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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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verletzt hatte, niemals auch nur so viel getan hatte, wie jemanden unverblümt anzulügen – abgesehen vom König. Und doch hatte er eine lange Liste von Leuten zusammenbekommen, die ihn abgrundtief hassten.
    Robert FitzWalter stand ganz oben auf dieser Liste.
    Würden er oder seine Männer Jamie in die Hände bekommen, würde nichts seinen Zorn eindämmen. Die Soldaten würden sich Jamie leicht greifen können, wenn er ihnen wie jetzt zahlenmäßig tausendfach unterlegen war. Dann würden sie ihn in Stücke reißen, Glied für Glied. Buchstäblich.
    Das Gute war, dass sehr viele mit Reisestaub bedeckte, ungekämmte Männer in diesen Zeiten auf den Straßen unterwegs waren. Solange ihn niemand erkannte, würde Jamie einer unter diesen vielen sein. Namenlos, bedeutungslos.
    Und dann sah er sie – Chance.
    Chance, FitzWalters Gespielin und Botin, die zur selben Zeit wie Jamie in seinen Diensten gewesen war. Sie würde ihn erkennen, noch bevor sie ihn sah. Und unter ihrem Kleid befand sich ein dickes Lederwams, und in ihren blassroten Röcken fanden sich jede Menge Klingen.
    Wut stieg in ihm auf, heiß und rasch. Er zügelte sich sofort, aber darauf folgte eine plötzliche Mattheit. Es war etwas Normales, so wütend zu sein. Sich so zu zügeln. Die starken Gefühle zu bezähmen, die in ihm tobten, sodass er sich fühlte, als würde er an etwas sägen, das sich tief in ihm festgebissen hatte.
    Den Kopf gesenkt, den Blick nach oben gerichtet, die Hand auf ihrer Hüfte, drängte Jamie Eva zu dem Haus an der Straße mit dem zurückgesetzten Eingang. Sie stolperte. Schwarzes Haar fiel ihr ins Gesicht, als sie zu ihm schaute.
    »Jagen diese schlechten Männer Euch?«
    Gewissermaßen , dachte er. In diesem Fall sind es schlechte Frauen.
    »Soll ich Euch retten?«
    Klug wie sie war, hatte Eva gespürt, dass es hier um mehr ging als die übliche Besorgnis, in den Weg eines vorrückenden Heeres geraten zu sein.
    »Ich bin nicht mehr zu retten«, murmelte Jamie und lauschte auf irgendwelche Anzeichen, erkannt worden zu sein.
    »Und schließlich seid Ihr ja auch ein sehr schlechter Mensch.«
    »Höchstwahrscheinlich ist das so.«
    »Eine Schande.«
    »Es gibt nichts, was Ihr tun könntet.«
    »Ich könnte schreien.«
    Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt wieder Eva. Ihre Stimme hatte einen nachdenklichen Klang angenommen, deshalb wusste er nicht, ob Eva nur laut gedacht oder mit ihm gesprochen hatte.
    »Um Hilfe rufen.« Ihre grauen Augen streiften ihn. »Euren Namen rufen.«
    Seine Augen funkelten sie an. »Oh ja, Eva, das könntet Ihr tun, aber das wäre ein sehr schlimmer Fehler.«

28
    E r drängte seine Hüfte hart gegen sie, schob Eva zu dem schmalen, etwas zurückgesetzten Eingang des Hauses, und als sie den nächsten stolpernden Schritt machte, trat er hinter sie und zog sie mit dem Rücken an seine Brust. Dann bog er mit ihr in die Türnische.
    Sein Arm war um Evas Schultern gelegt, sodass sie sich wie ein Schild fühlte. Sie waren so gut wie unsichtbar, eingehüllt in ihre Kapuzenumhänge. Unter den Dachtraufen mussten sie aussehen wie gewöhnliche Bettler.
    Einen Arm um ihren Leib geschlungen, hatte seine Hand ihre Hüfte gepackt. Der andere Arm lag noch um ihre Schultern, doch Jamie ließ ihn tiefer gleiten, bis unter ihre Brüste. Er neigte den Kopf zur Seite und hielt seine Lippen an ihr Ohr.
    »Seht Ihr, was ich unter einem Fehler verstehe?«
    Sein Atem streifte ihr Ohr, und das dunkle Vibrieren seiner Stimme war ihr so nah, dass es sie zittern machte. Leider nicht vor Angst. »Wenn Ihr denkt, die Soldaten sind hinter mir her, wie viel würden sie dann wohl für Roger zahlen, was meint Ihr, Eva?«
    Ein Frösteln schnitt durch ihren Bauch wie kalter Stahl. »Was?«
    »Wie habt Ihr es gemacht?« Er schob sie weiter hinein in die Tiefe der Türnische.
    Sie hatte weiche Knie. »Was gemacht?«
    »Wie habt Ihr Roger aus England herausgebracht, vor all den Jahren?«
    Er hätte ihr ebenso gut einen Schlag in den Magen versetzen können. Sie konnte nicht mehr atmen. Ihre Knie drohten nachzugeben, sie nicht mehr zu halten. Instinktiv griff sie nach etwas, um sich abzustützen, aber natürlich war da nichts, nur die Arme des Mannes, der sie in Geiselhaft hatte. Sie schloss die Finger um den Unterarm, den er über ihren Bauch gelegt hatte, wie einen Riegel aus Stahl.
    »Woher wisst Ihr es?«, wisperte sie.
    »Wie könnte ich es nicht wissen?« Er bewegte die Hand, und sein Daumen strich über ihre Brust.
    Eva atmete langsam

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