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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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ungeduldig der Ankunft der Boote. Die dunkelhäutigen Inselbewohner bewachten den dünnen, eisigen Felsvorsprung, vertrieben die Kreaturen der Hexe, die gelegentlich die Wasseroberfläche durchbrachen. Aeriels Gedanken wirbelten wild durcheinander. Selbst wenn sie vom Turm hinabschrie, trüge ihre Stimme niemals über das Kampfgetöse.
Und dennoch musste sie ihre Gefährten warnen! Auf einmal spürte sie die Wärme der Perle, die auf ihrer Stirn zu glühen begann. Da erinnerte sie sich. Natürlich. Durch das Flammenschwert konnte sie mit Erin sprechen.
    Aeriel schloss die Augen. Jegliche Ablenkung ausblendend, zwang sie sich, ein weiteres Mal mit der Flamme der Klinge zu verschmelzen. Im nächsten Moment überkam sie die vertraute Verwirrung, und sie fühlte, wie sie ins Schwert gezogen wurde und ihr Wesen dahinschmolz. Erins Gesicht tauchte vor ihr auf, nur eine Armlänge entfernt. Sie spürte die langen Schritte des dunkelhäutigen Mädchens.
    »Aeriel!«, keuchte ihre Freundin, hielt inne. »Wo bist du?«, schrie sie. »Beinahe ein Tagmonat ist verstrichen …«
    »Hoch über dir im Turm«, flüsterte Aeriel eindringlich. »Bitte hör mir zu! Rettet euch! Der Palast ist eine Falle! Betretet ihn nicht …«
    Ein Schlag mit der flachen Hand brachte sie zu Fall.
    »Sei still! Kein weiteres Wort, du dummes Mädchen«, fauchte Oriencor.
    Wie betäubt stöhnte Aeriel und blinzelte vor Tränen. Ihre Wange brannte, taub vor Kälte. Ihr Kieferknochen schmerzte. Ihr Hals schien verrenkt zu sein. Die Weiße Hexe beugte sich bedrohlich nahe über sie.
    »Dachtest du, ich warte seelenruhig ab, wie du sie warnst?«, krächzte sie. »Du bist hier, weil es mir Vergnügen bereitet, dich zusehen zu lassen. Eine Einmischung deinerseits werde ich nicht gestatten.«
    Mit selbstsicherem Gebaren starrte Ravennas Tochter zu ihr
hinunter; ihre grünen Augen funkelten erbarmungslos. Aeriel war überzeugt, dass Oriencor im nächsten Moment hinabschießen und sie erdrosseln würde. Im Fenster hinter ihrer Peinigerin war nichts zu sehen als weit entfernte Engel der Nacht und der grenzenlose Himmel, doch durch die Verbindung der Perle zu dem Schwert erhaschte Aeriel einen Blick auf den bestürzten Gesichtsausdruck des dunkelhäutigen Mädchens, das hastig herumwirbelte, den näher kommenden Barkassen zurief und sie mit fieberhaften Handbewegung zum Umkehren nötigte. Aeriel verbannte Erleichterung und Triumph aus ihrem Antlitz, damit die Hexe nichts mitbekam.
    »Ich werde meine Seelen erhaschen«, knurrte Oriencor, offenkundig in Unkenntnis darüber, was sich am Fuß der Feste abspielte. »Die köstlichsten, die lebendigsten werden mich für meine Reise durch die Tiefen des Himmels stärken.«
    Aeriel spürte, wie die Verbindung mit dem Schwert zu flirren begann. Sie ließ sie vollends erlöschen. Zumindest hatte sie ihr Ziel erreicht, auch wenn es sie einen Großteil ihrer verbliebenen Kraft gekostet hatte.
    »Aber sie sind zu Staub zerfallen«, protestierte sie schwach, erschöpft. »Das Volk von Oceanus ist tot …«
    Die andere lachte. »Sie wären natürlich längst gestorben, wären sie Sterbliche wie du. Doch das sind sie nicht. Sie sind Gottgleiche und leben sehr lange.«
    Sie versteht noch immer nicht, dachte Aeriel müde und verwundert. Sie weiß nichts von den Seuchen und der Zerstörung. Sie glaubt, dort ein blühendes Oceanus vorzufinden . Dann: Wenn sie wüsste … Wenn ich ihr zeigen könnte … Würde sie dann einlenken?

    »Alle Gottgleichen von Oceanus sind hingeschieden«, brachte Aeriel über die Lippen. Sie formulierte ihr Anliegen so deutlich wie möglich, »bei einem schrecklichen Krieg vor Dutzenden von Tausenden von Tagmonaten.«
    Ravennas Tochter lachte erneut. »Lügen! Meine Mutter hat dir das weisgemacht. Alles Unsinn. Die Alten sind wie Götter, nein, sie sind Götter. Und binnen kurzem werde ich mich zu ihnen gesellen. Ich habe mich in der Zauberkunst als Ihresgleichen würdig erwiesen. Bald werde ich das Geburtsrecht meines Alten Blutes einfordern und endlich auf meinem Mutterplaneten wandeln.«
    »Dort ist niemand!« Aeriel suchte fieberhaft nach einem Weg, um Oriencor zu überzeugen. »Seit langem ist kein Wagen gekommen. Sie sprechen längst nicht mehr von jenseits der Tiefen des Himmels.«
    Die Weiße Hexe spottete. »Unserer überdrüssig geworden. Kleiner Mignons, kleiner Golams, kleiner lebender Spielzeugpuppen überdrüssig geworden. Angewidert, so wie ich angewidert bin, von all den niederen Kreaturen

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