Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)
»Seltsames Metall«, murmelte er, »sehr hart. Silber der Gottgleichen, würde ich sagen. Kein menschliches Feuer kann es schmelzen. Daraus kann man ausgezeichnete Pfeilspitzen machen.«
Da kam der letzte lon aus dem Feuer, ein flohfarbener Greif, der vorn die Gestalt eines Falken und hinten die einer großen Katze hatte.
»Terralon«, sagte Aeriel lachend. Sie genoss ihren Triumph. Alles schien jetzt erreicht.
»Wir müssen Kriegsrat in Isternes halten«, sagte der Greif.
»Und dort die noch freien lons versammeln«, sagte Bernalon. »Marelon und Pendarlon und die anderen.«
Der weiße Vogel auf dem knorrigen Baum erhob sich. »Ich will sie benachrichtigen«, sagte er. Dann breitete er die Flügel aus und segelte über den Abgrund davon.
»Beeilung, Beeilung«, sagte der Paradiesvogel. »Auch wir müssen fliegen.«
Aeriel zügelte ihre Begeisterung jetzt. »In Pirs ist ein junges Mädchen«, sagte sie. »Ich habe versprochen, zu ihr zurückzukommen. «
»Die Hexe hat bereits ihre Söhne nach Hause beordert«, warnte der Panther. »Es wird Krieg geben.«
»Wir müssen Pläne für eine Belagerung schmieden, und das bald«, fügte Pirsalon hinzu. »Ehe die Weiße Hexe wieder ein Kind stiehlt, damit sie sieben Engel der Nacht hat.«
Irrylath kam zu ihnen. Aeriel konnte ihn in der Dunkelheit spüren. Talbs stetiges Hämmern, der die Waffen schmiedete, klang durch die Nacht. Irrylath blieb stehen. Aeriel drehte sich um und fuhr dann erschrocken zurück, denn der Prinz streckte seine Hand aus.
»Komm, Aeriel«, sagte er sanft. »Unsere Aufgabe hat gerade erst begonnen. Wir müssen nach Isternes zurückkehren und mit den lons beraten.«
Langsam ging Aeriel auf ihn zu, vorsichtig, denn er sah sie immer noch wie ein seltsames Wesen an. Blut klebte in seinem Haar, wo Dirnas Spindel ihn getroffen hatte. Ohne zu überlegen, berührte sie seine Hand, und zu ihrem Erstaunen zog er sie nicht weg, noch wich er ihrem Blick aus.
»Wir müssen über Pirs reisen«, sagte sie, »denn Roschka und Erin erwarten mich.«
»Klettere auf meinen Rücken«, sagte der Greif, und Irrylath hob sie auf und setzte sie zwischen Terralons große braungelbe Schwingen. Aeriel wollte ihrem Mann in die Augen sehen, aber er hatte den Kopf abgewandt, obwohl er es jetzt nicht mehr vermied, sie zu berühren.
»Geht nur«, hörte sie Talb sagen, der einen Moment seine Arbeit unterbrach. »Lasst mir nur ein Reittier da, dann komme ich nach, sobald ich meine Arbeit beendet habe.«
Die Pfeilspitzen glühten silbrig weiß. Der Panther von Zambul setzte sich neben Talb. Der kleine Magier schwang seinen Hammer. Irrylath sprang auf den Rücken des Paradiesvogels. Aeriel beobachtete ihn. Vielleicht kannst du mich jetzt noch nicht lieben, dachte sie. Aber wir können wenigstens zusammenarbeiten,
bis wir unsere Aufgabe gelöst haben. Und danach? Wer weiß?
Der Greif erhob sich in die Lüfte, gefolgt von dem Salamander und dem Avarclon des Prinzen. Der flügellose Hirsch und die Wölfin sprangen mit riesigen Sätzen über den Abgrund; Sprünge, die sterbliche Wesen nicht ausführen konnten. Aeriel hielt sich im weichen Fell ihres Reittiers fest, während sie über das von Fackeln erleuchtete Orm flogen. Der Himmel über ihnen wölbte sich weit und war voller Sterne, als sie ostwärts durch die Lüfte eilten, nach Isternes.
Drittes Buch
Die Seele der Welt
1
Perlenlicht
S e wusste nicht, wo sie sich befand, nur dass sie in einer Höhle war, eingeschlossen von Wänden, ganz aus weißem Stein. Von irgendwo sickerte Licht durch, trübe und matt, und die Luft roch abgestanden: moderig und staubtrocken. Sie war durstig. Jeder Muskel ihres Körpers war steif, und hinter ihrem rechten Ohr pochte es vor Schmerz, so dass sie es keinesfalls berühren durfte. Ihr Haar fühlte sich klebrig und verfilzt an. Sie ließ den Blick über die tristen Höhlenwände schweifen. Seit langem irrte sie nun schon umher.
Ihr Magen verkrampfte sich so heftig, dass sie zusammenbrach. Sie kniete auf dem harten, mit grobem Sand bedeckten Tunnelboden nieder, bis der Anfall vorüber war. Sie musste weiter, Nahrung und Wasser finden oder sterben. Ihr war nicht bewusst, wie sie in die Höhle gekommen war, sie spürte nur mit unfehlbarer Gewissheit, dass irgendetwas sie verfolgte, ihr unbarmherzig auf den Fersen war: ein Schatten, ein Wesen, schwarz wie die Nacht. Das Licht spendete ihr Trost.
Sie rappelte sich auf und sah, woher das Licht rührte. Es kam von ihr , aus der Kuhle
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