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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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Irgendetwas riss an ihr, wie eine Perlenkette, aus der die Schnur herausgezerrt wird. Aeriels Gedächtnis löste sich auf. Sie litt Höllenqualen und hatte Todesangst. Es war ihr letzter Gedanke, bevor das Vergessen die Sterne verdunkelte.

    Unzählige Stunden später erwachte sie. Ihr Erinnerungsvermögen war kläglich, denn die Nadel in ihrem Kopf hatte ihr den Namen geraubt und einen schrecklichen Zauber entfaltet, um Aeriel alles vergessen zu lassen. Der Schwarze Vogel lag tot neben ihr auf dem Sand. Sie erhob sich, stand eine Weile reglos da und musterte ihn, bevor sie eilig davonschritt. Das Tier war für sie bedeutungslos. Sie erinnerte sich nicht daran. Die Perle auf ihrer Brust glühte sanft, unbemerkt. Aeriel tauchte tiefer in die Wüste ein, verschwendete keinen Gedanken an das Lager, denn auch das war für sie nicht länger von Bedeutung. Sie war ein Niemand. Ein blasses, namenloses Mädchen.
    »Und so bist du weitergewandert und irgendwann in die Höhlen der Zwerge gestolpert, wo du den Pilgerruf vernommen hast, der nach all den Jahren immer noch wirkt, und fandest den Weg zu mir.«
    Aeriel vernahm wieder die Stimme der Gottgleichen. Die züngelnden Bilder auf der großen Glaskugel waren verblasst. Sie schwebten vor ihr in der Luft, schwerelos wie hauchzarte Spinnweben, die nur noch schwach azurblau glimmten. Das Gemach war in Zwielicht gehüllt, nicht länger vollkommen dunkel. Aeriel ließ den Blick über die dunkelblauen Wände und den herabhängenden Gazestoff schweifen. Das Ruhebett, auf dem sie lag, war niedrig und komfortabel. Jemand drückte ihr einen kühlen Verband auf die Stirn. Eine eigentümliche Starre verhinderte, dass sie den Kopf drehen konnte. Die Gottgleiche richtete ein weiteres Mal das Wort an sie.
    »Weißt du, an welchem Ort du und deine Gefährten euch befindet?«

    Aeriel verlagerte das Gewicht, versuchte, sich aufzurichten. Natürlich wusste sie es. »In der Stadt aus Kristallglas.«
    »Weißt du, wer du bist?«, fragte die Gottgleiche.
    Das war leicht. »Aeriel.«
    »Und weißt du, wer ich bin?«
    Aeriel sog scharf die Luft ein, als die Erkenntnis sie schlagartig traf. »Ravenna«, hauchte sie. »Die letzte Gottgleiche auf Erden. «
    Die Frau neben ihr lachte, sanft und leise. »Mein Name lautet nicht Ravenna«, erwiderte sie, »das ist der Name der Stadt, die du Kristallglas nennst. Ihr echter Name ist NuRavenna, nach einer sehr alten Stadt auf meiner eigenen Welt.«
    Sie lachte erneut, und die federleichte Kugel erbebte kaum merklich, als die Worte der Gottgleichen die Luft aufwirbelten.
    »Mein eigener Name ist fast unaussprechlich. Das ist der Grund, weshalb ich so lange einfach ›die Herrin von Ravenna‹ genannt wurde. Zu irgendeinem Zeitpunkt wurde er zu ›die Herrin Ravenna‹ und manchmal sogar ›die Ravenna‹ verkürzt – die Zwerge bezeichnen mich immer noch so –, und schließlich werde ich heutzutage von den Oberländern lediglich ›Ravenna‹ genannt. Du solltest dieser Tradition folgen. Bist du stark genug, um aufzustehen?«
    Aeriel brachte ein Kopfnicken zuwege. Ihr Körper fühlte sich merkwürdig an, steif und gleichzeitig sonderbar geschmeidig, beinahe, als sei sie in einer Gestalt erwacht, die völlig unberührt und frisch war. Dieser Gedanke beunruhigte sie. Einen Moment lang, während sie sich in eine aufrechte Sitzposition zog, tropfte ihr das Blut aus dem Kopf, und ihr schwindelte. Dann fand sie
ihr inneres Gleichgewicht wieder. Ihre Hand glitt an ihre Brust, die nun leer war.
    »Ravenna«, flüsterte sie, »was ist mit meiner Perle geschehen? «
    »Streck die Hand aus«, erwiderte die andere sanftmütig.
    Als Aeriel gehorchte, schwebte die riesige, zerbrechlich anmutende Kugel näher. Sie senkte sich zitternd und verdichtete sich, während ihr blaues Licht an Intensität zunahm, bis sie hart und fest wurde, nicht größer als ein Daumennagel, und sich in Aeriels Handfläche schmiegte. Fassungslos starrte das Mädchen auf ihre Finger.
    »Meine Perle«, wisperte es leise.
    »Ja, mein Kind«, sagte die Gottgleiche. »Auch wenn sie nun weit mehr ist als nur das entzündete Ei eines Glühwürmchens.«
    Als Aeriel die Perle näher an ihr Gesicht brachte, um sie eingehend zu betrachten, kam Ravennas mächtige dunkle Hand und berührte das glühende Kleinod. Aeriel verspürte ein Aufwallen von Energie in sich, unsäglich kühl, wie das sanfte Kitzeln einer Feder, und das Licht in der winzigen Perle aus Korund wandelte sich von himmelblau zu

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