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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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erwacht gerade.«
    Aeriel richtete sich langsam auf, wartete, bis sich der Schwindel legte, und beugte sich über den Engel der Nacht. Seine Schwingen waren abgefallen, und die Federn lagen wie ein verstreuter Haufen Blätter auf dem Boden. Die Wundrisse auf Gesicht und Schulter hatten sich geschlossen und waren zu sauberen hellen Narben verheilt. Seine Jugend überraschte sie. Er schien nicht viel älter als sie.
    Trotz der Wundmale war er von ausgesuchter Schönheit, schöner noch, als der Vampir je gewesen war. Seine Haut hatte die hellbraune Farbe der Flachlandleute, und sein Haar besaß das glänzende Schwarz Eoduins. Er regte sich wie in einem bösen Traum. Seine Lider zuckten. Aeriel beobachtete ihn genau, und als sich seine Augen öffneten, leuchteten sie so blau wie das Licht des Erdplaneten.
    »Amme!«, rief er und fuhr in die Höhe. »Dirna, ich habe geträumt. « Seine jugendlich raue Stimme hatte noch etwas von ihrem kindlichen Klang bewahrt. Er saß einen Augenblick da, runzelte ängstlich die Stirn und murmelte wie zu sich selbst: »Ein
langer und wunderlicher Traum …« Sein Blick fiel plötzlich auf Aeriel, und er erschrak: »Wer bist du?«, fragte er. Aeriel nannte ihm ihren Namen. »Was hast du geträumt?«, fragte sie.
    »Ich erinnere mich …«, begann er. »Ich träumte, ich sei ein Vampir, der das Blut von Mädchen trinkt.« Er unterbrach sich verwirrt und blickte Aeriel prüfend an. »Du warst auch in meinem Traum«, sagte er. »Aber ich kenne dich nicht. Wie konnte ich da von dir träumen … ? Und da der Schatzmeister!«, rief er, als er den kleinen Mann neben ihr erkannte. »Was bringt dich zu solcher Stunde in mein Zimmer?«
    »Wir kamen, um den Engel der Nacht zu töten, mein Prinz«, erklärte der Magier.
    »Du bist Irrylath«, sagte Aeriel plötzlich leise. Diese Erkenntnis kam für sie nicht eben überraschend. »Dann ist dieses Schloss der Turm der Könige.«
    »Ja, ich bin Irrylath«, erwiderte er. »Meine Mutter ist die Königin Syllva und mein Vater der König Imrahil. Mädchen, bist du eine von den neuen Hofdamen meiner Mutter? Wo ist Dirna, und wo sind meine anderen Diener?«
    »Was hast du von Dirna geträumt?«, fragte der Zwerg freundlich.
    Der junge Prinz überlegte eine Weile. Er zitterte wie bei einem Kälteschauer. »Ich träumte«, sagte er zögernd, »ich träumte, dass Dirna mich in einen stillen toten See stieß und dass ich dort am Grund des Sees zwischen Aalnestern und Wassergras lag, dass es sehr kalt war, bis mich eine Wasserhexe fand und zu ihrem Palast brachte.«
    Aeriel dämmerte eine zweite Erkenntnis: »Die Wasserhexe
des Vampirs und die Märchenhexe aus Dirnas Geschichte sind ein und dieselbe Person«, murmelte sie so leise, dass es kaum hörbar war. Nun verstand sie auch die Wüstenschakale und deren Jagd nach dem unsterblichen Huf des Sternenpferdes.
    »Dort sprach sie Zaubersprüche über mich«, erzählte der Prinz weiter, »damit ich meinen Namen vergesse, und lehrte mich alle Dinge neu … wie man kleine Sumpfhühner erwürgt und … und anderes mehr.« Fröstelnd schloss er einen Augenblick die Augen. Aeriel schlang die Arme um ihren Leib. »Des Nachts sang sie mir vor. Sie erzählte, sie sei meine Mutter, und im Traum glaubte ich das. Sie sagte, wenn ich alt genug wäre, würde sie aus mir einen Vampir machen; ich würde werden wie meine sechs Brüder und die Königreiche dieser Welt erobern.« Er öffnete die Augen und starrte ins Leere. Aeriel hörte die wachsende Anspannung in seiner Stimme.
    »Zehn Jahre vergingen, in denen ich in ihrem Palast lebte. Dann, eines Nachts, gab sie mir einen Trank, der sehr kalt war, und sie selbst trank mein Blut, damit mich die Kälte nicht tötete, und öffnete meine Brust mit ihrem Fingernagel, um mein Herz in Blei einzuschließen.« Aeriel legte die Hand auf ihre Brust, als der Prinz es ihr gleichtat. »Dann gab sie mir ein Dutzend große Flügel und trug mir auf, loszufliegen, mir ein Königreich zu suchen und in vierzehn Jahren mit den Seelen von ebenso vielen Mädchen zu ihr zurückzukehren. So flog ich heim zum Turm der Könige, dem Schloss meines Vaters, wenn ich es auch nicht mehr kannte. Aber mein Vater war tot und meine Mutter durch das Sandmeer fortgezogen. Dann raubte und heiratete ich vierzehn Mädchen in ebenso vielen Jahren.« Die Falte zwischen
seinen Augenbrauen vertiefte sich. »Aber die letzte vergiftete mich.« Er wandte sich an Aeriel. »Sie sah aus wie du.« Aeriel konnte nicht antworten. Er

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