die behufte Fracht war jetzt dabei, die Fähre zu verlassen, und schickte sich an, den schmalen, gefurchten Pfad den Hügel zu ihnen hinaufzureiten.
    »Das ist ein Heer«, sagte Ry.
    »Das sehe ich.«
    Wieder ein kurzes Schweigen. »Das sind Rebellen. Sie tragen FitzWalters Zeichen.«
    »Auch das sehe ich.«
    »Ich dachte, sie wären damit beschäftigt, Northampton zu belagern«, brummte Ry.
    »Ich hörte, dass sie stattdessen nach Bedford Castle gezogen sind und es eingenommen haben.«
    »Aber warum reiten sie nach Süden?«
    Jamie stieß einen Atemzug aus. »Der einzige Grund, einen fischreichen Bach zu verlassen, ist, einen noch größeren Fisch fangen zu wollen.«
    Ry sah ihn an. »London ist ein gutes Stück größer.«
    »Du denkst, sie haben London eingenommen?«
    Falls die Rebellen London eingenommen hatten, würde sich die Lage rapide verschlechtern. Aber es war unwahrscheinlich, dass sie diese Stadt jemals mit Gewalt einnehmen können. Genau genommen waren sie nicht einmal in der Lage gewesen, das relativ wehrlose Northampton Castle einzunehmen. London könnte, selbst mit seinen bröckeligen Mauern, Widerstand bis zum Jüngsten Tag leisten.
    Wenn die Stadt das wollte.
    Aber London war wankelmütig, und der Kastellan des einst mächtigen dazugehörigen Baynard Castles war ein Gefolgsmann des Anführers des Rebellenheeres: Lord Robert FitzWalter. Sollte London sich also entschieden haben, den Rebellen seine Tore zu öffnen, nun, dann wäre das eine ganz und gar andere Sache. Ein gelungener Streich ohne Blutvergießen.
    Es war nicht undenkbar, dass FitzWalter versuchen könnte, die Stadt anzugreifen. Es war aber auch nicht sicher. Es war ein kühnes Unterfangen, ein großes Risiko.
    Und warum jetzt?
    In den vergangenen fünf Monaten hatte FitzWalters Heer getäuscht, geplündert, mit den Muskeln gespielt und den König gereizt, aber all das war kaum entscheidend gewesen. Nach Wochen der Belagerung kleiner Burgen und dem Scheitern bei dem Versuch, Zutritt zu gewinnen – es sei denn, die Tore waren von innen geöffnet worden –, warum zogen die Rebellen jetzt einem so kostbaren Ziel entgegen? Warum wollten sie den König jetzt herausfordern, warum jetzt ihre Stärke beweisen?
    Die Zügel fühlten sich schwer in Jamies Händen an. Ry schaute ihn an, und sie sagten wie aus einem Munde: »Father Peter.«
    »Hurensohn«, brummte Ry.
    Und dann taten sie, was jeder tat, der einem Heer auf dem Vormarsch begegnete: Sie gingen ihm aus dem Weg.
    »Kopf runter«, brummte Ry, aber Jamie hatte den Kopf bereits gesenkt und weggedreht.
    Er und Ry saßen ab, als der Trupp Soldaten von der Fähre polterte und durch die schmale Straße mit den Werkstätten und Läden zu beiden Seiten zog, auf Jamie und die anderen zuritt.
    Eva saß starr wie ein Holzbrett im Sattel. Seit zehn Jahren hatte der Anblick auch nur eines einzigen behelmten Reiters Gefahr bedeutet. Jetzt mit einem ganzen Heer konfrontiert zu sein ließ sie frieren wie die Kälte im Januar.
    Gog, der an Rys anderer Seite ritt, drückte den Rücken durch. Der Junge vibrierte nahezu vor Anspannung. Ry neigte den Kopf und winkte Roger mit dieser Bewegung zu sich. Jamie hob Eva aus dem Sattel, packte sie dann sofort am Handgelenk.
    Ry trat neben Jamie und legte den Arm um ihn, stützte ihn, als sei er verletzt. Und das nicht, um besondere

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