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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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auf. Keuchend riss die Zwergin die Hand fort, als die Oberländerin auf dem Sand aufprallte und kreischend die Arme über den Kopf schlug. Sie durften sie nicht berühren! Niemand durfte sie berühren. Nicht einmal sie selbst durfte jemals Hand an die wunderschöne und zugleich schreckliche silberne Nadel legen.

    Maruha setzte sich in den Sand und rieb sich schmerzend die Hand. »Bei den lons und Gottgleichen!«, stöhnte sie, spreizte die Finger und schüttelte dann die Hand. »Aber dieses Ding dort ist das Werk der Hexe, ganz unbestritten. Es ist kalt , kälter als Schatten.«
    »Bist du verletzt?«, fragte Brandl besorgt.
    »Nein, ich habe es zum Glück nur gestreift! Wir müssen das arme Kind zu den anderen bringen, sobald wir unseren Rundgang beendet haben …«
    »Pfui, nein!«, widersprach Collum. »Wenn sie verhext ist, darf sie keinen Fuß in unsere letzte sichere Feste setzen …!«
    »Oh, sei still!«, knurrte Maruha, sprang auf die Beine und klopfte sich den Sand von ihrem Gewand. »Das Kind ist am Verhungern und Verdursten und bedarf unserer Hilfe.«
    Hilfe . Das Wort gemahnte die Oberländerin an etwas, etwas … Sie erinnerte sich wieder an das Gesicht des jungen Mannes, lediglich vom Sternenlicht erleuchtet, halb von ihr abgewandt. »Du kannst mir nicht helfen«, flüsterte er. »Ich kann keine Sterbliche lieben, solange die Weiße Hexe am Leben ist.« Helft mir, helft mir!, wollte sie rufen, aber die quälende Nadel beraubte sie der Stimme sowie ihres Erinnerungsvermögens. Das Bild des jungen Mannes verblasste, noch während sie es verzweifelt festzuhalten versuchte. Sie barg das Gesicht in den Armen und weinte. Maruha beugte sich zu ihr.
    »Komm, mein Kind«, sagte sie sanft. »Komm mit uns.«
    Sie lag reglos da, vollkommen ermattet. Nichts ergab Sinn. Sie war so müde und wollte nur ruhen. Maruha umfasste ihren Arm und zog sie hoch.

    »Hilf mir, Collum«, keuchte sie. »Wir müssen sie tragen.«
    Der bärtige Zwerg blieb mit verschränkten Armen wie angewurzelt stehen. Es war Brandl, der herbeieilte und die Oberländerin am anderen Arm packte. Er roch nach Fett und Kerzenwachs. Bei dem Geruch drehte sich dem Mädchen der Magen. Maruha funkelte Collum finster an.
    »Wie du meinst«, zischte sie. »Ich weiß nicht, wer dieses Kind ist oder warum es die Nadel der Hexe in sich trägt. Aber ich weiß, dass es keine Freundin unserer mächtigen Feindin sein kann, und bei Ravenna, ich werde die Nadel entfernen, koste es, was es wolle!«

2
Höhlengänge
    K östlicherFisch, in Öl gebraten, mit saftigem weißen Fleisch und Gräten, so zart wie junge Triebe. Die Oberländerin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und suchte in ihrer Schüssel nach mehr. Wie lange war sie nun schon bei den Zwergen? Hier unten, ohne das Licht des Sonnensterns und das Funkeln der Sterne, hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren.
    Ihre Gefährten verbrachten Stunden damit, die schier endlosen Tunnelgeflechte zu durchwandern, und legten nur selten eine Pause ein. Das schwache Glühen der Perle blieb unbemerkt in dem lichten Schein der Lampen, die die Zwerge mit sich führten. Brandls Blick ruhte unverwandt auf ihr, wachsam und fasziniert zugleich. Collum konnte sie nicht leiden; er sah sie nie an. Maruha war die Sanfte, Gütige, die ihr Nahrung und Wasser gab und ihr sogar das verfilzte Haar bürstete, wobei sie die silberne Nadel vorsichtig aussparte. Bei dem Gedanken an die Nadel erzitterte sie. Der Schmerz schien nie ganz zu verebben, aber solange sie jegliche Erinnerung ausblendete und nicht zu sprechen versuchte, war die Pein erträglich.
    Das Mädchen und die Zwerge stießen auf ihrer Wanderung auf
keinen weiteren sprudelnden Quell. Die Höhlengänge waren ausgedörrt, ihre Bäche längst versiegt. Dennoch wusste Maruha stets mit erstaunlicher Gewissheit, wo Wasser zu finden war. Von Zeit zu Zeit ließ sie durch einen geschickten Schlag mit ihrer Hacke ein dünnes Rinnsal die Höhlenwand herabsickern. Dann trank das Mädchen gierig, bis Collum es mit der Schulter beiseitestupste, um ihre Wasserschläuche zu befüllen. Anschließend versiegelte Maruha das Loch mit einem Holzstift, markierte die Wand mit einem kompliziert anmutenden Zeichen, und sie brachen erneut auf.
    Wann immer sie eine Weggabelung erreichten, blieben die Zwerge stehen und zogen ein rechteckiges Pergament zurate: alt, vergilbt und an der Falz eingerissen. Das Mädchen erhaschte einen Blick auf Linien, die kreuz und quer über dem Papier verliefen,

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