Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
Vom Netzwerk:
»Der Pilgerruf hat dich zu mir geführt«, sagte sie. »Dein Kommen erfüllt mich mit Freude.«
    Doch sie seufzte bei jedem Wort. Das blasse Mädchen betrachtete sie. Das Gesicht der anderen, in dem echtes Willkommen zu lesen war, schien gleichzeitig von sonderbarer Traurigkeit überschattet zu sein.
    »Was birgst du in deiner Hand?«
    Die Oberländerin verspürte weder die geringste Angst noch das Bedürfnis zurückzuweichen. Sie dachte lediglich einen Moment nach, bevor sie die Hand von der Brust nahm. Das sanfte Licht der Perle schimmerte durch den Stoff ihres Gewandes. Das
Funkeln in den Wänden schien sich zu verstärken, ließ das Feuer der Perle heller leuchten. Die dunkelhäutige Frau lächelte.
    »Das Ei eines Glühwürmchens«, murmelte sie, »bereits entzündet! Oh, das trifft sich ausgezeichnet, denn einzig eine Korundmuschel kann das fassen, was ich dir zu geben habe. Darf ich es sehen?«
    Bedenkenlos streifte sie das glühende Kleinod ab. Die Frau nahm es in die gewölbte Handfläche und ließ es von einer Hand in die andere gleiten. Das blasse Mädchen starrte sie an. Ihre Perle war verschwunden.
    »Sei unbesorgt«, bedeutete ihr die andere freundlich. »Bei mir ist sie in Sicherheit, und du erhältst sie bald zurück, das verspreche ich. Lass mich jetzt deinen Kopf untersuchen. Ich will sehen, was die Hexe dir angetan hat.«
    Sie zuckte nicht zusammen, sondern senkte das Haupt und gestattete den großen, zarten Händen der Frau, vorsichtig durch ihr Haar zu streichen. Jäh hielten sie inne. Die Frau sog scharf die Luft ein.
    »Ich verstehe.«
    Die sanfte Melodie in der Stimme der anderen beruhigte das blasse Mädchen mehr als reinstes Wasser. Sie hielt die Augen fest geschlossen, die Stirn gegen die Brust der hochgewachsenen Frau gelehnt. Die andere seufzte. Sie berührte die Nadel nicht, ließ jedoch eine Hand sanft auf dem Kopf des Mädchens, hielt ihn schützend. Der dunkle, eigentümliche Duft, der vom Haar und von dem Gewand der anderen ausging, erinnerte an feuchte Erde und Blumen, fremdartig und exotisch.
    »Nun erzähl, wie es sich zutrug, dass die Hexe dir eine Nadel
hinter das Ohr pflanzte. Du musst sehr zerstreut gewesen sein, um ihr dies zu gestatten – denn sie fürchtet dich, mein grünäugiges Mädchen, schon seit dem Tag, als du in Avaric einen ihrer Engel der Nacht gestohlen und wieder in einem Mann verwandelt hast.«
    Das Mädchen vernahm das leise Lachen der anderen, die ihr liebevoll über die Braue strich. Die Worte weckten keine Erinnerung in ihr, aber sie genoss die Berührung ihrer Hände. Sie waren kühl, geschmeidig weich und dufteten nach Myrrhe. Diese schwerere Luft war von Gerüchen durchtränkt, und Geräuschen, die so viel köstlicher waren als das dünne Gebräu außerhalb der Glaskuppel. Zärtlich hob die Frau den Kopf des Mädchens und suchte mit dunkelblauen Augen in den seinen.
    »Welch grüne Augen du besitzt, mein Kind! Eine Mischung aus Korund und Gold. Die Magie wird von dir angezogen wie Nektarvögel von Trichterblüten.«
    Das blasse Mädchen schloss die Augen und sog den berauschenden Duft der Frau und des Gemachs in sich ein.
    »Kannst du überhaupt sprechen, mein Kind?«, fragte die dunkle Frau.
    Das Mädchen zog den Kopf ein. Sie konnte nicht reden, wollte nicht, wagte nicht einmal den Versuch.
    »Versuch es«, bat die hochgewachsene Frau. »Lass mich sehen, wie tief die Nadel steckt.«
    Das blasse Mädchen schauderte. »Uh«, brachte es über die Lippen, ein dumpfes und hässliches Stöhnen. »Uhn, mmh.«
    Die andere runzelte die Stirn. »Tief, wie ich sehe.«
    »Mmh«, murmelte das blasse Mädchen. »Ngh.«

    Ihre Hand löste sich von seiner Wange. Das Mädchen spürte, wie sie behutsam über der Nadel schwebte.
    »Eisig wie Winterasche«, flüsterte die dunkle Frau. »Wie sie die Luft mit klirrender Kälte erfüllt! Sie darf keinesfalls stecken bleiben. Lehn den Kopf an mich, mein Kind!«
    Dankbar drückte das Mädchen die Wange an den schweren Stoff ihrer Robe. Einige Stellen fühlten sich feucht und kühl an, wie von Tau benetzte Blätter. Andere waren warm und gekräuselt, wie Steinmoos oder ein Mausfell. Das Mädchen schmiegte sich enger an die andere.
    »Ganz ruhig«, mahnte die hochgewachsene Frau. »Nicht bewegen! «
    Ungestüm, ohne Vorwarnung, drehte und wand sich die Nadel, wurde mit einem Ruck herausgezogen. Die Luft knisterte zischend, stank nach beißendem Rauch. Dann schoss ein solcher Schmerz in die Wunde, als rollte eine Feuerwalze

Weitere Kostenlose Bücher