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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Pierce
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kannst.«
    Er wollte sich torkelnd aufrichten, die schwarzen Schwingen peitschten die Luft, so dass die Vorhänge sich blähten und ihr Hochzeitsgewand flatterte und die Öllampen flackerten. Aber seine ganze verzweifelte Wut half ihm nicht. Er klammerte sich mit der einen Hand am Bettvorhang fest, streckte die andere nach Aeriel aus und beugte sich weit vor, um sie mit seinen Schwingen einzufangen.
    Sie sprang zurück und hob abwehrend die Arme. Eine seiner eiskalten Hände packte ihr Handgelenk. Aeriel hörte sich schreien, als er sie an sich zog. Sie griff nach dem Dolch unter ihrem Gewand, doch bevor sie ihn ziehen konnte, tauchten die Gespensterfrauen auf.
    Schnell, geräuschlos huschten sie aus den Schatten, hinter den Vorhängen und Mauerecken hervor. Die Haut des Ikarus erschlaffte; Aeriel sah, wie er erschrak. Sie löste sich aus seinem Griff, als die Gespensterfrauen ihn umringten und von Aeriel
fernhielten. Der Vampir schrie bei ihrem Anblick laut auf und warf abwehrend die Arme in die Höhe.
    »Was macht ihr hier, meine Frauen?«, stieß er hervor. »Euer Anblick entsetzt mich. Bleibt mir vom Leibe!«
    Die Gespensterfrauen umschwebten ihn in engem Kreis. »Wir gehen nicht fort«, riefen sie, »denn du hast uns erwählt, und wir gehören dir.«
    »Warum seid ihr so hässlich?«, jammerte er. »Warum quält ihr mich? Warum sind alle meine Frauen so hässlich?« Seine Kräfte schwanden allmählich. Seine Flügel schlugen nicht mehr. Er sank langsam auf die Knie.
    »Du hast unsere Seelen gestohlen«, sagte eine der elenden Gestalten. »Wir konnten nichts als hässlich werden.«
    »Unser Blut hat er getrunken«, sagte eine andere, »und nur so viel übrig gelassen, dass wir leiden, furchtbar leiden.«
    »Verräterin«, keuchte der Ikarus. »Ich zeichnete euch vor allen aus.«
    »Du hast unsere Herzen herausgerissen«, zischelte eine andere, »sieh nur, was deine ›Gunst‹ uns gebracht hat. Lügner!«
    »Räuber!«
    »Mörder!«
    »Dieb!«
    Der Vampir stützte sich mit einer Hand ab, mit der anderen griff er sich krampfhaft an die Seite. Und als er dann in die hohlen Gesichter der gespenstischen Gestalten blickte, die langsam um ihn herumschlichen, sah Aeriel ein letztes glimmendes Aufbegehren in seinen Augen. »Was spielt das noch für eine Rolle? «, flüsterte er. »Was ist schon euer Leben wert? Ich bin der
Engel der Nacht, tausendmal mehr wert als ihr. Ich werde diese Welt beherrschen …« Sein röchelndes Wispern wurde schwächer. »Meine Mutter hat mir versprochen …«
    »Niemals«, antworteten seine Frauen und brachten ihn zum Schweigen.
    Der Vampir sackte zusammen und fiel vornüber auf den Boden. Aeriel beobachtete ihn durch den Kreis der schreitenden Frauen. Falls er noch immer aufbegehrte, so konnte man ihn nicht mehr verstehen. Er bewegte sich noch eine Weile schwach, dann rollte er mit einem Aufbäumen auf den Rücken; die Schwingen unter ihm waren zerknittert. Sein starrer Körper entspannte sich. Sein Kopf rollte von einer Seite zur anderen und lag dann still. Aeriel fasste sich an die Kehle, als sein keuchender Atem schwächer wurde. Seine farblosen Augen schlossen sich, öffneten sich. Er stieß einen tiefen, zitternden Seufzer aus. Dann schlossen sich seine Lider endgültig.
    Er atmete jetzt nur ganz flach. Er war nicht tot. Aeriel fühlte, wie alle Kräfte sie verließen. Langsam sank sie nieder und lehnte sich dabei gegen den nasskalten Stein der Wand. Die Diamantenklinge lag heiß und scharf auf ihrer Haut, unter dem Stoff ihres Gewandes. Sie spürte den Druck der feinen Kette um den Hals. Sie blickte den gefallenen Engel der Nacht nicht an. Sie wollte ihn nicht sehen. Aeriel schloss die Augen. Sie musste ruhen.

13
Tausch der Herzen
    A ls Aeriel die Augen öffnete, war alles wie vorher. Der Ikarus lag bleich und still auf seinen zerquetschten schwarzen Flügeln. Die dreizehn Gespensterfrauen standen fahl und regungslos um ihn herum. Schließlich stand sie auf und ging an ihnen vorbei auf den Vampir zu. Sie kniete neben ihm und löste seine bleierne Halskette.
    Sein Fleisch war kalt und farblos wie der Tod. Ihre Hände zitterten. Zuerst fürchtete sie, er könnte unter ihrer Berührung zu Asche zerfallen, doch er atmete noch immer. Und sie war auch darauf gefasst, er könnte den Schlaf nur vortäuschen und sie erwürgen, aber er rührte sich nicht. Sie hob die bleierne Kette hoch und löste die erste Phiole.
    Sie drehte sich um und hielt sie in die Höhe. »Wessen Seele ist das?«,

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