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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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Mitleid in ihrem Herzen, als sie den Griff der Klinge fester umfasste. Sie erschien ihr fast gewichtslos. Mit beiden Händen umklammerte sie das Heft und sah von dem gefallenen Ikarus zu Talb. »Sag etwas, damit es mir leichter fällt«, bat sie ihn.
    »Stoß die Klinge in sein Herz«, sagte der Zwerg, »und es ist vollbracht.«
    In seiner Stimme lagen weder Hass noch Groll. Trotzdem erfüllten sie seine Worte mit Abscheu, auch vor sich selbst, denn sie wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab. Sie blickte auf den Engel der Nacht: Er lag da, still wie der Tod, aber er lebte. Sie hob die Klinge über seiner Brust und versuchte, die Augen zu schließen.
    Sie hätte es schaffen können, wenn sie nur die Augen geschlossen hätte; verloschen wäre dann auch das Licht der Lampen, der Sterne und auch Talbs Fackel und der Glanz der Klinge. Sie hätte nur sagen müssen: »Für Eoduin!«, oder »Ich töte nicht, er ist schon tot!«, vielleicht auch: »Dies ist nicht der Engel der
Nacht, es ist jemand, den ich nicht kenne.« Aber sie konnte weder die Augen schließen noch sprechen oder sich bewegen. Sie hielt den glänzenden Dolch eine Ewigkeit über ihn, dann sackten ihre Arme schließlich herunter, und sie legte den Dolch auf den Boden.
    »Ich kann es nicht«, sagte sie. »Ich kann ihn nicht töten.«
    »Aber du musst es«, ermahnte sie der Zwerg freundlich, fast so, als wollte er sie auf die Probe stellen.
    »Es gibt nichts, was ich tun muss «, widersprach Aeriel heftiger als beabsichtigt. Ein wenig leiser, aber ebenso entschlossen fuhr sie fort: »Ich habe die Freiheit, eine solche Entscheidung zu fällen, und so entscheide ich, dass er nicht sterben soll.«
    Eine lange Weile saßen sie schweigend beisammen. Sie konnte Talb nicht ins Gesicht sehen, wusste aber, dass er sie eingehend musterte. Ebenso, dass er ihr vertraut und sich auf sie verlassen hatte. Ja, sie hatte sich lange genug eingeredet, sie könnte es tun, nur um festzustellen, dass sie dazu nicht in der Lage war. Sie hatte sich selbst und den kleinen Magier betrogen. Eine heiße Träne kullerte über ihre Wange, und seltsamerweise machte sie sich keine großen Sorgen.
    »Was sollen wir denn sonst mit ihm machen?«, fragte der Zwerg.
    »Ich …« Aeriel holte tief Luft. »Ich weiß es nicht. Ich will …« Sie wusste nur, dass sie versuchte, etwas zu sagen, ohne zu wissen, was sie sagen wollte.
    »Sprich es endlich aus«, sagte Talb.
    Aeriel biss sich auf die Lippe und berührte das Gesicht des Ikarus. Die eisige Kälte seiner Wange betäubte ihre Hand, aber
es kümmerte sie nicht. »Die Wasserhexe trank sein Blut und verhärtete sein Herz«, sagte sie sanft. »Er ist ebenso ihr Gefangener, wie die Gespensterfrauen die seinen waren. So, wie ich einst Mitleid für sie empfand, muss ich nicht jetzt Mitleid für ihn empfinden? Mein Herz …« Ihr Atem ging so kurz, dass sie sich unterbrechen musste. »Mein Herz drängt zu ihm. Ich will …« Sie stockte und schwieg für Momente. »Ich will ihn vor der Hexe retten, so, wie ich die Geisterfrauen vor ihm gerettet habe.«
    Nun erst wandte sie dem Zwerg ihr Gesicht zu und sah ihn zu ihrer größten Überraschung lächeln. Sie befürchtete, er könnte sich über sie lustig machen.
    »Er ist gewalttätig und böse«, rief sie verzweifelt. »Ich weiß das sehr gut. Aber seine Seele gehört noch ihm, ein letzter Funke Gutes steckt noch immer in ihm.« Sie senkte den Blick und spürte, wie sich ihre Kehle zusammenschnürte. »Noch ist er kein echter Vampir.«
    Der kleine Magier lachte leise, und es lag kein Spott in seinem Lachen, sondern Zustimmung. »So ist es also dieser letzte Funke, meine Tochter, den du bewahren und entfachen musst, wenn du ihn retten willst.«
    Aeriel blickte zu ihm auf. »Wie meinst du das?«
    »Vampire werden geschaffen, nicht geboren«, erklärte der Zwerg. »Er war nicht immer so. Einst war er das Kind einer Sterblichen …«
    »Du meinst, das Werk der Hexe kann rückgängig gemacht werden?«, rief Aeriel. »Er könnte wieder ein Mensch werden?« Diese Möglichkeit überwältigte sie. Bisher hatte sie sie für einen leeren Traum gehalten.

    Der Magier nickte vielsagend. »Vielleicht«, sagte er. »Vielleicht. «
    Sie spürte Zorn in ihrer Brust aufwallen. »Warum hast du das nicht eher gesagt?«, hörte sie sich fordernd fragen. »Beinahe hätte ich ihn unnötigerweise getötet.«
    Der Zwerg schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, mein Kind, ich glaube nicht, dass in dieser Hinsicht irgendeine

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