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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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verwandeln. In ein langes, heiseres Stöhnen, das sich zu seinem Namen formte.
    Er starrte hinauf zu den klaren Sternen und ließ das Feuer ausgehen, aber den Schlaf fand er nur selten.
    »Sie alle?«, schnauzte Mouldin. »Alle sechs? Meine besten Männer, und keiner von ihnen ist zurückgekommen?«
    Mouldin und sein Sergeant befanden sich am Ufer eines schnell fließenden Flusses, der von den kürzlichen Unwettern stark angeschwollen war. Mouldin starrte zurück zu der Holzbrücke, über die sie soeben geritten waren. Die Sonne brannte heiß und ließ das Wasser so hell funkeln, dass das Licht in die Augen stach.
    Father Peter lehnte den Kopf in den Nacken und genoss die Kühle, die vom Fluss heraufkam, die Rast vom Reiten. Er ritt gern wie jeder, aber seine gewohnte Art des Reisens war die auf dem Rücken eines Esels. Seit vielen Jahren schon war er nicht mehr so viel geritten, nicht seit er Könige und Grafen verstimmt hatte und von einem feudalen Hornissennest zum nächsten gereist war. Was der Beweis dafür war, dass er zurück im Geschäft war.
    Mouldin wandte sich an ihn. »Was wisst Ihr, alter Mann?«
    »Insgesamt sehr viel mehr als Ihr. Vom Verschwinden Eurer dummköpfigen Soldaten weiß ich allerdings nichts.«
    Mouldin starrte über den Fluss zu dem Hügel auf der anderen Seite. »Ein Fünfzehnjähriger kann nicht sechs meiner Männer niedermachen«, knurrte er. »Niemand könnte das.«
    »Jamie könnte es«, warf sein Sergeant ein.
    Das Einzige, was zu sehen war, war helles grünes Frühlingsgras und eine unbefestigte Straße, die sich in einer ausgefransten Zickzacklinie den Hang hinauf erstreckte, wie der Schwanz eines räudigen jungen Hundes. Die Luft roch nach frischem Gras und sonnenheißen Kiefernnadeln. Der Wind ritt auf dem Rücken des Schweigens heran und brachte das Schilfrohr entlang des Flussufers zum Rascheln. Ansonsten war es still.
    Mouldin nahm den Zügel an, wendete sein Pferd. »Wir reiten weiter. Schnell jetzt.« Er gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte den Hügel hinauf. »Verbrenn die Brücke hinter uns.«

26
    A m Nachmittag des vierten Tages hielten sie am Rand des Tales und starrten auf den Fluss unter ihnen.
    »Wir werden die Fähre benutzen müssen«, stellte Ry unnötigerweise fest.
    Es war unnötig, weil sie alle deutlich die Überreste einer kleinen Holzbrücke sehen konnten, die über das Flüsschen geführt hatte, das jetzt so offensichtlich ein Fluss sein wollte. Eva ritt näher heran. Sie standen nebeneinander und starrten hinunter auf die reißende Strömung.
    »Der letzte Sturm muss zu viel für sie gewesen sein und sie fortgerissen haben.«
    Eva empfand Mitgefühl mit der kleinen Brücke.
    »Sie sieht verbrannt aus«, sagte Jamie. Schweigend betrachteten sie die verkohlten Reste der Brückenpfosten, die wie dunkle, gebrochene Finger aus der Erde ragten.
    »Sie wissen, dass wir ihnen folgen.«
    Jamie fuhr sich mit den Händen durch das Haar und zerrte ungeduldig am Lederband, mit dem es zurückgebunden war. Es umrahmte sein Gesicht und machte, das Jamie nur noch attraktiver aussah, und das trotz des drei Tage alten Bartes, der jeden anderen bestenfalls wie einen Landstreicher hätte aussehen lassen.
    Eva runzelte die Stirn.
    »Es gibt keinen anderen Weg«, sagte er, und eine Spur von Ungeduld ließ seine Worte hart klingen. »Es bleibt nur die Fähre.« Sie wendeten die Pferde, um dem Flusslauf nach Süden zu folgen. »Uns und jeder anderen Seele in dieser Gegend.«
    Fast sofort stießen sie auf Leute. Bis jetzt waren sie nur gelegentlich einem Dörfler oder Marktbesucher oder einem Pilger begegnet, zu Pferde oder zu Fuß, oder kleinen Gruppen von Menschen. Aber jetzt, als sie den Weg den Hügel hinaufritten, der wiederum zu dem hinunterführte, was jetzt die einzige Möglichkeit der Flussüberquerung im Umkreis von zwanzig Meilen war, nahm die Zahl der Menschen zu.
    Der Fluss war jetzt breiter als an der Stelle, an der die niedergebrannte Brücke ihn überspannt hatte. Die Strömung war deshalb geringer und für einen Fährbetrieb gut geeignet. Die Nachmittagssonne ließ das Wasser leuchten.
    Ein kleines Dorf war hier entstanden. Es waren überwiegend Werkstätten und Läden, die das anboten, was Menschen auf Reisen brauchten. Es gab einen Schmied für die Reparatur von Wagenrädern und Waffen, einen Schnallenmacher, einen Kerzenmacher sowie einen Laden mit Leder, jemand verkaufte heiße Pasteten, und natürlich war auch eine Schenke vorhanden.
    Nein, zwei,

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