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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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langsam. Der Erdplanet wurde voller. Der Sonnenstern sank tiefer am ebenholzschwarzen Himmel, und der Engel der Nacht kehrte nicht zurück. Aeriel betastete die kalte Stufe der Steintreppe, auf der sie saß. Die feuchte Luft des Treppenhauses ließ sie frieren. An ihren Händen klebte kalter Schweiß, und im Mund hatte sie einen Geschmack nach Metall.
    Das Warten zog sich endlos hin. Sie wagte es nicht, den Zwerg zu besuchen, weil sie ihn nicht bei seinen letzten Vorbereitungen stören wollte. Und sie glaubte nicht, die Gesellschaft der Gespensterfrauen im Augenblick ertragen zu können. Ihr einziger Trost bestand darin, dass sie bei der Rückkehr des Vampirs Gesellschaft haben würde. Seine letzte Braut sollte ja in ihr Vorhaben eingeweiht werden, und so würde sie, Aeriel, nicht ganz so alleine sein. Sie saß am offenen Fenster und beobachtete, wie langsam die Sonne unterging, und fuhr mit der Zunge über ihre trockenen Lippen, wobei sie leise die Wandermelodie der Ma’a-mbai pfiff, um sich Mut zu machen.
    Schließlich, als die Sonne schon fast den Horizont berührte, kam der Engel der Nacht mit rauschendem, wütendem Schlag seiner gewaltigen Schwingen von Westen herangeflogen. Aeriel sprang auf und lief zum Turm, aber er ging bereits die Treppe herunter, als sie dort ankam. Humpelnd zog er behutsam den Fuß nach, den er sich vor vielen Tagmonaten im Wasser des Höhlenflusses
verbrannt hatte. Aeriel stand auf der Turmtreppe und blickte zu ihm auf. Sein gebrochener Flügel hing noch immer schief herunter.
    Er entdeckte sie, blieb aber nicht stehen und kam direkt auf sie zu. Sein Gesicht war hart, seine Lippen zu schmalen Strichen zusammengepresst. Er war allein. »Da bist du ja«, sagte er knapp. »Ich befürchtete schon, ich müsste überall nach dir suchen. Ist die Webarbeit getan?«
    »Ja«, sagte sie und trat vor lauter Erstaunen einen Schritt zurück. »Sie ist getan. Aber …«
    »Aber wo ist meine Braut?«, vollendete er den Satz, wobei er die Fäuste öffnete und ballte, während er die Treppe weiter hinunterschritt. »Ich konnte keine finden, aber das macht nichts.« Die letzten Worte knurrte er. Er rauschte auf der Treppe an ihr vorbei und humpelte weiter nach unten. Aeriel zögerte einen Augenblick, dann folgte sie ihm. »Das heißt keineswegs, dass ich nicht eine Menge Mädchen mit Leichtigkeit hätte ergreifen können«, sagte er giftig, »aber sie waren alle so hässlich. Ich glaube, sie haben die hübschen Mädchen vor mir versteckt.« Er knirschte mit den Zähnen. »Ich werde es ihnen heimzahlen, wenn ich erst ein echter Vampir bin und über das Land herrsche. Dann werden sie mir alle ihre hübschen Mädchen geben müssen.«
    Aeriel starrte bestürzt hinter ihm her. Noch nie hatte er einen solchen Wortschwall von sich gegeben.
    »Aber wie es aussieht«, fuhr er schlecht gelaunt, aber nicht mehr wütend fort, »gibt es offenbar keine Mädchen, die hübscher wären als du; und da wegen meines gebrochenen Flügels
die übrigen Schwingen zu ermüden begannen, entschloss ich mich, erst gar keine mitzubringen, wo ich doch eine hier habe, die gut genug ist …«
    »Was?«, rief Aeriel. Sie konnte nicht glauben, was sie gehört hatte. Was soll das heißen? Sie stieß die Luft aus. Er meinte doch nicht etwa sie? Angst schnürte ihr die Kehle zu.
    Der Vampir redete weiter, ohne davon Notiz zu nehmen, dass sie ihn nicht mehr mit »mein Herr und Gebieter« anredete. Schon ihre erschreckte Reaktion schien ihn besänftigt zu haben. »Du bist nicht so hübsch, wie einige meiner Frauen gewesen sind«, sagte er achselzuckend. »Aber es wird schon gehen.«
    Aeriel blieb auf der Treppe stehen und starrte ihn an. Ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen. »Ich verstehe nicht«, hörte sie sich sagen, und das Echo ihrer Stimme umschwebte sie wie das Flattern der Fledermausschwingen im Turmgewölbe. Sie schüttelte den Kopf und dachte verzweifelt, nein, nein, sicher will er mich nur wieder quälen.
    Der Ikarus schnaubte verächtlich und warf ihr über die schwarz befiederte Schulter einen Blick zu. »Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Du wirst das Brautgewand tragen. Ja, du!« Er schwieg und stand einen Augenblick da und spielte mit seiner bleiernen Halskette. Dann lächelte er spöttisch, und Aeriel wusste nicht, ob der Spott ihr oder ihm selbst galt. »Fühlst du dich nicht geehrt?«
    Aeriel war wie benommen.
    Er musterte sie, nickte dann, so, als missfiele ihm der Gedanke, sie zu seiner Frau zu machen, weit

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