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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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wenigstens ein bisschen von dem Tee zu schlucken. Sein Körper wurde von Hustenanfällen geschüttelt, ein weiteres Symptom der Krankheit.
    Vorsichtig legte Annie ihre Hand auf seine Brust und spürte die Lungenstauung, durch die er nur noch rasselnd Luft holen konnte.
    Rafe sah ihr fasziniert zu. Sie heilte Wunden mit ihrer liebevollen Berührung, beruhigte Babys und Pferde und brachte ihn schier zum Wahnsinn, wenn sie sich liebten. Aber konnte sie mit ihrer besonderen Gabe auch etwas gegen diese Krankheit ausrichten? Einige der Indianer würden sich wieder erholen, andere dagegen nicht. Aber wer von den Überlebenden es auch ohne Annies Hilfe, ihre Kräuter und ihre Berührungen geschafft hätte, wäre unmöglich zu sagen. Was aber würde geschehen, wenn alle überlebten? Der Gedanke ließ sein Herz schneller schlagen, und er versuchte, sich seine Panik nicht anmerken zu lassen. Gott im Himmel! Wenn sie das schaffen würde, wie könnte er es dann rechtfertigen, sie allein für sich zu behalten? Etwas so Besonderes durfte doch nicht versteckt werden. Das wäre ein Verbrechen.
    Sein Mund verzog sich spöttisch. Gerade er machte sich Gedanken darüber, ob etwas verbrecherisch war oder nicht. Das Baby, dessen Hunger nun gestillt war, begann derweil zu gähnen. Rafe legte die Kleine auf die Decke und half dann Annie, so gut er es vermochte.
    Neben der alten Frau waren noch zwei weitere Frauen und ein Mann auf den Beinen. Aber auch sie hatten Fieber und waren zudem beunruhigt, weil Weiße in ihr Lager eingedrungen waren. Der Mann hatte zunächst seine Waffen holen wollen, sich aber wieder beruhigt, als Annie sanft auf ihn eingeredet und versucht hatte, ihm zu zeigen, dass sie nichts Böses wollte, sondern nur versuchte zu helfen. Annie erzählte Rafe davon, und er schwor, dass er von nun an immer an ihrer Seite bleiben würde. Wäre der Krieger nicht ganz so krank gewesen, hätte er sie vielleicht getötet!
    Jetzt kam die alte Frau wieder aus ihrer Ecke gekrochen. Sie sah zu, wie Rafe einen der großen Krieger stützte, da-mit Annie ihn überreden konnte, von dem Tee aus Weidenrinde zu trinken. Der Krieger versuchte sich zu wehren, doch Rafe kostete es keine Mühe, ihn zu bändigen. Nun sprach die alte Frau mit dem Krieger, vielleicht, um ihn zu besänftigen. Schließlich entspannte er sich und trank von dem Tee.
    Das Gesicht der Alten war durchzogen von tiefen Furchen. Sie war dünn und ging gebeugt. Aufmerksam musterte sie die beiden Weißen, Feinde ihres Volkes. Vor allem den großen Mann, der mit einer Selbstverständlichkeit seine Waffen trug. Aber selbst der große Häuptling Cochise hatte eingeräumt, dass nicht alle Weißen schlecht waren. Zumindest diese beiden schienen helfen zu wollen - wobei die weiße Frau half, während der weiße Krieger mit den stechend hellgrauen Augen sie machen ließ. In ihrem langen Leben hatte die alte Frau dieses Phänomen schon öfter bemerkt: Selbst die mutigsten, stärksten Krieger wurden seltsam hilflos, wenn eine bestimmte Frau in ihrer Nähe war.
    Die Frau war interessant. Sie hatte seltsam helle Haare, aber ihre Augen waren dunkel wie die ihres Volkes. Da sie sich mit der Heilkunde auskannte, war sie vielleicht ein weiblicher Medizinmann. Der Medizinmann ihres Stammes hatte zu den Ersten gehört, die der Fleckenkrankheit erlegen waren. Seitdem waren alle in schrecklicher Angst. Vielleicht wusste diese weiße Frau ja, wie man die Krankheit des Weißen Mannes heilen konnte.
    Die alte Frau schlurfte nach vorne. Sie deutete auf sich selbst und sagte: „Jacali“, und Annie vermutete, dass es ihr Name war. Dann zeigte sie auf den Topf mit dem Tee, den Annie in der Hand hielt. Annie gab ihn ihr. Die Alte schnüffelte zunächst daran, dann probierte sie davon. Schließlich gab sie ihn zurück, sagte etwas und nickte. Mit Handzeichen gab sie ihnen dann zu verstehen, dass sie bei der Pflege ihrer Leute helfen würde.
    Annie berührte erst ihre Brust, dann die von Rafe und nannte ihre Namen. Die Alte wiederholte beide Namen, wobei sie die Silben einzeln betonte, doch Annie lächelte und nickte, womit die Vorstellung beendet war.
    Sie war froh um die weitere Hilfe. Vom gesamten Stamm zeigten nur diese Frau und die beiden Jungen keine Anzeichen von Masern. Nun, da Annie den Tee verteilt hatte, wollte sie sich daranmachen, aus dem luftgetrockneten Fleisch, das sie im Vorratslager der Apachen entdeckt hatte, eine leichte Brühe zu machen. Ein großer Topf wäre jetzt natürlich vonnöten,

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