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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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Gemahl ruhte neben ihr, seine Atemzüge waren gleichmäßig und tief. Das sonderbare Prasseln des Regens war kaum mehr vernehmbar. Ihr notdürftiges Zelt raschelte sanft im schwachen, rhythmischen Wind. Aeriel drängte sich näher an Irrylath, zu benommen, um weiteren Geräuschen zu lauschen.
    Nach der Flut hatte Irrylath ihnen mit dem Hochzeitssari diesen kleinen Pavillon gebaut. Aus dem angespülten Treibgut hatte er Stöcke gefischt, in den weichen Boden getrieben und dann die unzähligen Meter gelben Stoff um den Rahmen gewunden. Das magische hauchdünne Gewand hielt jegliche Feuchtigkeit ab. Ihre Kleidung trocknete schnell, und der Boden, auf dem ihr Unterschlupf stand, war ebenfalls – auf unerklärliche Weise – binnen kurzem nicht mehr nass.
    Das leise Murmeln erklang erneut: Aeriel, erwache . Immer noch schläfrig, vergaß sie es in dem Moment, in dem sie die Augen aufschlug. Den Kopf auf einen Arm gestützt, betrachtete sie Irrylath. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, war sein Gesicht
friedlich – nicht mehr geplagt von den Träumen der Hexe. Mit einem Lächeln rief sie sich die Hitze seines Körpers in Erinnerung, die sie in den vergangenen Stunden gespürt hatte: All jene Tagmonate, seit ihrem Hochzeitstag, hatte sie sehnsüchtig diesem Augenblick geharrt.
    »Nicht länger mein Gemahl nur dem Namen nach«, hauchte sie und gab ihm einen Kuss, während sie ihm einige wirre Haarsträhnen aus seinem vom Löwen gezeichneten Antlitz strich.
    Irrylath drehte sich seufzend um, er schlief tief und fest. Erst vor einer kurzen Weile hatte er sie mit solch unverhohlener Leidenschaft an sich gedrängt, als schwebe ein drohendes Unheil über ihnen, das sie auseinanderreißen wollte, als verbliebe ihnen nur wenig Zeit. Aeriel lachte, erstaunt über ihre ungewohnte Glückseligkeit. Hier, unter ihrer Hochzeitsseide, betrachtete sie ihren Gemahl mit größter Aufmerksamkeit, dem Blick einer Liebenden. In ihren Augen war jeder Zentimeter von ihm an Schönheit nicht zu überbieten.
    Aeriel . Das leise Murmeln war wieder zu vernehmen, diesmal eindringlicher. Erschrocken fuhr Aeriel hoch. Sie blickte sich überrascht um, doch sie und Irrylath waren allein. Die Stimme, beklemmend vertraut, schien aus dem Nichts zu kommen.
    »Wo bist du?«, flüsterte sie.
    Hier , war die Antwort. In dir. Ich bin nun in dir.
    Aeriel überkam ein Schauer, ihr Blut wallte auf. Jäh stieg ihr der Duft Alter Blumen in die Nase, schwer und süß. Sprachloses Erstaunen überwältigte sie. Sie kannte die Stimme.
    »Ravenna«, hauchte sie zitternd. Als die Perle in Oriencors
Hand zersplitterte, hatte Aeriel angenommen, die Gottgleiche sei, wenn nicht schon früher, dann spätestens in diesem Moment, restlos vernichtet.
    Die leise Stimme in ihrem Innern schien zu lachen. Nicht alles, was Ravenna ausmachte, murmelte sie, wenn auch ein kleines bisschen, ja. Nenn mich Ravenna, wenn du möchtest: Ich bin ein Teil von dem, was sie einst war.
    Aeriel mühte sich, Atem zu schöpfen, die Neuigkeit zu fassen. Überwältigende Reue erfüllte sie plötzlich.
    Was grämt dich? , fragte Ravenna. Der Krieg ist gewonnen.
    Aeriels Brust hob und senkte sich vor stillem Schluchzen. Sie spürte die sternenförmigen weißen Punkte auf ihren Lidern, die sie von der Berührung der Hexe davongetragen hatte.
    »Weil ich dich enttäuscht habe«, flüsterte sie, »und die ganze Welt. Was spielt es für eine Rolle, dass der Krieg gewonnen wurde, wenn die Welt verloren ist?«
    Verloren? , rief die Stimme des Perlenstaubes in ihrem Blut. Dem Bösen meiner Tochter ist Einhalt geboten, mein Kind – die Dürre besiegt, ihre Kreaturen sind ertrunken – und mein Reim hat sich erfüllt …
    »Außer der letzten Strophe!«, entrüstete sich Aeriel. Ihr Zelt seufzte in der sanften Brise. Sie ließ den Blick über die Wände aus Seide schweifen, die verstreuten Kleidungsstücke, Irrylath. Verzweiflung hinterließ in ihrem Mund den Geschmack von Wermut. »Die letzte Zeile der Prophezeiung ist nicht eingetroffen. Dein Geschenk ist in alle Winde verteilt. Keine Tochter mehr, die die Welt heilen und die Krone für sich beanspruchen könnte. Alles war vergebens.«

    Nicht vergebens, flüsterte die Stimme der Gottgleichen in ihr. Das muss nicht sein.
    Aeriel schüttelte den Kopf. Wie viele weitere Generationen hatte dieser entsetzliche Krieg dem Planeten beschert – eine Handvoll? Zwei Dutzend? So erbärmlich wenige, dass es unbedeutend war. Ohne Ravennas Tochter, die den Heilungsprozess

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