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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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hatte sein Wissen darum für sich behalten, vielleicht aus purer Selbstsucht, weil er etwas von ihr haben wollte, von dem niemand sonst wusste. Wie war es für andere Menschen, wenn sie sie berührte? Verspürten sie die gleiche heiße Welle der Leidenschaft, die sie immer bei ihm hervorrief? Sicher nicht. Aber er hatte beobachtet, dass ihre Berührung die fiebernden Indianer beruhigte. Immer wieder hatte er über ihre besondere Fähigkeit nachgegrübelt, sein Wissen jedoch für sich behalten.
    Er war beinahe erleichtert gewesen, als ihm bewusst wurde, dass sie keine Wunder vollbringen konnte. Die Menschen starben trotzdem, trotz ihrer heilenden Berührung. Wüsste sie jedoch um die Macht ihrer Gabe, würde sie beinahe von der Verantwortung erdrückt werden, sie benutzen zu müssen, selbst wenn es hoffnungslos war. Auch aus diesem Grund behielt er Stillschweigen darüber. Annie hatte sich ohnehin schon bis zur Erschöpfung verausgabt. Wie weit würde sie gehen, wenn sie davon wüsste? Und wenn sie scheiterte - würde es ihr dann noch mehr wehtun? Wie viel Kraft würde sie das Wissen um ihre Gabe kosten - und wie viel könnte sie ertragen, ehe ihr Herz oder ihr Geist der ungeheuren Belastung nicht mehr standhalten würde?
    Alles in Rafe schrie danach, seine Frau zu beschützen. Er würde sein Leben für sie einsetzen, um sie vor jeglicher Gefahr zu schützen. Und dennoch - wie konnte er hier stehen und zusehen, dass das Baby starb, wenn Annie es vielleicht retten könnte? Vielleicht würde sie es auch nicht schaffen. Doch Annie war seine einzige Chance.
    Blitzschnell nahm er den kleinen kraftlosen Körper, ehe Jacali auch nur protestieren konnte. Dann drehte er sich um und legte Annie das Kind in die Arme. „Halt sie fest“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Leg sie an deine Brust und halt sie fest! Reib mit deinen Händen über ihren Rücken. Und konzentriere dich nur darauf.“
    Auch wenn Annie ihn verblüfft ansah, zog sie das Kind instinktiv an ihre Brust. Das Baby lebte noch, wie ihr benommen bewusst wurde, auch wenn das Fieber den kleinen Körper sehr geschwächt hatte und die Kleine wie leblos in ihren Armen lag. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte sie zutiefst verwirrt.
    Jetzt kreischte Jacali wütend auf und versuchte, sich an Rafe vorbeizuschlängeln. Doch er schob sie mit der Hand zurück. „Nein!“, stieß er in zwingendem Ton aus, der die Alte sofort innehalten ließ. Vor Zorn glühten seine hellgrauen Augen regelrecht in der Dunkelheit. Wieder kreischte die Alte auf, doch diesmal vor Entsetzen. Aber sie wagte es nicht mehr, sich zu bewegen.
    Rafe wandte sich wieder an Annie. „Setz dich!“, befahl er barsch. „Setz dich und tu, was ich dir sage!“
    Annie gehorchte und sank in den Staub. Der kühle Nachtwind zauste ihre Haare.
    Rafe ging vor ihr in die Hocke. Annies kraftvolles Herz schlug nun dicht an dem kleinen Herzen, das immer schwächer wurde. Dann nahm er ihre Hände und legte sie auf den Rücken des Kindes. „Konzentrier dich!“, sagte er eindringlich. „Fühl die Wärme. Mach, dass sie die Wärme spürt!“ Annie war nun vollends verwirrt. Ob Rafe und Jacali beide verrückt geworden waren? Mit großen Augen starrte sie ihn an. „Welche Wärme?“, stammelte sie.
    Er legte seine Hände auf ihre, damit sie flach auf dem winzigen Körper ruhten. „Deine Wärme“, erklärte er. „Konzentrier dich, Annie! Bekämpf das Fieber damit.“
    Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wovon er sprach. Wie sollte sie das Fieber mit Wärme bekämpfen? Doch sie konnte den Blick nicht von seinen Augen abwenden, die wie Eis im Mondlicht glitzerten. Irgendetwas in deren kristallklaren Tiefen zog sie an und blendete die Dunkelheit um sie herum aus. „Konzentrier dich!“, sagte er wieder.
    Mit einem Mal verspürte sie tief in sich ein Schlagen. Rafe hielt ihren Blick immer noch mit seinen Augen gefangen, bis alles andere aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Es ist doch gar nicht möglich, dass man in der Dunkelheit etwas so klar sieht, dachte sie. Denn nicht einmal der Mond, hinter Wolken versteckt, spendete Licht, nur die funkelnden Sterne aus unendlicher Entfernung. Und dennoch glühten seine Augen wie ein Feuer, das sie über sich selbst hinaustrug. Das Pochen wurde stärker.
    Es ist das Herz des Babys, dachte sie, das ich spüre. Oder vielleicht war es auch ihr eigenes. Es erfüllte ihren ganzen Körper. Sie spürte das rhythmische Hin und Her, wie die Gezeiten, die sich in

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